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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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dich.«
    Wieder machte Luces Herz einen Hüpfer, denn sie hoffte, endlich ihre Eltern zu sehen. Aber die Stöckelschuhe, die da hastig über den Linoleumboden des Flurs klackten, das war nicht ihre Mutter, und kurz darauf sah Luce eine schmale, zierliche Gestalt in der Tür stehen. Miss Sophia. Sie hatte einen Paschminaschal in leuchtenden Herbstfarben über die Schultern drapiert und einen dazu passenden dunkelroten Lippenstift aufgetragen. Hinter ihr kam ein kleiner, kahlköpfiger Mann in einem Anzug ins Zimmer, gefolgt von zwei Polizisten, der eine stämmig, der andere dünn, beide mit Glatzenansatz und die Arme vor der Brust verschränkt.
    Der stämmige Polizist war der Jüngere. Er setzte sich auf den freien Stuhl neben Luces Bett. Dann - als er bemerkte, dass niemand sonst Anstalten machte, sich hinzusetzen - stand er wieder auf und verschränkte erneut die Arme vor der Brust.
    Der kahlköpfige Mann im Anzug machte einen Schritt nach vorne und streckte Luce die Hand hin. »Mein Name ist Schultz, ich bin der Rechtsanwalt der Sword & Cross.« Luce nahm steif die Hand. »Die Polizisten werden Ihnen nun ein paar Fragen stellen. Nichts, was vor Gericht verwendet werden kann, sie wollen nur ein paar Einzelheiten über den Unfall wissen…«
    »Und ich habe darauf bestanden, während der Befragung zugegen zu sein, Lucinda«, fügte Miss Sophia hinzu. Sie trat ans Bett und strich Luce über den Kopf. »Wie fühlst du dich,
meine Liebe?«, flüsterte sie. »Leidest du infolge des Schocks unter einem Gedächtnisverlust?«
    »Mir geht es gut, ich -«
    Luce unterbrach sich, als sie zwei weitere Personen im Türrahmen auftauchen sah. Als sie die dunklen Dauerwellen ihrer Mutter und die große Hornbrille ihres Vaters erkannte, brach sie beinahe in Tränen aus.
    »Mom«, flüsterte sie so leise, dass niemand es hören konnte. »Dad.«
    Sie stürzten an ihr Bett, umarmten sie, drückten ihr die Hand. Sie wäre gerne aufgesprungen und hätte sie fest an sich gepresst, aber sie fühlte sich dafür noch zu schwach, deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als ruhig im Bett liegen zu bleiben und sich still zu freuen, dass ihre Eltern da waren. Ihre Umarmungen waren zärtlich, aber aus ihren Augen sprach dieselbe Angst, die auch Luce bedrückte.
    »Liebling, was ist passiert?«, fragte ihre Mutter.
    Luce brachte kein Wort heraus.
    »Ich habe ihnen erklärt, dass du unschuldig bist«, sagte Miss Sophia und wandte sich dann an die Polizisten. »Irgendwelche Ähnlichkeiten mit dem anderen Vorfall sind zwar nicht ausgeschlossen, jedoch rein zufällig.«
    Natürlich hatten die Polizisten den Zwischenfall mit Trevor in ihren Akten vermerkt, das Feuer, das damals ausgebrochen war, seinen Tod in den Flammen. Und natürlich würden sie das im Zusammenhang mit Todds Tod … auffällig finden. Luce hatte inzwischen genug Erfahrung mit Polizisten, um zu wissen, dass sie nicht so schnell lockerlassen würden. Aber sie konnte ihnen nicht bieten, was sie sich erhofften. Sie würden frustriert und verärgert wieder abziehen.
    Der dünne Polizist hatte rotes Haar, das an den Schläfen schon grau wurde. Die aufgeschlagene Akte, die er in der
Hand hielt, schien seine ganze Aufmerksamkeit zu beanspruchen, denn er hatte Luce noch kein einziges Mal angeblickt.
    »Miss Price«, sagte er schleppend, mit typischem Südstaatenakzent. »Warum hielten Mr Hammond und Sie sich zu so später Stunde allein in der Bibliothek auf, während alle anderen Schüler eine Party besuchten?«
    Luce warf einen Blick zu ihren Eltern. Ihre Mutter nagte an ihrer Unterlippe, bald würde vom Lippenstift nichts mehr übrig sein. Das Gesicht ihres Vaters war weiß wie ein Laken.
    »Ich war dort nicht mit Todd«, verbesserte sie ihn, ihr war nicht klar, worauf der Polizist hinauswollte. »Ich war dort mit meiner Freundin Penn. Und Miss Sophia war auch noch in der Bibliothek. Todd saß lesend an einem der Tische, als das Feuer ausbrach. Penn war verschwunden und es war nur noch Todd da, mit dem ich -«
    »Mit dem Sie was?«
    »Augenblick mal«, unterbrach Mr Schultz den Polizisten. »Es handelt sich hier um einen Unfall, nur um das noch einmal klarzustellen. Sie vernehmen hier keine Tatverdächtige.«
    »Schon gut«, beschwichtigte Luce. »Ich werde auf die Frage antworten.« In dem Zimmer waren so viele Personen, dass sie überhaupt nicht wusste, wo sie hingucken sollte. Sie schaute den Polizisten an. »Was meinen Sie damit?«
    »Sind Sie eine jähzornige Person, Miss Price?« Er

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