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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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sie an. »Denkst du eigentlich daran, von hier wegzugehen…«
    »Die ganze Zeit«, sagte sie mit einem tiefen Seufzer. Natürlich wollte sie gerne so weit wie möglich von der Sword & Cross fort. Jeder wollte das. Aber sie versuchte, sich nicht völlig in irgendwelche Ausbruchsfantasien hineinzusteigern. Wenn Daniel sie nun allerdings fragte, ob sie nicht gemeinsam die Flucht planen wollten …
    »Nein«, sagte er, »das meine ich nicht, ich meine, hast du ernsthaft überlegt, an eine andere Schule zu wechseln? Deine Eltern gebeten, dich woanders hinzuschicken? Ich will damit sagen, dass … ich habe nicht den Eindruck, dass dir die Sword & Cross wirklich guttut.«
    Luce setzte sich auf einen breiten flachen Stein neben Daniel und zog die Knie ans Kinn. Wenn er damit andeuten wollte, dass sie eine schwer erziehbare Jugendliche war, die durch die anderen schwer erziehbaren Jugendlichen hier an der Schule erst recht auf die schiefe Bahn geriet, dann war das … doch etwas beleidigend.
    »Ich kann mir den Luxus nicht leisten, einfach an eine andere Schule zu wechseln«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Die Sword & Cross ist für mich«, sie zögerte, »so was wie der allerletzte Versuch.«
    »Hey, komm schon«, sagte Daniel.
    »Du weißt ja nicht, was -«
    »Ich weiß jede Menge«, unterbrach er sie. »Das Leben geht immer weiter, Luce.«
    »Wahnsinnig prophetisch von dir, Daniel«, sagte sie. Ihre Stimme wurde lebhafter. »Aber wenn du mich unbedingt
loswerden willst, warum sind wir beide dann hier? Niemand hat dich gezwungen, mich an den See mitzunehmen.«
    »Stimmt«, sagte er. »Da hast du recht. Ich wollte damit sagen, dass du … dass du anders bist als die anderen hier. Du hast einen besseren Ort verdient.«
    Luces Herz klopfte schnell, was bei ihr in Daniels Nähe immer der Fall war. Aber das hier war etwas anderes. Die ganze Situation brachte sie ins Schwitzen.
    »Als ich hierhergekommen bin«, sagte sie, »habe ich mir geschworen, dass ich niemand von meiner Vergangenheit erzählen würde … Was ich getan habe, um in der Sword & Cross zu landen.«
    Daniel nahm den Kopf zwischen die Hände. »Ich rede nicht davon, was diesem Typen widerfahren ist. Das hat nichts damit -«
    »Du weißt davon?« Luce blickte ihn entgeistert an. Nein, das konnte nicht sein. Woher wusste Daniel …? »Was auch immer dir Molly erzählt hat -«
    Aber sie wusste, es war zu spät. Daniel hatte sie neben Todd gefunden. Wenn Molly ihm erzählt hatte, dass Luce schon mal in einen mysteriösen Todesfall verwickelt gewesen war - Feuer, ein toter Junge - dann brauchte sie gar nicht erst anzufangen, irgendetwas erklären zu wollen.
    »Hör zu«, sagte er und fasste nach ihren Händen. »Was ich sage, hat nichts mit diesem Teil deiner Vergangenheit zu tun.«
    Luce konnte das nicht recht glauben. »Hat es dann mit Todd zu tun?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es hat mit diesem Ort hier zu tun. Es hat mit anderen Dingen zu tun, die …«
    Daniels Berührung rief in ihr etwas wach. Sie musste an die wild drängenden Schatten denken, die sie in der Brandnacht
gesehen hatte. Daran, wie stark die Schatten sich gewandelt hatten, seit sie auf diese Schule gekommen war - von einer leisen, schleichenden Bedrohung zu einem inzwischen fast allgegenwärtigen, übermächtigen Grauen.
    Sie war durchgedreht und geisteskrank - das musste Daniel an ihr gespürt haben. Vielleicht hielt er sie ja für ziemlich hübsch, aber zugleich musste er den Verdacht haben, dass sie psychisch krank war. Deshalb wollte er, dass sie die Schule verließ, damit er nicht weiter der Versuchung ausgesetzt war, sich trotzdem mit ihr einzulassen. Wenn Daniel das wirklich dachte, dann wusste er aber nur die Hälfte.
    »Hat es vielleicht mit den seltsamen schwarzen Schatten zu tun, die Todd gesehen hat?«, fragte sie, um ihn zu schockieren. Aber in dem Moment, als sie das aussprach, merkte sie, dass es ihr gar nicht darum ging, Daniel noch mehr zu verschrecken … sie wollte nur endlich jemandem davon erzählen. Zu verlieren hatte sie ja sowieso nichts mehr.
    »Was hast du gesagt?«, fragte er langsam.
    »Ach, du weißt schon«, meinte sie achselzuckend, in dem Versuch herunterzuspielen, was sie soeben gesagt hatte. »Mindestens einmal am Tag bekomme ich Besuch von diesem düsteren Zeugs, das ich die Schatten nenne.«
    »Tu nicht so«, sagte Daniel barsch. Und obwohl sein Tonfall verletzend war, wusste sie, dass er recht hatte. Sie hasste selbst, wie bemüht cool sie klang, wo sie doch

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