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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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einer roten Flüssigkeit gefüllt, die wohl so etwas wie eine Fruchtsaftbowle, natürlich ohne Alkohol, sein sollte. Mehrere Fliegen hatten sich bereits am Rand niedergelassen, ab und zu von einer unwirschen Hand aufgescheucht. Das alles wirkte so erbärmlich, dass die meisten Schüler unschlüssig herumstanden und nur darauf zu warten schienen, dass sie sich unauffällig verdrücken konnten. Luce sah, wie Penn - in einem schwarzen Kostüm - dem Priester die Hand schüttelte. Daniel stand abseits und flüsterte mit Gabbe.
    Luce wandte sich wieder zu Cam, der mit dem Finger sachte über ihr rechtes Schlüsselbein fuhr, bis zu der weichen Stelle an ihrem Hals. Sie atmete hastig ein und spürte, wie sie Gänsehaut bekam.
    »Wenn du die Halskette nicht tragen möchtest«, flüsterte er ihr ins Ohr, »kann ich dir auch etwas anderes schenken.«
    Seine Lippen waren so nah an ihrem Hals, dass Luce seine Schulter mit einer Hand wegschob und einen Schritt nach vorne machte.
    »Doch, doch«, sagte sie. »Die Kette gefällt mir.«
    Sie dachte an die Schmuckschatulle, die auf dem Tisch in ihrem Zimmer lag. Daneben stand die Wasserflaschenvase mit Daniels weißen Pfingstrosen, und sie hatte die halbe Nacht damit verbracht, zwischen den beiden Geschenken hin- und herzuschauen, abwägend, die Absichten, die dahintersteckten, erforschend. Cams Geschenk war viel klarer und eindeutiger. Wie eine Gleichung in Algebra, einfach zu durchschauen und leicht zu lösen. Daniels Blumenstrauß dagegen war wie Infinitesimalrechnung. Aber Luce hatte
Infinitesimalrechnung schon immer geliebt, wo man manchmal über eine Stunde benötigte, um nur einen einzigen Schritt weiterzukommen.
    »Ich finde die Kette sehr schön«, erklärte sie. »Ich hatte bisher nur noch keine Gelegenheit, sie zu tragen.«
    »Entschuldige«, sagte er. »Ich wollte dich nicht bedrängen.«
    Seine schwarzen Haare waren mit Gel zurückgekämmt, sodass sein Gesicht nicht wie sonst von Haarsträhnen halb verdeckt war. Das ließ ihn älter und reifer aussehen. Und er schaute sie so intensiv an, seine grünen Augen blickten so forschend, als wollte er tief in ihr Innerstes sehen. Und als würde er alles, was er dort entdeckte, gutheißen.
    »Miss Sophia meinte, man solle dir jetzt Zeit geben und dich in den ersten Tagen in Ruhe lassen. Bestimmt hat sie recht, du hast ja so viel durchgemacht. Ich will nur, dass du weißt, wie viel ich an dich gedacht habe. Ich denke die ganze Zeit an dich. Ich wollte dich unbedingt sehen.«
    Er strich ihr mit dem Handrücken über die Wange, und Luce spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie hatte viel durchgemacht. Und sie fühlte sich schlecht, weil sie nicht etwa wegen Todd heulte - dessen schrecklicher Tod allen so fremd und unbegreiflich geblieben war -, sondern wegen sich selbst. Aus Selbstmitleid. Weil die vergangenen beiden Tage so viel wieder hochgespült hatten, den Schock von Trevors Tod, die Trauer um ihr unwiederbringlich verlorenes Leben vor der Sword & Cross, alles, was sie erlebt hatte und niemals jemandem würde erzählen können. Niemals. Vor allem aber waren da die Schatten, die sie stärker als jemals zuvor bedrängten.
    Es war, als würde Cam das alles spüren oder zumindest einen Teil davon, denn er nahm sie in die Arme, drückte ihren
Kopf gegen seine breite, starke Brust und wiegte sie langsam hin und her.
    »Alles wird gut«, sagte er. »Du wirst schon sehen, alles wird gut.«
    Und vielleicht musste sie ihm ja auch gar nichts erklären. Es schien, als würde Cam sich umso stärker um sie kümmern, je katastrophaler es in ihr aussah. War es nicht genug, so in seinen Armen dazustehen, zufrieden, dass es da jemanden gab, der sie mochte, dem es nicht gleichgültig war, wie es ihr ging?
    Und es tat so gut , einfach nur gehalten zu werden.
    Luce wusste nicht, wie sie es anstellen sollte, sich aus Cams Umarmung zu lösen. Er war immer so nett zu ihr gewesen. Und es war ja auch nicht so, dass sie ihn nicht mochte, trotzdem wurde sie unruhig und wehrte seine Nähe leicht genervt ab, wenngleich mit einem schlechten Gewissen. Alles war so perfekt, Cam war da, um sie zu trösten, er war für sie da - das war genau, was sie jetzt brauchte. Nur … er war eben nicht Daniel.
    Eine Hand mit einer Serviette und einem Stück Angelcake streckte sich über ihre Schulter. Luce erkannte sie, vor allem aber die Maniküre. »Wenn jemand von euch was trinken will, da drüben gibt es Bowle«, sagte Gabbe und reichte Cam auch ein Stück

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