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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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geben würde?
    Hier musste ich meine erste Strafarbeit ableisten …
    Und hier hätte mich ein herabstürzender Marmorengel beinahe erschlagen …
    Und hierher hat mich ein Junge, den ihr wahrscheinlich nie als meinen Freund akzeptieren würdet, zu dem merkwürdigsten Picknick meines Lebens eingeladen.
    »Cam!«, rief in diesem Augenblick Mr Cole, als sie die Säule umrundet hatten.

    Cam stand neben einem großen schwarzhaarigen Mann in einem maßgeschneiderten schwarzen Businessanzug. Offensichtlich hatte keiner von beiden Mr Cole gehört oder die kleine Gruppe bemerkt, die von ihm durch den Friedhof geführt wurde. Sie wirkten ganz in ihr Gespräch vertieft und deuteten mit theatralischen Gesten zu der riesigen Eiche hoch.
    »Dein Vater und du, wolltet ihr auch an der Führung teilnehmen?« Mr Cole rief diesmal noch lauter. »Ihr habt das meiste schon verpasst, aber es gibt immer noch ein, zwei Dinge, die du sicher noch nicht weißt.«
    Cam drehte sich langsam zu ihnen um, dann wieder zu seinem Begleiter, den das alles zu amüsieren schien. Luce fand, dass der Mann neben ihm - mit seinen klassisch geschnittenen Gesichtszügen - zu jung aussah, um Cams Vater sein zu können. Aber vielleicht gehörte er ja zu den Menschen, deren Erscheinung sich mit dem Älterwerden kaum veränderte. Cams Blick streifte kurz Luces schmucklosen Hals, und er wirkte enttäuscht. Luce errötete. Sie war sicher, dass ihre Mutter die Szene beobachtete und sich dabei so ihre Gedanken machte.
    Cam beachtete Mr Cole nicht weiter, ging auf Luces Mutter zu und führte ihre Hand an seine Lippen. »Sie müssen Luces ältere Schwester sein«, meinte er galant.
    Penn, die neben Luce stand, stieß ihr den Ellenbogen in die Rippen und flüsterte leise, sodass nur sie es hören konnte: »Ich rutsch gleich auf der Schleimspur aus!«
    Doch ihre Mutter wirkte geschmeichelt, und zwar so sehr, dass sich Luce - und bestimmt auch ihr Vater - peinlich berührt fühlte.
    »Wir können leider nicht an der Führung teilnehmen«, verkündete Cam, zwinkerte Luce zu und wich einen Schritt
zurück, als Luces Vater auf ihn zugehen wollte, »aber es war uns eine große Ehre, Sie alle kennenzulernen.« Er blickte sie nacheinander an, nur Penn nicht. »Lass uns gehen, Vater. Wir müssen weiter.«
    »Wer war das?«, flüsterte Luces Mutter, als Cam und sein Vater - oder wer auch immer das gewesen sein mochte - in einen Seitenweg des Friedhofs verschwanden.
    »Och, nur einer von Luces Bewunderern«, sagte Penn, um die Stimmung etwas aufzulockern, erreichte damit aber genau das Gegenteil.
    » Einer von ihnen?« Luces Vater blickte Penn streng an.
    In der klaren Spätsommersonne bemerkte Luce das erste Mal ein paar graue Haare im Bart ihres Vaters. Sie wollte nicht den Rest des Besuchstags damit verbringen, ihn davon zu überzeugen, dass er sich um sie keine Sorgen zu machen brauchte. Dass sie eine brave Tochter war und sich nicht mit den Jungen an dieser Besserungsanstalt einließ.
    »Penn macht nur Spaß, Dad.«
    »Wir wünschen uns, dass du auf dich aufpasst, Lucinda«, sagte er.
    Luce musste daran denken, was Daniel zu ihr gesagt hatte. Dass sie nicht in die Sword & Cross gehörte. Und plötzlich wollte sie ihre Eltern nur noch anflehen, sie von diesem fürchterlichen Ort wegzubringen.
    Daniel. Die Erinnerung an die Szene mit ihm am Seeufer hinderte sie gleichzeitig daran, diese Bitte auszusprechen. Die Berührung seines Körpers, als sie ihn umgestoßen hatte und dann auf ihm gelegen war. Der Ausdruck in seinen Augen. Sein Blick, der so unaussprechlich traurig sein konnte. So absolut verrückt es auch schien, es war genauso absolut wahr, dass sie alles tun würde, um in dieser Hölle, genannt Sword & Cross, zu bleiben, nur um mehr Zeit mit ihm zu
verbringen. Um herauszufinden, wie die Geschichte zwischen ihnen weitergehen würde.
    Luces Mutter riss sie aus ihren Gedanken. »Ich hasse Abschiedsszenen«, sagte sie und legte zärtlich den Arm um ihre Tochter. Luce sah auf die Uhr und stellte traurig fest, dass es schon spät war. Der Nachmittag war viel zu schnell vorübergegangen.
    Während sie zusammen zum Parkplatz zurückgingen, nahm Luce rechts und links die Hände ihrer Eltern.
    »Ruf uns Mittwoch an, ja?«, sagte ihr Vater und küsste sie auf beide Wangen, wie es bei dem französischen Zweig seiner Familie üblich war. Ihre Mutter wollte gar nicht aufhören, sie zu umarmen und zu küssen. Als sie Penn die Hand schüttelten und alles Gute wünschten, bemerkte Luce,

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