Engelspakt: Thriller (German Edition)
Was ist Kardinal Ciban wirklich widerfahren?«
Für einen Moment wurde es so still, dass Catherine zu hören glaubte, wie sich die Bücherwürmer durch die vielen alten, vergilbten Seiten in den Regalen fraßen. Durfte sie diesem Mann vertrauen? Was besagte es schon, dass er am Institut geforscht und Darius gekannt hatte?
Lazarus bemerkte ihr Zögern. »Sagen Sie mir wenigstens eines: Wird er überleben?«
»Die ersten vierundzwanzig Stunden waren sehr kritisch, aber inzwischen stehen die Chancen gut.«
Lazarus wirkte beruhigt, obwohl Ciban – nach allem, was Catherine wusste – eher ein Feind als ein Freund war.
»Nun vermuten Sie aufgrund Ihrer Puzzlestücke, dass die Triaden hinter dem Unfall Seiner Eminenz stehen.«
»Wir wissen es nicht, aber es ist eine Spur, der wir nachgehen müssen. Die Triaden tauchen immer wieder auf.«
Catherine öffnete ihren Rucksack und holte den Umschlag erneut hervor. Sie legte das Porträt von dem Jungen, mit dem Zitat und dem Symbol auf den Tisch. Daneben drapierte sie das Foto des kleineren Eherings mit dem Ankh-Symbol, das Coelho ihr überlassen hatte, sowie die Fotografie des Deckenfreskos und den Brief mit dem seltsamen Vers.
Während Lazarus die Puzzlestücke im Wohnzimmer begutachtet hatte, war er zwar ruhig geblieben, aber Catherine war das Funkeln in seinen Augen nicht entgangen. Wie ein Schatzsucher hatte er auf die Bruchstücke gestarrt. Vor allem war ihr nicht entgangen, dass den Gelehrten das Foto mit dem Ring am meisten zu faszinieren schien.
»Was können Sie mir über das Porträt, den Vers und die Fotografien sagen, Lazarus?«
»Soweit ich weiß, ist der Triadenorden weit älter als die katholische Kirche, ja sogar noch älter als das alte Ägypten. Über die ursprüngliche Bedeutung dieser Schleife«, er deutete auf das Ankh-Symbol, »sind sich die Ägyptologen bis heute nicht einig. Als Hieroglyphe bedeutet die Schleife Leben, als Symbol hingegen weist sie auf das göttliche ewige Leben hin. Sehen Sie diese Wendeln rechts und links des Ankhs?«
Wendeln? Catherine runzelte die Stirn.
»Das sind DNA -Stränge.«
Wie bitte?
Catherine nahm das Foto in die Hand. Sie hatte die Ketten, oder was auch immer sie darstellen mochten, für Schlangen gehalten, aber beim genaueren Hinsehen erkannte sie, dass es genauso gut DNA -Stränge sein konnten.
Lazarus griff nach einer der Mappen, die auf dem großen Tisch lagen, zog ein Foto heraus und legte es vor Catherine hin. Die zweigeteilte Aufnahme zeigte einen Kardinalsring. Auf der oberen Hälfte war die Außenseite und damit das Siegel des Rings zu erkennen, auf der unteren die Innenseite des Rings mit einem Symbol. Ein Ankh mit einem Skarabäus und zwei Wendeln.
»Das hier ist ein Generationenring«, erklärte Lazarus. »Der Kleriker, dem dieses Schmuckstück einst gehörte, war von Geburt an ein Mitglied des Ordens. Was die DNA-Stränge angeht: Wissenschaft und Religion schlossen sich für die Triaden niemals aus, sondern waren vielmehr die zwei Seiten ein und derselben Medaille.«
»Ein Mann, der gleichzeitig Kardinal und Triade war?« Catherine erinnerte sich an das Deckenfresko der sinnbildlichen Darstellung der Wissenschaft und des Glaubens in der Ciban’schen Villa, genauer in Cibans dortiger Bibliothek.
»So haben die Triaden überlebt, mitten im Herzen ihres Feindes, in der katholischen Kirche. Ein Triade verfügt über die Fähigkeit, sich für seine Umgebung unsichtbar zu machen, zu tarnen. Umbra sumus! Deshalb haben Eingeweihte die Triaden auch ›Die Schatten‹ genannt.«
Umbra sumus! – Wir sind ein Schatten! Catherine musste spontan an einen Ausspruch des römischen Dichters Horaz denken: Pulvis et umbra sumus – Staub und Schatten sind wir.
»Können Sie mir sagen, wem dieser Ring gehört hat?«
»Einem Mann, der im siebzehnten Jahrhundert einen beträchtlichen Einfluss auf das französische Königshaus hatte. Maria de Medici war ein echter Fan von ihm, auch wenn sich ihre politischen Wege am Ende trennten.«
Es gab nur einen Namen, den Catherine mit diesen Daten in Verbindung brachte: Armand-Jean du Plessis, Duc de Richelieu, vor allem bekannt als …
»Kardinal Richelieu«, sagte sie laut. Das Aufblitzen in den Augen von Lazarus ließ sie vermuten, dass sie mitten ins Schwarze getroffen hatte.
»Lesen Sie noch ab und zu in der Bibel, Catherine?«
Verwirrt über den abrupten Themenwechsel starrte sie den alten Mann an. Was für eine Frage! Sie war Nonne! Sie arbeitete sogar im
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