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Engelspakt: Thriller (German Edition)

Engelspakt: Thriller (German Edition)

Titel: Engelspakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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    Die Nonne räusperte sich. »Wäre das denn schlimm?«
    »Sollte der Unfall von Kardinal Ciban damit zusammenhängen … «
    Kublicki sah, wie der Alte seine Kaffeetasse abstellte und das Ja der Antwort im Raum hängen ließ. Die Nonne saß da und rührte sich nicht. Wie es aussah, versuchte sie die Antwort erst einmal zu verdauen. Wie Kublickis Auftraggeber schon prophezeit hatte, vertuschte der Vatikan den Mordfall in der Kirche, so gut es ging.
    »Wissen Sie, was«, sagte der Kleriker. »Lassen Sie mich Ihre Puzzlestücke doch einfach mal begutachten …«
    Die Nonne griff nach einem Rucksack und holte einen großen Umschlag hervor.
    Jetzt wurde es interessant.
    Sie breitete die angeblichen Puzzlestücke vor Lazarus aus. Dummerweise setzte der alte Knacker sich genau so an den Tisch, dass er Kublicki den Blick auf die Unterlagen komplett verstellte.
    Eine geschlagene Minute lang fiel kein einziges Wort. Nicht einmal ein Kaffeelöffel klirrte.
    Dann sammelte Lazarus die Papiere wieder ein und schob sie in den Umschlag zurück. »Kommen Sie, Catherine. Ich will Ihnen etwas zeigen.«
    Die Nonne steckte den Umschlag in den Rucksack und folgte dem Alten aus dem Wohnzimmer.
    Nach über einer Minute Stille begriff Kublicki, dass sich die beiden sonst wo im Haus befanden, jedoch ganz sicher nicht in dem verwanzten Arbeitszimmer des Klerikers.
    Verdammt!
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu warten, in der Hoffnung, dass die beiden in nächster Zeit in eines der beiden verkabelten Zimmer zurückkehrten. Wenigstens sah es nicht danach aus, als hätten sie das Haus verlassen.
    Kublicki übte sich in Geduld und hörte sich noch einmal an, was er gerade mitgeschnitten hatte. Dann studierte er die beiden Fotos auf dem Handy noch einmal ganz genau. Die Nonne sah in Zivil gar nicht mal so übel aus.
    Schließlich drückte er die Kurzwahltaste und hielt sich das Handy ans Ohr. Ein Zwischenbericht würde jetzt ganz sicher nicht schaden.

68.
    Der Weg zur Bibliothek führte erst durch einen schmalen Seitengang und dann über eine enge, steile Wendeltreppe nach oben. Womit klar war, weshalb Lazarus sportliches Schuhwerk bevorzugte.
    Vor dem Seitengang blieb Catherine kurz stehen, um einen großen schwarzen Stein zu bewundern. Der Stein von Rosette! Das Ding wog gut und gerne eine halbe Tonne, wenn nicht mehr. Allerdings handelte es sich um eine leichtere Eins-zu-eins-Kopie, wie Lazarus ihr versicherte. Eine wirklich gute Kopie stehe in der Erdgeschossgalerie des Britischen Museums in London, fügte er noch hinzu.
    Dem Original des Rosette-Steins verdankte die Menschheit die Entschlüsselung der ägyptischen Hieroglyphen, weil derselbe Text gleich in drei Schriften darin eingemeißelt worden war: Hieroglyphisch, Demotisch und Griechisch. Diese drei Schriften hatten dem genialen französischen Linguisten Jean-François Champollion im neunzehnten Jahrhundert den entscheidenden Hinweis gegeben.
    Sie stiegen die schmale Wendeltreppe am Ende des Seitengangs hinauf, was eine ziemlich wackelige Angelegenheit war. Auf halber Strecke stieg Catherine schon der Geruch von alten Büchern in die Nase, was sie mit einem kräftigen Niesen quittierte. Wie sie unmittelbar darauf feststellte, war die Bibliothek ein dämmriger Ort mit langen, schmalen Gängen, die aus endlosen Regalreihen bestanden. Den Regalen fehlte jede Markierung, und sie standen so eng beieinander, dass ein korpulenter Mensch ernsthafte Schwierigkeiten gehabt hätte, sich hindurchzuzwängen. Catherine hatte genug Probleme, nirgendwo mit dem Rucksack anzuecken, als sie dem gertenschlanken Lazarus auf dem Fuße zu folgen versuchte.
    In der Mitte der Bibliothek, sofern es die Mitte war, wartete eine Überraschung auf Catherine: ein regalloser Raum von vielleicht fünfzehn Quadratmetern, in dem ein großer, mit Büchern und Akten beladener Tisch, zwei Stühle und eine Computerkonsole standen. Wie es aussah, arbeitete Lazarus hier oben und empfing ab und zu den einen oder anderen Gast. So wie an diesem Nachmittag.
    »Das sieht nach ganz schön viel Arbeit aus«, sagte sie.
    »Ora et labora – bete und arbeite«, antwortete Lazarus trocken, drehte sich um und bedeutete ihr, am Tisch Platz zu nehmen. »Hierher ziehe ich mich zurück, wenn ich von der Welt da draußen genug habe. Darius hat an diesem Ort in den letzten Jahren so manche Stunde verbracht und in den alten Büchern geblättert.« Er ließ sich Catherine gegenüber auf dem Stuhl nieder. »Aber nun raus mit der Sprache.

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