Engelspakt: Thriller (German Edition)
heute einfach nur einen schlechten Tag. Worauf genau wollen Sie hinaus?«
Der Kleriker schlug das Buch vorsichtig zu. »Wie schon der berühmteste Detektiv der Welt meinte: ›Wenn man alles Unwahrscheinliche aus einem Fall eliminiert hat …‹«
»›… so beinhaltet das, was übrig bleibt, so unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit‹«, beendete Catherine das Zitat von Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes ungeduldig. »Jetzt sagen Sie schon, was bleibt dann übrig?«
»Die Träger dieser Ringe hier«, er deutete sowohl auf das Foto mit dem Ehering als auch auf das von dem Kardinalsring, »wussten beide um das letzte Geheimnis.«
Catherine starrte ihn an. Der wiedergeborene Jesus Christus? Das war doch vollkommen absurd!
Aber Lazarus hatte schon eine andere Stelle in dem Buch aufgeschlagen, griff nach dem von Catherine mitgebrachten Porträt von dem Jungen und legte beides nebeneinander auf den Tisch.
Catherines Herz setzte für einen Schlag aus. Das Fragment der Triadenbibel enthielt exakt das gleiche Porträt mit dem Zitat.
»Leider hört das Fragment mit dieser Abbildung auf. Die letzten Seiten dieses Kapitels sind entfernt worden.«
Als Catherine genauer hinsah, erkannte sie die ausgefranste Stelle zwischen den Buchseiten. Wer immer die Seiten herausgerissen hatte, war nichtsdestotrotz ziemlich behutsam vorgegangen.
»Wollen Sie mir jetzt etwa sagen, dass dieser Junge der wiederkehrende Messias ist?«
Nach christlichem Glauben bedeutete die Wiederkehr Jesu Christi die Auferstehung aller Toten. Die Apokalypse. Das Jüngste Gericht.
»Das wäre durchaus möglich. Dummerweise fehlen uns aber wie gesagt der restliche Text und das zweite Porträt dieses Kapitels. Sie ahnen sicher, wessen Gegenwart ebenfalls in der Triadenbibel angekündigt wird?«
Catherine runzelte die Stirn und starrte von dem unschuldigen Gesicht des Jungen auf die ausgefranste Buchmitte.
Dann kam ihr die Erkenntnis, und sie spürte, wie sich ihr Magen bei dem Gedanken zusammenzog, denn entweder zeigte das herausgerissene Porträt den Messias – oder den Antichrist.
DAS BÖSE
69.
Kublicki unterbrach die Verbindung.
Nach seinen Ausführungen und der Übertragung des belauschten Gesprächs hatte er weitere Instruktionen erhalten. Zanolla mochte recht haben. Womöglich zeigte dieser Tattergreis just in diesem Moment der Nonne Scrimgeours Brief. Das würde die Sache nun noch mehr verkomplizieren.
Schleierhaft war Kublicki bloß, warum der Alte und die Nonne nicht ins Arbeitszimmer gegangen waren. Schämte dieser Lazarus sich etwa wegen des Tohuwabohus, das dort herrschte? Es ergab jedenfalls keinen Sinn, dass der Brief irgendwo anders lag als dort.
Er griff einmal mehr zum Fernglas und suchte das Wohn- und Arbeitszimmer ab. Noch waren die beiden nicht zurückgekehrt. Wo konnten sie nur sein?
Auf seinem kurzen nächtlichen Streifzug durchs Haus war ihm lediglich noch die kleine Bibliothek neben dem Arbeitszimmer aufgefallen. Aber dort hatte ein noch schlimmeres Chaos geherrscht. Und irgendwelche Briefe hatte er dort auf die Schnelle schon gar nicht entdeckt. Nur weitere alte Bücher und Zeitungen, als lebte dieser Mensch ganz und gar in der Vergangenheit.
Im ersten Stock befanden sich die Schlafräume und ein Gästezimmer sowie die beiden Badezimmer. Auf der Etage hatte er natürlich nicht genauer nachschauen können. Kublicki war sich verdammt sicher, dass der alte Kleriker und die Nonne sich auf gar keinen Fall dort oben aufhielten.
Damit blieben nur noch der Keller und der Dachboden.
Im Keller hatte Kublicki für den Fall der Fälle ein wenig Brandbeschleuniger verteilt und zwei unauffällige Zünder mit kleinen Sprengsätzen platziert. Spätestens nach der zweiten Explosion würden die alten Zeitungen und Bücher Feuer fangen und ihr Übriges tun. Erst vor einer Woche hatte es in der Nähe einen üblen Wohnhausbrand gegeben, bei dem ein älteres Ehepaar ums Leben gekommen war. Die regionalen Medien hatten kurz darüber berichtet. Hausbrände waren in Rom keine Seltenheit. Und kaum in einem Haus hatte Kublicki je so viel Papier gesehen wie in diesem. Die Bude würde brennen wie Zunder. Die Flammen würden den Brief und alle übrigen Spuren restlos vernichten.
Doch zuvor mussten der Alte und die Nonne dran glauben. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass sie inzwischen beide den Briefinhalt kannten. Sicher war sicher.
Kublicki überprüfte die Timer der beiden Fernzünder. Ihm würde genügend Zeit bleiben, um die
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