Engelspakt: Thriller (German Edition)
die Krönung seiner Arbeit. Der Junge hatte äußerlich sehr viel Ähnlichkeit mit seiner Mutter, während seine inneren Anlagen mehr denen seines Vaters zu ähneln schienen. Das konnte eines Tages zu einem gewaltigen Problem werden, wenn der Junge erst einmal durch die Pubertät ging. Kein Mensch konnte dann noch vorhersagen, in welche Richtung David sich entwickeln würde. Nur eins war klar: Seine Fähigkeiten würden sich vervielfachen, und er würde sich Lichtjahre vom Bewusstsein eines Normalsterblichen entfernen.
Dennoch war Zanolla bereit, jedes Risiko mit David einzugehen. Er würde sich seinen einzigartigen Erfolg weder von dieser verfluchten Nonne noch von diesem senilen Dr. Martini noch von Ciban kaputtmachen lassen.
Unbewusst tastete er nach dem Zeitungsfoto in der Tasche seines Arztkittels. Ob der Junge spürte, dass ihn mit Ciban mehr verband? War er deshalb das Risiko einer außerplanmäßigen Sondierung eingegangen? Zanolla wollte sich die Konsequenzen lieber nicht weiter ausmalen, doch es war unsinnig, etwas zu leugnen, das all seine Arbeit in Frage stellen und zu Fall bringen konnte.
Sein Blick wanderte zum EEG des Objekts hinüber, das vor ihm in dem gläsernen Zylinder schwamm.
Das Wesen träumte.
Träume waren gut, solange es keine Alpträume waren.
Zanolla holte tief Luft. Er setzte eine Menge Hoffnung in das neue Testobjekt. Sollte das Projekt David scheitern, konnte das Projekt Sarah die neue Hoffnung sein.
Ein junger Wissenschaftler kam auf ihn zu, eines der ausschließlich klinikintern zu nutzenden Telefone in der Hand. »Für Sie, Herr Doktor.«
Zanolla runzelte die Stirn und nahm den Apparat widerstrebend entgegen. Gerade jetzt konnte er keine Störungen gebrauchen.
Es war Davids Tutorin, Dr. Weiss, und ihre Stimme klang äußerst aufgeregt. Sie hatte den Jungen gerade auf der Krankenstation besuchen und mit ihm reden wollen. Doch es gab da ein Problem.
»Welches Problem denn?«, fragte er mit erzwungener Geduld. Konnte diese Frau denn nie zum Punkt kommen?
Dann hörte er eine Antwort, auf die er liebend gerne verzichtet hätte.
»David ist fort!«
71.
Catherine starrte nach wie vor auf das Buch. Der Mythos um die Triaden nahm immer bizarrere Formen an.
»Es kommt noch besser«, sagte Lazarus, blätterte eine andere Buchseite auf und legte Cibans Vers daneben.
Die Übersetzung der Kopie war identisch, lediglich die Zahlenreihe am Ende war eine andere.
(Die verborgenen Mysterien:
Wenn du Frieden willst,
rüste zum Krieg!
11, 21, 0, 142, 12, 0)
»Was haben diese Koordinaten zu bedeuten?«, fragte sie.
Der Gelehrte schaltete den Computer ein und drehte den Bildschirm so, dass auch Catherine draufschauen konnte. Dann rief er eine Website zur Umrechnung von Koordinatenformaten auf und gab die Zahlen ein: 11° 21’ 0’’ N, 142° 12’ 0’’ O. Das Ergebnis kopierte er in Google Earth: 11,21 N, 142,12 O.
Catherine beobachtete, wie der virtuelle Globus sich drehte und schließlich am tiefsten Punkt der Erde innehielt. Der Marianengraben war über elf Kilometer tief und damit um einiges tiefer, als der Mount Everest hoch war. Der Druck in dieser Meerestiefe war so unglaublich hoch, dass bisher lediglich zwei Menschen jemals im Marianengraben gewesen waren. Ganze zwölf Menschen hatten hingegen schon mal den Mond betreten.
Vor wenigen Jahren hatte ein Forschungsteam ein unbemanntes Roboter-U-Boot knapp elftausend Meter ins Challenger-Tief geschickt, um im westlichen Pazifischen Ozean auf die Suche nach unbekannten Lebensformen, neuen Ökowelten und potenziellen Rohstoffvorkommen zu gehen. Der Marianengraben blieb eine Welt für sich und im Großen und Ganzen unerschlossen. Doch der Mensch hatte bereits erste Spuren in ihm hinterlassen, und das war für die Natur selten gut.
Lazarus zuckte die Achseln. »Vermutlich werden wir nie erfahren, was dort unten verborgen liegt. Wahrscheinlich ist das auch ganz gut so.«
Davon gehe ich aus, dachte Catherine. Einmal mehr fiel ihr Blick auf die Fotos mit den Ringen, auf die Symbole. »Sind Sie je einem Triadenmitglied begegnet?«
»Nicht direkt. Allerdings geben sich die Mitglieder auch selten als solche zu erkennen.« Er legte die beiden Ringfotos nebeneinander. Dem Ehering fehlte lediglich der Skarabäus. »Theoretisch kann jeder Ring, den Sie an der Hand eines Menschen sehen, ein Triadensymbol enthalten. Wie Sie hier erkennen können, tut es selbst der Ring eines Kardinals.«
Angesichts der brutalen Folter-, Straf- und
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