Engelspakt: Thriller (German Edition)
Kirche, der Chicagoer Kardinal Bear, und gehörte einem Gremium an, das sich vor allem mit den ethischen und theologischen Fragen beschäftigte, welche die neue Wissenschaft aufwarf.
David fragte sich, was dieser Kardinal Bear wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass hier im Institut bereits Leben wie am Reißbrett entworfen wurde. Dass man hier längst nicht mehr über Spekulationen sprach, sondern über die Realität. Auch David und Aaren waren die gentechnischen Produkte einer künstlichen Befruchtung, soweit Aaren das herausgefunden hatte. David las das komplette Interview, doch leider waren keine Fotos der Interviewten abgebildet, die er hätte aufbewahren können. Er blätterte weiter. Internet. Entertainment. Medien. Reportagen. Gesellschaftliches. Wieder Politik …
Er stockte. Sah zweimal hin, dreimal. Drehte dabei das Bild hin und her.
David hatte den schwarz gekleideten, streng aussehenden Mann in dem Heft erst vor kurzem bei einer der Sitzungen gesehen. Es war der Mann mit den Bildern der toten Frau, die in David die OP-Szene wachgerufen hatte. Es war der Mann, mit dem Papst Leo die alte Schrift in den Archiven studiert hatte.
David starrte die Aufnahme an und spürte, wie sein Herz schneller schlug. Unter dem Foto stand der Name des Mannes: Marc Abott Kardinal Ciban. In dem Artikel ging es um die Auswirkungen des Dritten Vatikanischen Konzils. David hatte keine Ahnung, was ein Konzil überhaupt war, doch in dem Bericht war von Reformen und Modernisierung die Rede und davon, wie die Kongregation der Glaubenslehre darauf reagierte.
Einen Moment lang dachte David daran, das Foto zu sondieren. Er entspannte sich und stellte sich schon auf einen Wechsel der Realität ein – aber dann brach er ab. Eine Sondierung außerhalb der Isolationskammer war viel zu riskant. Was, wenn er die Kontrolle über seine Gabe verlor oder ihn ein anderes Projekt außerhalb der Iso-Kammer-Sondierung wahrnahm? Einmal mehr wünschte er, Aaren wäre hier. Sie hatte immer Rat gewusst.
Er riss den Artikel mit dem Foto aus der Zeitung heraus, faltete die Seite zusammen und versteckte sie in seinem Lehrbuch über Musiktheorie. Dort würde so schnell keiner nachsehen. Die restliche Zeitung würde er nach und nach in winzige Stück reißen und über die Toilette entsorgen, so wie er es schon einige Male zuvor getan hatte.
Seine Gedanken kehrten kurz zu Ambrose zurück. Warum hatte der Aufseher ihn nicht verraten? Warum hatte er ihm gestattet, die Zeitung zu behalten?
David ging ins Bett zurück, schloss die Augen und rief sich Aarens Gesicht in Erinnerung. Er sorgte sich um das Mädchen, doch so groß die Sorge um seine Freundin war, der Gedanke an sie beruhigte ihn auch.
Ambrose wusste etwas.
Irgendetwas musste Ambrose einfach wissen!
22.
Irgendetwas drängte Catherine, wach zu werden. Allerdings hatte sie nicht das geringste Bedürfnis, ihren so schwer errungenen Schlaf aufzugeben. Also drehte sie sich auf die Seite, zog sich die Decke über den Kopf und spürte, wie ihre diffuse Wahrnehmung zurück in die Dunkelheit glitt, zurück in die Traumwelt, an die sie im Augenblick keinerlei Erinnerung hatte.
Einige Minuten verstrichen – oder waren es doch nur Sekunden? –, als sie begriff: Was immer sie da gerade drängte, wach zu werden, dachte nicht daran aufzugeben. Erneut machte sich am Rande ihres Bewusstseins ein Gefühl breit, ein Bild, ein Flüstern, das an eine Halluzination erinnerte, an einen Wachtraum, der Realität zu werden schien.
Irgendwo in ihrem verrückten Traum klingelte inmitten von Blitz und Donner ein Telefon. Es klingelte und klingelte. Welcher Wahnsinnige rief um diese Zeit an? Und wieso sprang der Anrufbeantworter nicht an?
Der Anrufbeantworter?
Catherine besaß gar keinen, sondern nutzte lediglich die Mailbox ihres Handys. Also war das Ganze doch nur ein verrückter Traum. Sie drückte den Kopf tiefer ins Kissen, aber es läutete weiter. Schließlich erkannte sie durch den Dunst in ihrem verschlafenen Gehirn, dass es sich gar nicht um das Läuten eines Telefons handelte, sondern dass es an ihrer Wohnungstür klingelte.
Wer in Gottes Namen stand um diese Zeit vor ihrer Tür?
Das Summen der elektronischen Glocke wurde überdeutlich.
Sie öffnete die müden Augen, setzte sich halb auf und blinzelte in die Dunkelheit. Das Geräusch war tatsächlich kein Traumgebilde.
Benommen stieg sie aus dem Bett, streifte den Morgenmantel über ihren Pyjama und … war plötzlich hellwach!
Ihr Name!
Jemand
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