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Engelspakt: Thriller (German Edition)

Engelspakt: Thriller (German Edition)

Titel: Engelspakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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hatte ihren Namen gerufen!
    Und sie erkannte die Stimme!
    Sie lief durch den Flur, ohne über ihr Tun nachzudenken, und riss die Wohnungstür auf.
    »Marc!«
    Ciban lehnte völlig geschwächt am Türrahmen, sein Gesicht war aschfahl. Catherine hatte ihn noch nie in ziviler Kleidung gesehen. Hemd und Hose waren blutverschmiert.
    Der Präfekt trat in den kleinen Vorraum, dann verlor er den Halt, seine Beine knickten unter ihm weg, und er stürzte zu Boden. Catherine sprang so hastig auf ihn zu, dass sie dabei den Garderobenständer umriss. Sie packte Ciban am Arm, drehte ihn herum, riss ihm das Hemd auf und hielt den Atem an. Noch nie in ihrem Leben hatte sie eine echte Schusswunde gesehen. Sie wollte losrennen, um frische Handtücher zu holen und die Blutung zu stillen, wollte einen Notarzt rufen, als Ciban ihre linke Hand ergriff und etwas flüsterte. Die ersten Worte verstand sie nicht, dafür aber den Rest.
    »Noch … eine Minute.«
    Blut rann ihm aus dem Mund, und er drohte endgültig das Bewusstsein zu verlieren. Doch Catherine hatte bereits verstanden. Er hatte sich nicht zu ihr geschleppt, damit sie ihm einen Krankenwagen rief. Dafür war es vermutlich schon zu spät gewesen, als er sich auf den Weg zu ihr gemacht hatte. Was er nun zum Überleben brauchte, war ihre Gabe, ihre Lebensenergie. Kein Notarzt der Welt hätte die nötige Hilfe leisten können, schon gar nicht in der ihm verbleibenden Zeit.
    Noch eine Minute nur, dann wäre er tot!
    Catherine zog ihren Morgenmantel aus, heilfroh, im Winter einen Pyjama darunter zu tragen. Sie drückte den Stoff des Mantels mit der Rechten auf die Schusswunde und ergriff mit der Linken erneut Cibans blutverklebte Hand, die so kalt war, als hätte sie in eisigem Wasser gelegen.
    Eine Minute.
    Die Zeit war so unglaublich knapp!
    Sie riss sich zusammen, saß im dämmrigen Licht der Flurlampe da, schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch, um sich in jenen tranceartigen Zustand zu versetzen, der ihre Energie konzentrierte und fließen ließ. Sie bedauerte, dass ihr die geballte Energie fehlte, mit der Kardinal Benelli sie einst für Papst Leos Überleben ausgestattet hatte. Dabei war Ciban dem Tod inzwischen ein ganzes Stück näher, als Leo es jemals gewesen war. Wieder registrierte sie durch die beginnende Trance, wie eiskalt Cibans Finger sich anfühlten. Er musste viel Blut verloren haben. Vielleicht war der Blutverlust bereits zu hoch …
    Doch dann spürte sie, dass ihre Lebensenergie wie durch ein Wunder in Ciban zu fließen begann, und während es geschah, betete sie, dass ihre Hilfe nicht zu spät kam. Dass die Chance, den Kardinal am Leben zu erhalten, nicht jenseits ihrer Kräfte lag.
    Seit sie ein Jahr zuvor dank Kardinal Benelli von ihrer zweiten Gabe erfahren hatte, hatte sie angefangen, alles darüber zu lesen, was sie in die Finger hatte bekommen können, und ihre Körper- und Atemübungen perfektioniert. Es gab unendlich viele unterschiedliche Studien über den Fluss der Lebensenergie. Die Indianer sprachen vom Atem Gottes, die Inder nannten es Prana, und bei den Chinesen hieß die rätselhafte Energie, die die Schöpfung und jede einzelne Zelle aller Lebewesen durchströmte, schlicht Chi. Viele Kulturen glaubten an die unsichtbare Kraft, nur für die westliche Wissenschaft blieb sie im Großen und Ganzen ein nicht messbarer Humbug. Dabei hatte ein Nobelpreisträger wie Max Planck einen großen Teil seines Lebens und Forschens damit zugebracht, die Kraft, die alles zusammenhält, greifbar zu machen. Wie Darius ihr schon früh erklärt hatte: Die Welt war ein energetisches Netzwerk, alles war miteinander verknüpft, alles, was sich in der Welt manifestierte, war Abbild und Ausdruck dieser unsichtbaren, universellen Kraft.
    Nach etwa zwei Minuten ging ein unheilvolles Zittern durch ihre Seele und danach durch ihren ganzen Körper. Irgendetwas stimmte mit dem Energiefluss nicht. Catherines Seele registrierte mit einem Mal eine unglaubliche Dunkelheit, den Vorboten und die Spannung eines herannahenden Sturms, wie sie ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Gleichzeitig spürte sie, dass Cibans Hand nicht mehr eiskalt war, während die Verbindung ihrer Kontrolle entglitt. Schwere Sturmwolken zogen am Horizont auf, Wolken aus vielschichtigen Gefühlen, Gedanken und Bildern, durchzuckt und begleitet von mentalen Blitzen und Donner. Catherine registrierte die Zerbrechlichkeit ihrer eigenen Seele. Sie hatte ihre mentalen Schutzschilde viel zu schnell gesenkt. Mit

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