Engelspakt: Thriller (German Edition)
Throne, spiegelt den Glauben an die Macht und den Ruhm Gottes wider.«
Coelho hörte aufmerksam zu, auch wenn Catherine spürte, dass er mit jedem weiteren Wort an der Wichtigkeit dieser Informationen zu zweifeln begann. Da er sie jedoch nicht unterbrach, setzte sie ihren Vortrag fort. Vielleicht war ihr Wissen am Ende ja doch für etwas gut.
»Die zweite Triade mit ihren heiligen Eigenschaften besteht aus den Chören der Herrschaften, der Mächte und der Gewalten. Die Engel der Herrschaften werden auch Lords oder in der hebräischen Überlieferung Hashmallim genannt. In eigenständiger Führerschaft regeln sie die Pflichten der nachfolgenden Chöre, in dem Bestreben, die weltlichen Tugenden zu transzendieren, ohne dabei selbst Hand anzulegen. Der Chor der Mächte ist der Hüter der Pläne der göttlichen Vorsehung. Durch ihn geschehen die irdischen Wunder, indem er die Gesetze der Natur bricht, die er ebenfalls regiert. Er ruft bei Helden die Kraft und bei Heiligen die Gnade hervor. Und der Chor der Gewalten verhindert letztendlich mit seiner dynamischen Energie und dem Verlangen, dem Bösen zu widerstehen und Gutes zu tun, dass die Dämonen die Oberhand über die Welt gewinnen. Eine ihrer Aufgaben besteht darin, den Himmelspfad zu bewachen und verlorene Seelen auf ihn zurückzuführen.«
Coelho hörte ihr weiter zu, also ging sie zur dritten Triade und ihren vermittelnden Eigenschaften über. Ihr gehörten die Chöre der Fürstentümer, Erzengel und Engel an, also die Boten Gottes und damit die Übermittler von Erkenntnissen und Einsichten. So leitete der Chor der Fürstentümer die irdischen Führer und Gemeinschaften ebenso wie die Städte und die Nationen. Gemeinsam mit den Schutzengeln erinnerten sie an die Verantwortlichkeit des Einzelnen, um die Menschen auf den Pfad der Wahrheit zu führen, während der Chor der Erzengel als Übermittler göttlicher Botschaften fungierte. Die Erzengel zeigten sich den Menschen am häufigsten, während die Schutzengel eher im Verborgenen agierten. Am intensivsten um jeden Einzelnen bemühte sich jedoch der letzte Chor, jener der Engel, der den Menschen auch am nächsten stand. Und dazu gehörte auch der Chor der Schutzengel.
Als Catherine mit ihrer Erklärung geendet hatte, fragte sie sich selbst, ob Scrimgeour wirklich an diesen Mythos geglaubt hatte, an die himmlischen Hierarchien auf Erden, an die ersten von Gott erschaffenen Lichtwesen. Schöpfungsgeschichtlich betrachtet – zumindest aus römisch-katholischer Sicht – hatten die Engel lange vor der Erschaffung der Menschheit existiert. Sie hatten einen freien Willen, göttliche Intelligenz und waren unsterblich. Der kosmischen Ordnung der Polarität waren sie jedoch ebenfalls unterworfen, und nicht zuletzt ihre Hierarchie reflektiert diesen Kanon. Zum einen gab es die dienenden Engel, die ihren freien Willen einzig lebten, um Gottes Schöpfung zu dienen, zum anderen gab es die gefallenen, die ihren freien Willen zu ihren eigenen Gunsten lebten und sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Teufel um das Wohl der Schöpfung scherten.
Catherine fühlte sich hin- und hergerissen. Da waren einerseits ihre religiöse Erziehung und Erfahrung, die sie schon früh mit dem christlichen Engelglauben in Berührung gebracht hatten. Sie war zwar keine Expertin der Angelologie, doch die Grundstrukturen waren ihr halbwegs vertraut. Andererseits war sie ein moderner Mensch, eine Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts, und als solche sah sie in den Chören der Engel, die auf ewig das Lob des Herrn sangen, eher ein Überbleibsel aus der christlichen Mythologie. Trotzdem fragte sie sich manchmal, ob all die vielen Geschichten über Engel, die mit einer konkreten Mission auf die Erde kamen und sich bei deren Erfüllung im Kampf zwischen Licht und Dunkel dermaßen im Irdischen verstrickten, dass sie den Weg in ihre himmlische Heimat nicht mehr fanden, sogar wahr waren.
Sie dachte an die Mission, auf die Kardinal Benelli sie ein Jahr zuvor geschickt hatte, an all die eigentümlichen Begebenheiten und Erlebnisse. Und sie dachte an Cibans Frage: »Glauben Sie an Engel, Catherine?«
Wenn sie ehrlich zu sich war, musste sie sich eingestehen, dass sie diese Frage nur mit Ja beantworten konnte. Irgendwo ganz tief in ihrem Innern glaubte sie an Engel, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie sich diese Wesen vorzustellen hatte.
Coelho bedankte sich für den Nachhilfeunterricht, während sie noch einmal die beiden goldenen Ringe betrachtete
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