Engelspakt: Thriller (German Edition)
fehlenden Stück der Seite notiert. Ob die zweite Briefhälfte Schwester Catherine inzwischen erreicht hatte? Rinaldo griff zum Telefonhörer und legte sofort wieder auf. Zu riskant, wenn sie tatsächlich alle überwacht wurden.
Er würde mit Schwester Catherine anders in Kontakt treten müssen. Er fragte sich nur, wie und wo.
32.
Catherine trat aus der Dusche, trocknete sich ab, föhnte sich rasch die Haare und schlüpfte in ihr Lieblingssweatshirt und ihre Lieblingsjeans. Vor Erschöpfung hatte sie den Rest des Vormittags nach dem Krankenhausbesuch bei Ciban glatt verschlafen. Dann war da noch dieser irrwitzige Traum, der sich wie eine Schreckenserinnerung aus der eigenen Vergangenheit in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte. Für einen kurzen Moment nach dem Aufstehen hatte sie die Angst verdrängen können, doch als sie das heiße Wasser in der Dusche aufgedreht hatte, waren die lähmenden Schreckensbilder augenblicklich wieder in ihr aufgestiegen.
Inzwischen dämmerte ihr, dass die Ursache für ihre Träume mit dem Energietransfer in Zusammenhang stehen musste. Seit sie mit Ciban über die subatomare Ebene in Kontakt getreten war, bestand eine geistige Verbindung zwischen ihnen. All die unheimlichen, beängstigenden Szenerien kamen allein von ihm. Catherine dachte an den EEG -Alarm im Krankenhaus, als das regelmäßige Piepsen völlig aus dem Rhythmus gekommen und zu einem durchgehenden Alarmsignal verschliffen war. Auch die anderen Geräte hatten auf die Veränderung des EEGs reagiert. Akustisch war es in Cibans Krankenzimmer für einige Minuten wie in einem Tollhaus zugegangen.
Catherine hüllte sich in die Decke auf dem Sofa und trank eine stärkende Tasse Tee, während sie versuchte, wieder Klarheit in ihre Gedanken zu bringen.
Was hatte es mit dieser Pinnwand auf sich, die ihr während des Flashs erschienen war? Was mit den Fotos, den Texten und den vielen verwirrenden Verbindungslinien? Und was waren das für seltsame Experimente gewesen? Wer zwang ein Kind in solch einen Tank? Bei Gott, der kleine Junge war Ciban gewesen, ohne jeden Zweifel.
Es klingelte an der Tür. Für einen Moment saß Catherine da wie gelähmt. Sie wollte mit niemandem reden. Nicht jetzt. Es klingelte noch einmal. Diesmal energischer. Sie seufzte, stellte die Tasse ab und ging zur Tür, um durch den Spion zu spähen: Coelho.
Sie öffnete die Tür, ließ den Kommandanten ohne ein Wort herein und deutete Richtung Wohnzimmer.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Coelho und nahm ihr gegenüber Platz.
»Ich habe einige Stunden geschlafen. Genug, um mich etwas zu erholen. Was ist mit Ihnen?«
»Zwei Stunden Schlaf, ansonsten Ermittlungen. Es wird Sie vermutlich freuen zu hören, dass sich Kardinal Cibans Zustand weiter stabilisiert. Dottore Asensi ist guter Dinge.«
»Danke für die guten Neuigkeiten«, antwortete Catherine halbwegs neutral. Am liebsten hätte sie vor Freude einen kleinen Luftsprung gemacht.
»Apropos Ermittlungen …« Der Kommandant griff in seine Jacke und zog eine Beweismitteltüte aus Klarsichtfolie heraus, öffnete sie und ließ zwei goldene Ringe in Catherines Hand gleiten.
»Eheringe?« Catherine sah ihn fragend an.
»Die beiden Ringe haben wir am Tatort gefunden. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir etwas dazu sagen. Sowohl Cibans Fingerabdrücke als auch die des Ermordeten sind darauf. Bei dem Toten handelt es sich übrigens um den Cambridge-Professor Alan Scrimgeour.«
»Alan Scrimgeour …«, wiederholte Catherine. »Ist das nicht der Gelehrte, dessen manisches Steckenpferd die Angelologie ist?«
»Ich bin beeindruckt. Sie sind gut informiert.«
»Das muss ich, wenn ich meine Bücher schreiben will.« Catherine betrachtete die beiden goldenen Reife. »Ich fürchte, in dem Fall muss ich passen. Diese beiden Ringe sagen mir nichts.«
»Ich vermute, sie gehörten dem Professor, und er hat sie Seiner Eminenz gezeigt. Der größere von beiden passt an Scrimgeours rechten Ringfinger. Der andere müsste von der Größe her einer Frau gehören.«
Catherine runzelte die Stirn. »Ich kann keinerlei Gebrauchsspuren erkennen. Die Ringe sehen aus wie neu.«
Ein Ehering, ganz gleich ob aus Titan oder weicherem Gold, wurde tagtäglich mit harten Gegenständen wie Treppengeländern, Türklinken oder auch mit Büro- oder Gartenarbeit konfrontiert. Kratzer blieben da nicht aus.
Coelho nickte. »Wir versuchen gerade herauszufinden, woher sie stammen. Schauen Sie sich mal das Innere des kleineren Rings an.«
Catherine
Weitere Kostenlose Bücher