Engelspakt: Thriller (German Edition)
Prüfungen im Institut überstanden und erst recht als Agentin des Lux Domini. Sie durfte die Kontrolle über sich nicht verlieren, auch wenn sie genau wusste, dass dieser Alptraum weit mehr war als ein gewöhnlicher Alptraum.
Catherine riss sich zusammen, aß eine Kleinigkeit zu Mittag und trank einen starken Instantkaffee. Dann griff sie nach dem Porträt und setzte sich an den Computer, um auf eigene Faust weiterzurecherchieren. Es klingelte an der Tür.
Sie seufzte, stand auf und ging durch den Flur. Ein kurzer Blick durch den Spion zeigt ihr das schmale, strenge Gesicht einer älteren Nonne.
Catherine öffnete.
»Schwester Catherine Bell?«, fragte die Frau mit dem weißen Habit und der schwarzen Haube. Sie war Dominikanerin und musterte Catherines legere Kleidung, wie eine Schulmeisterin die schlecht sitzende Uniform eines neuen Eleven überprüfen würde.
»Was kann ich für Sie tun, Schwester?«
»Kardinal Ciban schickt mich zu Ihnen.«
»Wie bitte?«
»Ich bin Schwester Giada, die Haushälterin Seiner Eminenz.«
33.
David konnte es noch immer nicht fassen. Ambrose hatte ihm tatsächlich Aarens silberne Kette gebracht.
»Wo … haben Sie die her, Mister Ambrose?«, fragte er völlig erstaunt und voller Hoffnung.
Der Aufseher zögerte mit der Antwort. »Aaren hat mir die Kette gegeben, wie sie es jedes Mal getan hat, wenn sie durch die Schleuse in das Labor mit dem weißen Tank trat.«
Der weiße, röhrenartige Tank sah aus wie ein Kernspintomograf, diente jedoch, wie David erfahren hatte, der Magnetstimulation des Gehirns. Dazu bewegte sich ein schwaches Magnetfeld in einem komplexen Muster über den gesamten Körper und vor allem den Kopf. David erinnerte sich, dass Aaren das Gerät einmal als geistiges Portal bezeichnet hatte. Ambrose nannte die Röhre schlicht das Teufelsgerät.
»Ich schätze«, fuhr Ambrose fort, »es ist in Aarens Sinn, wenn du die Kette bekommst. Aber sei vorsichtig, damit niemand anders sie sieht.«
Mit einem mulmigen Gefühl fragte David: »Was ist mit Aaren geschehen?«
»Ich weiß es nicht. Sie ist durch die Schleuse ins Labor gegangen. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.«
»Aber sie lebt doch noch?«
Ambrose schwieg, und David hatte plötzlich das Gefühl, in ein finsteres Loch zu fallen.
Schließlich offenbarte ihm der Aufseher: »Es gibt noch einen anderen Grund, weswegen ich hier bin, David. Ich soll dein Vertrauen gewinnen und dich ausspionieren. Der Doktor ist sich deiner nicht länger sicher.«
David versuchte, ein tapferes, undurchsichtiges Pokergesicht aufzusetzen, doch in seinen Augen stand die Angst. Es war für den Doktor ganz gewiss kein Problem, nach Aaren auch ihn zu beseitigen. Andererseits war der dicke Wissenschaftler auf seine Gabe angewiesen.
»Vielleicht könnte ich etwas über Aarens Verbleib herausfinden, wenn ich wüsste, woran sie gearbeitet hat«, bot Ambrose an.
David war misstrauisch. »Wer sagt mir, dass Sie mich nicht für den Doktor ausspionieren sollen? Sie könnten die Kette genauso gut von ihm erhalten haben.«
Ambrose nickte. »Das ist wahr. Im Augenblick kann ich dir nur eines sagen, David: Höre in dich hinein. Höre auf dein Gefühl. Höre auf deine innere Stimme. Dann entscheide dich.«
»Sie sind ein seltsamer Aufseher, Mister Ambrose.«
»Ach! Weißt du was? Und du bist ein seltsamer, kleiner Junge.«
Beide lachten leise, doch dann wurde Ambrose wieder ernst. »Das hier ist kein Ort für kleine Jungen und Mädchen.« Er deutete auf Davids Bücher, auf die Staffelei, auf den ganzen Raum, der trotz der Einrichtung einer Gefängniszelle nicht unähnlich war. »Dein Leben hier ist nicht normal, aber das kannst du nicht wissen.«
»Doch, ich weiß es.«
»Ach! Und woher? Aus deinen … Büchern? Aus dem zensierten Unterricht?«
»Wie Sie schon sagten, ich bin ein seltsamer, kleiner Junge.«
Ein Lächeln huschte über Ambroses Windhundgesicht. »Hör zu, David, wir müssen vorsichtig sein. Ich muss meine Rolle vorerst weiterspielen. Das Gleiche gilt für dich. Und so schwer es dir auch fallen mag, du musst mir vertrauen.«
»Was haben Sie vor, Mister Ambrose?«
»Es ist noch zu früh, mehr zu verraten. Aber ich brauche hier drinnen einen Verbündeten. Jemanden, der sich auskennt und auf den ich mich verlassen kann.«
»Ist Aaren etwas zugestoßen, weil sie Ihnen geholfen hat, Mister Ambrose?«
Der Aufseher schüttelte den Kopf. »Herauszufinden, was mit Aaren passiert ist, ist ein Teil meines Ziels. Ich
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