Engelspakt: Thriller (German Edition)
und Blut!«
»Auch wenn es lange her ist, wir haben einen Eid geleistet, Leben zu schützen und zu bewahren. Er allein darf Leben geben und nehmen, wie es ihm beliebt.« Darius deutete auf einen der verrotteten Beichtstühle. »Vielleicht möchtest du dein Gewissen erleichtern?«
»Wozu? Er kennt meine Taten. Und er kennt meine Reue.« Turael blickte Darius an, als wäre dieser ein Vollidiot. Dann horchte er in die Höhe des gewölbten Raumes hinein, als brauten sich dort oben irgendwelche gegen ihn gerichtete Kräfte zusammen, um die Kinder zu schützen. Aber diese Kräfte hatten keine direkte Macht in dieser Welt. Turael konzentrierte all seine mentale Energie auf das riesige Kreuz über dem Altar.
David war es, als verdichtete sich das neblige, trübe Licht, als huschten gespenstische Schatten über die Kirchenwände. Er hatte das sichere Gefühl, dass sie nicht mehr allein waren.
Plötzlich flatterten die Tauben in der Höhe erschrocken auf, und das gewaltige Kreuz geriet wie durch Zauberhand ins Wanken. Zuerst knarrte es kurz und laut, dann gefährlich leise, dann gab es einen harten Ruck, ein ächzendes Reißen, und das Kreuz, konstruiert für eine kleine menschliche Ewigkeit, krachte wie ein riesiges Schwert auf den Altar. David sah, wie der Junge losschnellte, seine kleine Schwester packte und sie mit sich nach hinten riss. Kraft seines Willens war es Turael mit Hilfe des Kreuzes gelungen, den Bannkreis zu zerschlagen.
Turael verlor keine Zeit. Wie ein Tiger setzte er den Kindern nach, die hinter den Altar gestürzt waren, gefolgt von Darius. Doch als Turael den Jungen wegstoßen und das Mädchen mit seinen mächtigen Pranken ergreifen wollte, erstarrte er plötzlich in der Bewegung und wurde selbst über den Altar hinweggeschleudert, ohne dass ihn auch nur der Finger eines Menschen berührt hätte.
Vor Turael tauchte der Junge auf. Seine Aura bildete riesige, dunkle Schwingen, glühend schwarz, glühend rot, unbeschreiblich höllisch. Der Junge schritt auf Turael zu, und als David in die Augen des Jungen sah, entdeckte er dort die Quelle, aus welcher dieser seine finstere Kraft bezog …
»Marc, nein!«
Darius sprang zwischen Turael und den Jungen und schirmte den ursprünglichen Angreifer ab.
»Wenn du das tust, wirst du die Verbindung zur Finsternis nie wieder lösen können.«
Es kümmerte den Jungen nicht. Er ging weiter wie unter Hypnose auf Darius und Turael zu.
»Marc!«, brüllte Darius erneut.
Es kam David vor, als würde der Schrei mit einem hundertfachen Echo von den steinernen Wänden der alten Kirche zurückgeworfen, und dennoch hatte er auf den Jungen keinerlei Wirkung. Er blieb kurz vor Darius stehen und fegte den Pater mit einer knappen Handbewegung beiseite.
Die neblige Dunkelheit nahm zu, so dass David selbst mit seinen psionischen Augen kaum noch etwas sehen konnte. Dann ging alles ganz schnell. Viel zu schnell, um in dem diffusen Licht noch etwas Konkretes erkennen zu können.
Ein Geräusch, als kreuzten sich Klingen.
Ein Echo, als tobte inmitten der alten Kirche vor dem Altar eine Schlacht. Die Tauben flatterten unter dem Dach wie von Sinnen umher, als lauerte dort unten eine Gefahr, der sie nicht entrinnen konnten. David sah sie nicht, er hörte sie nur. Und was er hörte, machte ihm große Angst.
Dann drang wie aus dem Nichts ein anderes Geräusch. Irgendwo vor ihm, irgendwo weit über ihm, überall in der zwielichtigen Finsternis. Ein seltsames, verlangsamtes Echo, wie das schleichende Rauschen unzähliger Flügel. Das Rauschen verdichtete die Luft noch mehr. Und schließlich konnte David es sehen.
Ein riesiger Schatten. Größer als das mächtige Kreuz, das wie Excalibur schräg im Altarbereich steckte. Größer als die gewaltigen Bogenfenster rings um die Galerie. Turael schrie und streckte die Arme aus, als wollte er dem mächtigen Schatten abwehrend die Hände entgegenstrecken.
Die Explosion war gewaltig, ein wildes Krachen, das sowohl aus den Höhen wie den Tiefen der alten Kirche zu kommen schien, und sie zertrümmerte das letzte Fensterglas, erschütterte Raum und Zeit. Für einen Moment verlor David die Orientierung, er spürte einen Schmerz, als würden die Scherben und das schwarze Feuer der Explosion durch seine Kleider und sein Fleisch bis auf die Knochen dringen. Aber es war nicht sein Schmerz, den er da spürte. Es war der von Turael.
Im nächsten Moment konnte David wieder etwas sehen.
Darius war irgendwie bis zu dem Jungen vorgedrungen, packte ihn
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