Engelspakt: Thriller (German Edition)
Krankenschwester und fragte deshalb: »Soll ich Schwester Catherine informieren, Doktor?« Sie hatte die Nonne am Vortag in das Büro auf der Station gebracht, damit sie in Ruhe mit jemandem aus dem Vatikan telefonieren konnte.
Dr. Asensi überlegte einen Moment. Der Ausbruch der Beta- und Thetawellen zog sich nun schon mehrere Minuten hin. Er war sich auf einmal nicht mehr sicher, ob die katholische Nonne das Chaos am Vortag vielleicht sogar selbst verursacht hatte. Nichtsdestotrotz hatte sie den Anfall auch wieder in den Griff bekommen, zumindest hatte es für ihn so ausgesehen. Was hatte er schon zu verlieren?
»Ja, rufen Sie Schwester Catherine an. Sie soll so schnell wie möglich herkommen. Mal sehen, ob sie uns weiterhelfen kann.«
Die Krankenschwester nickte und ging hinaus. Nach einigen ewig erscheinenden Minuten kehrte sie von ihrem Telefonat zurück. Asensi hatte während der ganzen Zeit unverwandt den Patienten und dessen EEG angestarrt, als könnte er Kraft seines Willens die Anzeigen normalisieren oder zumindest verhindern, dass der Patient vor seinen Augen am Ende doch noch starb.
»Es tut mir leid, Doktor, aber ich konnte Schwester Catherine nicht erreichen. Weder zu Hause noch im Vatikan. Ich habe ihr eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen.«
»Gut«, sagte Asensi und dachte im selben Augenblick, dass es alles andere als gut war.
Dann klatschte er noch einmal neben Cibans Ohr in die Hände. Keine Reaktion. Er nahm eine sterilisierte Nadel und pikste den Kardinal in die linke Hand. Weder der Körper noch der Geist seines Patienten zeigte auch nur den geringsten Reflex. Da war einfach gar nichts.
»Doktor …« Die Krankenschwester wich plötzlich erschrocken einen Schritt zurück. »Um Gottes willen!«
Jetzt spürte auch Asensi es. Die Luft im Krankenzimmer wurde schlagartig kälter. Der Arzt konnte auf einmal sogar seinen Atem sehen. Aber das war nicht alles. Der Raum, nein, die Geräte auf den Tischen vibrierten wie unter einem leichten Beben.
Einige Sekunden darauf war alles vorbei. Die Raumtemperatur stieg wieder an, und das EEG zeigte mit einem Mal Werte, die unter den gegebenen Umständen als nahezu normal zu interpretieren waren. Ganz so, als wäre rein gar nichts geschehen. Keine EEG -Absurdität. Keine Eiseskälte. Kein Beben. Nichts.
»Total verrückt«, sagte die Krankenschwester kreidebleich.
42.
»Ich glaube, sie kommt zu sich, Exzellenz.«
Catherine, noch völlig benommen, spürte etwas Nasses, um nicht zu sagen Klatschnasses in ihrem Gesicht.
»Hat sie diese … Anfälle öfter?«
Das klatschnasse Etwas betupfte ihre Wangen.
»Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, hin und wieder kommt so etwas bei Schwester Catherine vor.«
Nun betupfte das klatschnasse Etwas ihre Stirn. Wie von fern spürte sie, dass ihr eiskalte Wassertropfen den Hals hinunterliefen.
»Gütiger Himmel, sie hätte die ganze Treppe hinunterfallen und sich das Genick brechen können. Ganz davon zu schweigen, wenn ihr so etwas am Steuer eines Wagens passiert wäre.«
Die eiskalten Wassertropfen sammelten sich in ihrem Nacken.
»Schwester Catherine fährt bloß einen Fiat 500. Das ist eigentlich kein richtiger Wagen.«
»Ach? Denken Sie, sie ist sich dessen bewusst?«
Catherine hörte keine Antwort. Dafür kam sie immer mehr zu sich und spürte nun jeden einzelnen Knochen und Muskel in ihrem Leib. Sie war auf der Treppe gestürzt?
Sie öffnete die Augen und blickte in zwei Gesichter. Das ältere blickte besorgt, vor das jüngere schob sich ein triefend nasses Handtuch.
»Wie fühlen Sie sich, Schwester?«, fragte Bischof Tardini und beugte sich ein klein wenig vor.
»Ich …« Als sie sich leicht aufsetzte, spürte sie, wie der Schwindel erneut von ihr Besitz ergriff. »Nass. Hätten Sie vielleicht ein trockenes Handtuch für mich?«
Monsignore Rinaldo verschwand mit dem nassen Tuch in einem Badezimmer und kehrte mit einem frischen, trockenen zurück. Catherine, die sich trotz der leichten Übelkeit inzwischen ganz aufgesetzt hatte, nahm es entgegen und trocknete sich Gesicht und Hals damit ab.
»Wo bin ich?« Sie wagte es wegen ihres Brummschädels nicht, sich umzusehen.
»In Kardinal Cibans Büro. Wir … Nun ja, wie soll ich sagen, wir haben Sie auf der Treppe gefunden, nachdem wir von dort ein unerklärliches Poltern gehört haben.«
»Die Büste von Alfredo Kardinal Ottaviani ist jedenfalls hin«, fügte Rinaldo erklärend hinzu. »Totalschaden sozusagen oder besser
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