Engelsrache: Thriller
sagen. Aber ich glaube, es war eine Frau.«
»Sie glauben, dass es eine Frau war. Die junge Frau dort drüben ist in diesem Verfahren mit dem Tod bedroht. Deshalb müssen wir unbedingt wissen, ob Sie sicher sind. Sind Sie also sicher oder nicht?«
»Es war ja dunkel, außerdem hat es geregnet.«
»Vielen Dank. Lassen Sie uns noch kurz auf das Auto zu sprechen kommen. Sie haben nicht zufällig das Kennzeichen gesehen?«
»Nein, ich habe ja nicht so genau hingeschaut.«
»Weil Ihnen nichts Besonderes aufgefallen ist?«
»Ja, richtig. Ich habe mir überhaupt nichts dabei gedacht.«
»Ist es richtig, dass in dem Motel ständig Leute ein und aus gehen?«
»Ja, das ist richtig.«
»Haben Sie zufällig gesehen, wer das Auto gefahren hat?«
»Nein.«
»Ein Mann oder eine Frau?«
»Ich habe überhaupt nicht gesehen, wer am Steuer sitzt.«
»Und haben Sie zufällig gesehen, wohin das Auto gefahren ist, nachdem die fragliche Person ausgestiegen ist?«
»Ich habe ja nur kurz hingeschaut. Dann habe ich wieder ferngesehen.«
»Sie haben also weder gesehen, wie das Auto weggefahren ist, noch, wie es später zurückgekommen ist?«
»Wie gesagt: Ich habe ferngesehen.«
»Danke schön.«
Martin strotzte vor Selbstbewusstsein. Dabei hatte er allen Grund zur Beunruhigung. Die Verhandlung lief nämlich für ihn gar nicht gut. Sein erster Zeuge hatte eine Leiche entdeckt und die Polizei benachrichtigt. Und seine zweite Zeugin hatte lediglich ausgesagt, dass sie so gut wie nichts gesehen hatte.
Plötzlich erschienen Deacon Baker und Phil Landers im Gerichtssaal und gingen zum Tisch der Staatsanwaltschaft.
»Rufen Sie Ihren nächsten Zeugen auf«, sagte Richter Green.
»Kann ich bitte einen Augenblick mit Mr Martin sprechen?«, sagte Baker.
»Machen Sie es kurz«, entgegnete der Richter.
Baker beugte sich zu Martin herab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Martin nickte und fing ebenfalls an zu flüstern. Dann blickten die beiden den Richter an.
»Dürfen wir näher treten, Euer Ehren?«, sagte Baker.
Green winkte sie zu sich, und ich stand auf und gesellte mich zu ihnen.
»Könnten wir Sie bitte kurz in Ihren Amtsräumen sprechen?«, fragte Baker.
»Wir sind hier mitten in einem Mordprozess, falls Ihnen das entgangen sein sollte«, sagte Richter Green.
»Ich bitte um Verzeihung«, sagte Baker, »aber wir haben soeben eine wichtige Entdeckung gemacht, die das Verfahren unmittelbar betrifft.«
Richter Green verfügte eine fünfzehnminütige Verhandlungspause. Dann gingen der Richter, Baker, Landers, Martin und ich in Greens Amtszimmer. Er machte die Tür zu, hängte seine Robe an den Garderobenständer neben dem Fenster und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
»Und, was gibt’s?«, fragte er.
»Das TBI hat heute früh in einer Scheune auf dem Spivy Mountain eine rote Corvette entdeckt«, sagte Baker. »Das Auto gehört Erlene Barlowe. Zurzeit wird der Wagen von der Kriminaltechnik untersucht.«
»Und was hat das mit dem Verfahren hier zu tun?«
»Es könnte sein, dass diese Entdeckung Mr Dillards Mandantin entlastet«, sagte Baker. »Als wir Miss Christian damals festgenommen haben, hat uns eine Angestellte von Ms Barlowe erzählt, dass Ms Barlowe und Angel den Club kurz nach Tester verlassen haben. Die junge Frau hat ausgesagt, dass die beiden zusammen in Ms Barlowes Corvette weg-gefahren sind und sich in der Nacht nicht mehr im Club haben blicken lassen.«
»Ja, ich erinnere mich«, sagte der Richter. »Diese Aussage und der Umstand, dass Ms Barlowe damals die Unwahrheit gesagt hat, haben mich überhaupt erst dazu bewogen, Ihnen den gewünschten Durchsuchungsbeschluss für Barlowes Haus und für ihren Club auszustellen. Außerdem habe ich Sie wegen dieser Aussage autorisiert, von Ms Barlowe und dem Mädchen eine Haarprobe zu nehmen.«
»Ganz recht«, sagte Baker. »Vor kurzem hat sich bei uns noch ein Zeuge gemeldet, der behauptet, dass er in der Mordnacht kurz nach Mitternacht auf der Picken’s Bridge eine Frau gesehen hat. Nach seiner Beschreibung könnte diese Frau Ms Barlowe gewesen sein. Sie hat angeblich neben einer roten Corvette gestanden. Der Mann sagt, dass die Frau allein war. Wir vermuten deshalb, dass Ms Barlowe die Mordwaffe und den Penis des Reverend von der Brücke ins Wasser geworfen hat. Bislang hatten wir dafür aber keinen Beweis, da das Auto wie vom Erdboden verschluckt war. Wir haben überall danach gesucht. Allerdings haben wir schon die ganze Zeit vermutet, dass es an oder in
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