Engelsrache: Thriller
dem Fahrzeug verwertbare Spuren geben muss. Heute haben wir den Wagen endlich gefunden, und nach meinem derzeitigen Wissensstand sind auf dem Beifahrersitz tatsächlich Blutspuren zu erkennen.«
»Das heißt, Sie glauben jetzt, dass Ms Barlowe den Mord an Reverend Tester begangen hat?«, fragte Richter Green.
»Dafür spricht in der Tat einiges. Außerdem vermuten wir, dass Ms Barlowe auch Julie Hayes’ Tod zu verantworten hat.«
»Mein Gott, was für ein Chaos«, sagte der Richter. »Unprofessioneller geht es ja kaum.«
»Bitte, Herr Richter«, sagte Baker, »nicht jetzt.«
»Und was wollen Sie nun machen?«, fragte der Richter.
»Ich brauche noch etwas Zeit. Deshalb wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie das Verfahren für eine Woche aussetzen könnten. Bis dahin dürften die Laborergebnisse aus Knoxville vorliegen. Falls wir in Barlowes Wagen tatsächlich Blutspuren von Tester nachweisen können oder die Mordwaffe finden, ziehen wir die Anschuldigungen gegen Mr Dillards Mandantin zurück, vorausgesetzt, sie kooperiert mit uns. Und dann nehmen wir Barlowe wegen des Mordes an Tester fest.«
Angel – und mit diesen Leuten kooperieren, das konnten sie sich gleich abschminken. Erstens hatten die Staatsanwälte ohnehin so gut wie nichts gegen sie in der Hand, und zweitens fiel mir kein einziger Grund ein, weshalb das Mädchen ihnen behilflich sein sollte.
Der Richter sah mich an. »Irgendwelche Einwände, Mr Dillard?«
»Nein, Herr Richter. Wenn dieser Aufschub zur Folge hat, dass die Anklage gegen meine Mandantin zurückgezogen wird, habe ich natürlich nichts dagegen.«
»Na gut.« Richter Green wies mit dem Finger auf Baker. »Ich gebe Ihnen ein paar Tage Zeit. Aber wenn Sie mir bis nächsten Montag keine hieb- und stichfesten neuen Beweise bringen, setzen wir das gottverdammte Verfahren fort.«
24. Juli
15:00 Uhr
Der Richter klärte weder die Geschworenen noch die Zuschauer im Gerichtssaal darüber auf, weshalb er die Verhandlung für eine Woche aussetzte. Er teilte den Geschworenen lediglich mit, dass sie am folgenden Montag wieder zu erscheinen hatten.
Angel wollte wissen, was passiert war. Ich versprach ihr, sie so bald wie möglich im Gefängnis zu besuchen und ihr alles zu erklären. Als sich der Gerichtssaal allmählich leerte und die Geschworenen ihre Plätze verließen, kam Erlene Barlowe zu mir. Sie hatte mit den übrigen Zeugen draußen auf dem Korridor gewartet. Tester junior saß noch immer wie angewurzelt auf seinem Platz.
»Was ist denn los, mein Lieber?«, fragte Erlene.
»Angeblich hat die Polizei wichtige neue Erkenntnisse gewonnen, die das Verfahren unmittelbar betreffen. Die Staatsanwaltschaft hat den Richter deshalb um eine Aussetzung der Verhandlung gebeten, damit die Polizei weitere Nachforschungen anstellen kann. Die Verhandlung wird erst am kommenden Montag fortgesetzt.«
Landers kam aus dem Amtszimmer des Richters, wo er sich offenbar mit Baker besprochen hatte. Als er Erlene sah, eilte er direkt auf uns zu.
»Bitte verlassen Sie unter gar keinen Umständen die Stadt«, sagte er. Dann drehte er sich um und ging zur Tür hinaus.
»Was hat das denn schon wieder zu bedeuten?«, fragte Erlene.
»Keine Ahnung, ich weiß auch nichts Näheres«, sagte ich und wandte mich zum Gehen. Dass sie selbst in den kommenden Tagen mit ihrer Verhaftung rechnen musste, wollte ich ihr nicht sagen. Denn falls sie sich absetzen sollte, hatte ich am Ende noch zusätzlich zu all dem sonstigen Ärger eine Klage wegen Strafvereitelung am Hals. »Angel erwartet mich im Gefängnis, ich muss jetzt unbedingt sofort zu ihr. Ich melde mich später bei Ihnen.«
Bevor ich das Gericht verließ, fuhr ich noch mit dem Aufzug zu Deacon Bakers Büro hinauf.
»Schwierige Situation«, sagte er, als ich hereinkam.
»Für Sie vielleicht«, erwiderte ich. »Für mich hat sich eigentlich nichts geändert. Meine Mandantin ist unschuldig – wie gehabt.«
»Reden wir doch nicht länger um den heißen Brei herum«, sagte Baker. »Wenn wir in dem Auto was finden, was mit dem Mord an Tester in Verbindung steht, erheben wir Anklage gegen die Rothaarige. Und falls Ihre Mandantin dann mit uns zusammenarbeitet, lasse ich die Anklage gegen sie fallen.«
»Erlene ist die einzige Freundin, die sie auf der Welt hat. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Angel bereit ist, sie zu verpfeifen.«
»Sie ist an dem Abend mit ihr zusammen gewesen, Dillard. Sie weiß ganz genau, was in dem Zimmer passiert
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