Engelsrache: Thriller
musste sich unsere ganze Beziehung, meine gesamte Prozessstrategie von Grund auf verändern, es sei denn, das Verfahren wurde eingestellt.
»Überlegen Sie sich genau, was Sie jetzt sagen«, murmelte ich. »Wir gewinnen diesen Prozess. Wenn Sie mir jetzt ge-stehen, dass Sie ihn umgebracht haben, verändert das vieles.«
»Aber Sie wollen doch, dass ich Ihnen die Wahrheit sage, oder etwa nicht?«
»Ich weiß nicht recht.«
Ich betrachtete ihr glattes junges Gesicht, und mir wurde ganz warm ums Herz. Wenn sie Tester tatsächlich umgebracht hatte, musste es dafür eine menschlich nachvollziehbare Erklärung geben. Davon war ich fest überzeugt.
»Tut mir leid, Angel. Ja, ich möchte die Wahrheit erfahren. Was ist damals genau passiert?«
Sie biss sich auf die Unterlippe und fing an zu zittern.
»Sind Sie in der Lage, darüber zu sprechen?«
Sie ließ den Kopf langsam nach vorn sinken.
»Gut. Aber Sie dürfen nicht wieder einen hysterischen Anfall bekommen so wie damals. Es darf nämlich unter gar keinen Umständen jemand hören, was Sie mir erzählen. Das heißt, Sie müssen sich beherrschen. Schaffen Sie das?«
»Ja, ich glaube schon.«
»Dann fangen Sie an.«
Sie holte tief Luft und drückte meine Hand so fest, dass sich ihre Fingernägel in meine Haut gruben.
»Was ich Ihnen bisher erzählt habe, ist alles wahr – bis auf den letzten Teil. Miss Erlene hat Tester nicht nur aus dem Club geworfen, weil er völlig betrunken war, mich ständig belästigt und sich selbst zum Narren gemacht hat. Sie hat mich auch gebeten, ihr bei einer Sache zu helfen. Sie wollte dem Prediger nämlich eine Lektion erteilen. Ich sollte mit ihr zu dem Motel fahren, wo der Mann wohnt, und dann mit Tester nach oben gehen. Den Rest wollte sie selbst erledigen. Ich habe zu ihr gesagt, dass ich einverstanden bin.«
»Und dann?«
»Dann hat Miss Erlene mit ihm gesprochen. Anschließend war er ein paar Minuten vorn im Foyer verschwunden. Als er zurückkam, hat sie zu mir gesagt, dass ich meinen Mantel holen soll. Dann ist sie selbst kurz in ihrem Büro verschwunden. Anschließend sind wir nach draußen gegangen, in ihren Wagen gestiegen und hinter ihm hergefahren. Unterwegs hat sie mir erzählt, dass der Mann davon ausgeht, dass ich ihm in seinem Zimmer sexuell zu Diensten bin. Dann hat sie mir ein kleines Fläschchen Scotch gegeben. Sie hat gesagt, ich soll mit Tester nach oben geben und ihm dort als Erstes einen Drink anbieten. Sie hatte nämlich K.-o.-Tropfen in den Scotch getan. Sobald er bewusstlos ist, sollte ich wieder zum Auto kommen und sie holen, hat sie gesagt. Ich glaube, sie wollte ihn um sein Geld erleichtern.«
»Und dann ist etwas schiefgegangen«, sagte ich.
Sie presste sich die Faust auf den Mund und sagte leise: »Ja.« Wieder sah sie mich wie aus weiter Ferne an. Auf ihrem Gesicht lag derselbe Ausdruck wie damals, als sie mir die Geschichte mit dem heißen Haferschleim erzählt hatte.
»Vor dem Motel bin ich aus dem Auto gestiegen und mit Tester die Treppe hochgegangen. Miss Erlene hat inzwischen auf dem Parkplatz gewartet. Ich bin mit ihm in sein Zimmer gegangen, und er hat die Tür hinter mir zugemacht. Dann habe ich das Scotch-Fläschchen aus der Handtasche geholt und ihn gefragt, ob er einen Drink will. Aber er hat mir die Flasche sofort aus der Hand gerissen und sie auf den Tisch gestellt. Dann hat er sich wieder umgedreht und gesagt, dass er mich nicht mitgenommen hat, um Whisky zu trinken. Dabei hatte er mich mit einem so grauenhaften Ausdruck angesehen – wie ein Irrer. Bevor ich kapiert habe, was los ist, hat er mir so heftig ins Gesicht geschlagen, dass ich auf das Bett gestürzt bin. Ich war fast ohnmächtig«, sagte sie und schluchzte leise.
»Dann hat er die Hose runtergelassen und mir das Höschen ausgezogen …« Sie hielt inne und holte tief Luft. »Anschließend hat er mich auf den Bauch gedreht und sein Ding in meinen, in meinen …« Sie wies auf ihren Hintern.
»Das heißt, er hat Sie sodomiert?«, sag te ich.
»Wie bitte?« Sie kannte das Wort offenbar nicht.
»Egal. Erzählen Sie weiter.«
»Ich habe die ganze Szene wie von weit entfernt erlebt«, sagte sie. »Als ob ich unter der Decke schwebe und ihm dabei zusehe, was er da unten treibt. Es war wieder genau wie damals, als Vater Thomas diese Sachen mit mir gemacht hat. Ich weiß noch, dass er die ganze Zeit wüste Verwünschungen ausgestoßen und abwechselnd gepredigt und mich beschimpft hat. Dann hat er sein Ding aus mir
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