Engelsrache: Thriller
gefunden hat?«
»Wissen Sie, darüber habe ich auch schon häufig nachgedacht«, sagte sie. »Dabei bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass eines meiner Mädchen mit diesem unsympathischen TBI-Agenten gesprochen haben muss. Ja, ich bin mir ziemlich sicher. Ich glaube, ich habe ihr sogar ganz genau erklärt, was sie sagen soll.«
»Was haben Sie?«
Sie legte die Hände auf den Tisch, schob die Finger ineinander und sah mich an.
»Ich glaube, ich muss Ihnen mal was erklären, mein Lieber. Wenn Sie so einen Laden führen wie ich, haben Sie es mit sehr unterschiedlichen Leuten zu tun. Ich bemühe mich immer darum, zu allen möglichst nett zu sein, und wenn ich dann mal was brauche, bekomme ich es meistens auch. Und in diesem Fall ging es um eine erstklassige Rechtsberatung, eine juristische Beratung, mit der ich Sie nicht behelligen durfte. Also habe ich mit diesem wundervollen Mann gesprochen. Er ist zwar Anwalt, aber kein Strafverteidiger, und hat meinen Mann früher oft in finanziellen Dingen beraten. Und dieser Mann hat mich über ein paar Rechtsgrundsätze aufgeklärt. Wie hieß das noch mal? Ach ja, er hat mich zum Beispiel über das Verbot der Doppelbestrafung aufgeklärt. Ja, so hat er das, glaube ich, genannt. Und dann war da noch etwas. Warten Sie mal? Ach, ja der vierte Verfassungszusatz.«
»Und wer ist dieser Mann?«
»Sie werden verstehen, dass ich sein Vertrauen nicht missbrauchen kann, mein Lieber. Sagen wir, ein ganz, ganz netter Mann, der sich hier und da eine harmlose kleine Sünde gestattet. Er hat sich sehr gut mit Gus verstanden.«
Ich traute meinen Ohren kaum. Ich hatte zwar von vornherein vermutet, dass Erlene hinter Julies Tod steckte. Allerdings hatte ich dafür nicht den geringsten Beweis, und ich glaubte auch nicht, dass ein solcher Beweis jemals auftauchen würde. Aber das hier war etwas völlig anderes. Unglaublich.
»Und wieso hatten Sie ein Interesse daran, dass Landers Ihren Wagen findet?«, fragte ich.
»Ich konnte doch nicht zulassen, dass Angel den Rest ihres Lebens im Knast verbringt oder sogar zum Tode verurteilt wird, mein Lieber. Die ganze Geschichte mit dem Prediger war mein Fehler. Als er in meinen Club gekommen ist, sich dort wie ein Vollidiot aufgeführt und dann auch noch Angel belästigt hat, bin ich völlig ausgerastet. Wissen Sie, was der Kerl zu mir gesagt hat, als ich ihn höflich darum gebeten habe, sich aus meinem Club zu verabschieden? Dieser Mensch hat gesagt: ›Wenn ich Ihre kleine Hure für eine Nacht mieten will, an wen muss ich mich da wenden?‹ Das hat mich total wütend gemacht. Deshalb habe ich mir überlegt, wie ich dem Kerl eine Lektion erteilen kann. Angel sollte eigentlich nur mit ihm in sein Zimmer gehen und ihm einen Drink verpassen. Den Rest wollte ich selbst erledigen.«
»Und dann ist alles ganz anders gekommen, als Sie es geplant hatten.«
»Ja, es war schrecklich. Eigentlich hätte ich ja wissen müssen, dass ich das süße Mädchen nicht allein mit dem Kerl in das Motelzimmer gehen lassen kann. Immerhin habe ich selbst auch schon einiges erlebt, mein Lieber. Und ich wusste natürlich, dass dieser Prediger ein mieser Dreckskerl ist. Aber in meiner Wut habe ich wohl nicht mehr ganz klar denken können. Nicht mal im Traum habe ich daran gedacht, dass das Schwein dem Mädchen so etwas antut. Und genauso wenig hatte ich daran gedacht, dass Angel so reagieren würde. Als sie die Treppe heruntergekommen ist, dachte ich, mich trifft der Schlag. Also bin ich schnell nach oben in das Zimmer gegangen – eine einzige Blutlache. Ich wäre fast umgekippt. Aber dann habe ich mir gesagt, dass ich die Nerven behalten und Angel da unbedingt wieder rausholen muss. Also habe ich mir die Scotch-Flasche, ihre Handtasche, das Messer und seine Brieftasche geschnappt und bin wieder abgehauen …«
»Moment, Erlene. Und wieso haben Sie ihm den Schnipsel abgeschnitten – oder wie sagen Sie dazu?«
»Den Schniedelwutz?«
»Ja, genau. Wieso haben Sie ihm das Ding abgeschnitten? Angel hat jedenfalls gesagt, dass sie das nicht getan hat. Also können nur Sie es gewesen sein.«
»Ich habe mal im Fernsehen in einem Krimi gesehen, dass die Polizei einem Mann eine Vergewaltigung nachweisen konnte, weil sie DNS-Spuren des Mädchens an seinem Schniedelwutz gefunden hat. Deshalb habe ich gedacht, dass vielleicht Spuren von Angels DNS an Testers Schniedelwutz nachzuweisen sind. Und falls die Polizei bei mir aufkreuzt und dumme Fragen stellt, wollte ich nicht in die
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