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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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Arm gegen die Seite gepresst und hatte etwas in der Hand.
    Tester befand sich jetzt zwischen uns und dem Gerichtsgebäude. Zurückzulaufen und die bewaffneten Polizisten und Gerichtsdiener um Hilfe zu bitten, war also unmöglich. Ich ließ die Aktentasche fallen, nahm Carolines Hand und rannte los.
    »Was ist denn?«, fragte sie.
    »Lauf, Caroline! Tester ist hinter uns her. Er ist bewaffnet.«
    Ich blickte mich rasch um und sah, dass er im Laufschritt die Verfolgung aufgenommen und den rechten Arm erhoben hatte. Der asphaltierte Parkplatz hinter dem Gericht war ungefähr einen halben Hektar groß. Die Fläche bot etwa hundert Autos Platz und war fast immer voll besetzt. Als Caroline und ich fast auf Höhe der ersten Wagenreihe angekommen waren, wurde die Stille des Sommernachmittags in der ältesten Stadt Tennessees von einem Schuss zerrissen. Ich konnte das Zischen der Kugel hören, die direkt vor meinem Gesicht vorbeisauste. Sie prallte vom Kotflügel eines alten Buick ab und stob pfeifend davon. Caroline fing an zu kreischen.
    »Mein Gott, Joe! Der bringt uns um!«
    Ich fasste ihren Arm und zog sie hinter die Autos in der ersten Reihe. »Runter!«, schrie ich. »Und bleib unten!« Wir rannten gebückt zehn, fünfzehn Meter weiter. Dann sah ich mich wieder um. Junior war stehen geblieben. Er stand breitbeinig da und hatte die Pistole mit beiden Händen auf uns gerichtet. Der zweite Schuss schlug in das Seitenfenster des Autos ein, an dem wir gerade vorbeirannten. Ich blieb stehen und brachte mich mit Caroline hinter dem Kotflügel in Sicherheit. Ich musste Caroline unbedingt aus der Schusslinie bringen.
    »Wir können nicht zusammenbleiben«, sagte ich. Ich war schweißgebadet und schnappte nach Luft. Caroline hatte die Augen weit aufgerissen. Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände.
    »Jetzt hör mir mal zu. Ich renne gleich los. Wenn Tester dann hinter mir herstürmt, läufst du in die entgegengesetzte Richtung. Vielleicht hört ja jemand drüben im Gericht die Schüsse. Sobald du in Sicherheit bist, rufst du von deinem Handy aus sofort die Polizei an. Den Notruf kennst du ja!«
    »Joe! Nein …«
    Ich sprang auf und sprintete los, versuchte, das westliche Ende des Gerichts zu erreichen. Fünf Sekunden später sah ich mich wieder um. Junior folgte mir im Laufschritt, konnte mein Tempo aber nicht mithalten. Wieder hob er die Waffe und schoss. Zu hoch. Wenigstens war Caroline in Sicherheit. Ich rannte weiter.
    Am Rand des Parkplatzes blieb ich stehen und duckte mich hinter einen Pick-up. Ich wusste, dass ich mich nicht lange aufhalten konnte, aber ich saß in der Falle. Der Parkplatz wurde auf dieser Seite von einer mindestens drei Meter hohen Mauer begrenzt. Mir blieb also nur die Wahl, ohne jede Deckung Richtung Hauptstraße zu sprinten oder wieder in die Richtung zu laufen, aus der ich gekommen war. Wenn ich mich für die zweite Alternative entschied, konnte ich zwar versuchen, mich hinter den Autos zu halten, bot Tester aber zugleich die Chance, aus nächster Nähe auf mich zu schießen oder mir den Weg abzuschneiden. Außerdem war ich nicht sicher, ob Caroline schon in Sicherheit war. Also entschied ich mich für die Flucht nach vorn. Ich war zwar jetzt ohne jede Deckung, konnte aber vielleicht die Hauptstraße erreichen und dann an der Apotheke um die Ecke biegen …
    Ich sprintete los.
    Tester stand wieder breitbeinig da, so viel konnte ich gerade noch erkennen. Er hatte die Waffe mit beiden Händen auf mich gerichtet. Der vierte Schuss zischte an meinem Ohr vorbei. Ich fing an, Haken zu schlagen. Draußen vor dem Gericht stand eine Touristengruppe. Die Leute schrien aufgeregt und zeigten in meine Richtung. War da nicht eine Khakiuniform? Vielleicht ein Sheriff? Bitte! Bitte! Vier Schüsse. Wie viele Kugeln mochte Tester noch haben?
    Ich hatte die kleine Apotheke an der Ecke fast erreicht. Sollte ich in dem Laden Zuflucht suchen? Doch dann saß ich in der Falle, und Unbeteiligte gefährden wollte ich auch nicht. Falls ich es um die Ecke schaffte, konnte ich vielleicht irgendwo in Deckung gehen oder mich in eine Einfahrt flüchten und mich dort so lange verstecken, bis die Polizei eintraf. Ich wollte schon um die Ecke biegen, als die fünfte Kugel von der Mauer neben mir abprallte und meinen linken Oberschenkel durchschlug. Obwohl ich nichts spürte, riss mich die Wucht der Kugel von den Beinen, und ich stürzte bäuchlings auf das Pflaster. Dann verlor ich ganz kurz das Bewusstsein, versuchte aber sofort, mich

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