Engelsrache: Thriller
bitte?«
»Ich habe nein gesagt. Ich bin nicht von mir aus an die Staatsanwaltschaft herangetreten. Es war vielmehr umgekehrt.«
»Ah, verstehe. Und wer ist an Sie herangetreten?«
»Der Mann dort drüben.« Sie zeigte auf Landers, der am Tisch der Staatsanwaltschaft saß.
»Und was haben Sie getan, nachdem Sie mit Agent Landers gesprochen hatten?«
»Gar nichts.« Oh, oh. Jetzt ging es richtig los.
»Gar nichts? Aber Sie haben doch ein Gespräch mit der Angeklagten geführt?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Soll das heißen, dass die Angeklagte Ihnen gegenüber nicht erwähnt hat, dass sie Reverend Tester ermordet hat?«
»Einspruch«, sagte ich. »Der Staatsanwalt versucht, die Zeugin zu beeinflussen, Herr Richter.«
»Stattgegeben. Fahren Sie fort, Mr Martin. Die Zeugin hat Ihre Frage beantwortet.«
»Ich bitte um eine kurze Unterbrechung, Euer Ehren«, sagte Martin.
»Warum?«, fragte der Richter.
»Ich brauche etwas Zeit, um mein weiteres Vorgehen zu überdenken. Was die Zeugin da sagt, ist für mich eine vollständige Überraschung.«
»Das ist nicht zu übersehen, Mr Martin. Aber es entspricht nicht meiner Gewohnheit, einen Mordprozess zu unterbrechen, weil sich die Staatsanwaltschaft durch die Aussage eines Zeugen überrascht zeigt. Haben Sie noch weitere Fragen an die Zeugin?«
»Ich beantrage, Ms Dillard als Zeugin der Gegenpartei einzustufen, Euer Ehren.«
»Aber sie ist doch Ihre Zeugin, Mr Martin.«
»Das ist mir bewusst, aber ihre Aussage entspricht nicht dem, was man mir vorher gesagt hat.«
»Soll das heißen, dass Sie vorher gar nicht mit ihr gesprochen haben?«
»Agent Landers hat mit ihr gesprochen und mich dann darüber informiert, wie sie hier vor Gericht aussagen wird. Außerdem hat sie ein Aussageprotokoll unterzeichnet. Dieses Protokoll hat er mir gezeigt.«
»Dann halten Sie sich bei Ihren Fragen doch an das Protokoll.«
»Ich beantrage, Ms Dillard als Zeugin der Gegenpartei einzustufen«, sagte Martin.
Richter Green machte eine abschätzige Handbewegung, fast so, als ob er Martin verscheuchen wollte.
»Fahren Sie fort«, sagte er. »Obwohl ich mir davon eigentlich keine neuen Erkenntnisse mehr verspreche.«
Martin gab sich einen Ruck und wandte sich wieder Sarah zu. »Ms Dillard, ist es richtig, dass Sie mit der Staatsanwaltschaft eine schriftliche Vereinbarung getroffen haben, die von Ihnen verlangt, hier vor diesem Gericht als Zeugin wahrheitsgemäß auszusagen?«
»Ja«, sagte Sarah, »genau das tue ich ja.«
»Das heißt also, Sie haben gegenüber Agent Landers nicht behauptet, dass Angel Christian Ihnen den Mord an Reverend Tester gestanden hat?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Und was ist mit dem von Ihnen unterzeichneten Protokoll, in dem genau dies festgestellt wird?« Landers hielt ein Blatt Papier empor.
»Ich habe eine von Agent Landers aufgesetzte Aussage unterzeichnet. Als er damals zu mir gekommen ist, hatte er sie bereits schriftlich fixiert. Diese Aussage ist von A bis Z erlogen. Es tut mir leid, dass ich sie unterzeichnet habe.«
»Sie geben also ausdrücklich zu, dass sie eine Falschaussage unterzeichnet haben?«
»Genau das.«
»Das heißt, Sie beschuldigen einen Polizeibeamten, ein falsches Aussageprotokoll verfasst zu haben. Trotzdem haben Sie diese Aussage freiwillig unterzeichnet?«
»Agent Landers hat die Aussage formuliert, und ich habe sie unterzeichnet. Er hat mir keine einzige Frage gestellt, sondern lediglich gesagt, dass ich auf freien Fuß gesetzt werde, wenn ich das von ihm verfasste Protokoll unterzeichne und hier in den Zeugenstand trete. Ich habe mit der Angeklagten noch nie ein Wort gesprochen.«
Martin drehte sich um und sah Landers wütend an. »Gestatten Sie mir eine kurze Unterredung, Euer Ehren.«
»Machen Sie es kurz.«
Martin ging zum Tisch der Staatsanwaltschaft und flüsterte Landers etwas ins Ohr. Landers schüttelte heftig den Kopf und fing ebenfalls an zu flüstern. Das Wortgefecht zwischen den beiden wurde immer hitziger und aggressiver. Einmal hörte ich sogar, wie Landers sagte: »Sie können mich mal!« Ich konnte nur hoffen, dass die Geschworenen den Satz ebenfalls mitbekommen hatten.
Dann trat Martin wieder an sein Pult.
»Sie lügen doch, Ms Dillard. Sie wollen hier bloß Ihrem Bruder helfen.«
»Nein«, sagte Sarah. »Vielmehr hat die Staatsanwaltschaft mich gedrängt, hier zu lügen. Der Agent hat sogar gesagt, dass sich mir hier die Gelegenheit bietet, mich an meinem Bruder zu
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