Engelsrache: Thriller
haben.
»Verflucht!«, sagte ich. »Verdammt noch mal! Wie kann sie nur so etwas tun?«
»Wir haben wahrscheinlich zu viel von ihr erwartet«, sagte Caroline.
»Und ich habe wirklich geglaubt, dass sie sich endlich ändern will. Ich habe mir sogar eingebildet, dass ich ihr helfen kann.«
»Ändern kann sie sich nur selbst. Wir können sie nicht dazu zwingen. Und – was sollen wir jetzt machen?«
»Sie hat uns ein zehntausend Dollar teures Auto und eine Kette gestohlen, die fünftausend Dollar wert ist. Was glaubst du denn, was ich jetzt machen soll?«
Caroline stöhnte. »Keine Ahnung. Vielleicht solltest du losfahren und sie suchen.«
»Das habe ich doch schon so oft getan. Wahrscheinlich steht sie wieder voll unter Strom. Die Kette hat sie sicher bereits für einen Spottpreis verkauft oder gegen Koks eingetauscht. Wenn ich sie irgendwo bei einem Dealer antreffe, stehe ich am Ende noch selbst wegen Mordes vor Gericht. Am besten, ich rufe die Polizei in Johnson City an und warte dann ab, ob sie Sarah vielleicht schnappen, bevor sie das Auto an irgend so einen Dreckskerl verkauft.«
Das Telefon klingelte. Vielleicht Sarah. Ob sie gerade noch rechtzeitig zur Vernunft gekommen war?
»Mr Dillard?«, sagte eine Männerstimme, als ich mich meldete.
»Ja.«
»Hallo, hier spricht Matthew Miller von der Polizei in Johnson City. Lange nicht gesehen. Wie geht’s denn so?«
Ich kannte Matthew Miller natürlich – wie übrigens die meisten Polizisten in Johnson City.
»Geht schon. Rufen Sie an, weil Sie den Wagen meiner Tochter gefunden haben?«
»Einen braunen Chrysler Sebring, Baujahr 2001, mit dem Kennzeichen Washington County QRS-433?«
»Ist uns letzte Nacht gestohlen worden.«
»Nun ja, Sir, ich fürchte, ich habe da noch eine unangenehme Nachricht. Wir haben das Auto vorhin in der Nähe der Knob Creek Road gefunden. Ist die Böschung runtergestürzt, hat sich offenbar mehrmals überschlagen und ist dann an einem Baum gelandet. Totalschaden, würde ich sagen und …«
»Wer hat die Kiste gefahren?«
»Das wissen wir nicht«, sagte Miller. »Wir haben keine Anhaltspunkte. Haben Sie vielleicht eine Ahnung?«
»Wahrscheinlich meine Schwester. Sie ist letzte Nacht verschwunden.«
»Ich dachte, die sitzt gerade.« Sarah war bekannt wie ein bunter Hund.
»Nein, sie ist vor ein paar Wochen entlassen worden und wohnt seither bei uns.«
»Keine gute Tat ohne Strafe«, sagte Miller. »Wir sind hier gleich fertig. Ich lasse den Wagen abschleppen. Sie können ihn dann in der Chevron-Tankstelle von Brown’s Mill abholen. Die Airbags sind aufgeblasen, Blutspuren haben wir keine entdeckt. Falls Ihre Schwester die Kiste gefahren hat, ist sie anscheinend heil herausgekommen.«
»Danke. Könnten Sie vielleicht einen von Ihren Leuten bei uns vorbeischicken? Sie hat nämlich auch eine Halskette mitgehen lassen.«
»Am besten, Sie rufen einfach die 9-1-1 an«, sagte er. »Die schicken Ihnen dann die richtigen Leute vorbei.«
Ich bedankte mich bei Miller und hängte ein.
»Sie hat die Kiste zu Schrott gefahren«, sagte ich zu Caroline. »Sie hat Lillys Wagen kaputtgefahren. Ich rufe jetzt die Polizei an. Ich habe endgültig genug von ihr.«
»Ach, das habe ich schon öfter gehört.«
»Nein, das ist mein voller Ernst. Sie hat unter meinem Dach zwei schwere Straftaten begangen. Sie hat das Auto meiner Tochter gestohlen und kaputtgefahren, und sie hat deine Halskette gestohlen. Bei ihrem Vorstrafenregister geht sie dafür in den Bau, und genau da gehört sie auch hin. Sie kann sich auf mindestens vier Jahre gefasst machen – vielleicht sogar mehr.«
»Bist du wirklich sicher, dass du sie anzeigen willst?«, fragte Caroline. »Ich möchte bloß nicht, dass du dir später Vorwürfe machst.«
Ich nahm das Telefon und wählte die 9-1-1.
9. Juni
10:00 Uhr
Zwei Tage später rief mich ein Drogenfahnder an, den ich schon seit zehn Jahren kannte. Er sagte, die Polizei habe Sarah am Montagabend um Mitternacht in einem Crack-Haus an der Wilson Avenue festgenommen. Er habe gedacht, dass mich das vielleicht interessieren würde, sagte er.
Ich fuhr direkt zum Gefängnis. Unterwegs klingelt mein Handy – Diane Frye.
»Richtig vermutet«, sagte sie, als ich mich meldete. »John Paul Tester junior fährt einen silberfarbenen Dodge Ram-Pick-up, Baujahr 2005.« Nach ihrer Beschreibung konnte es sich nur um den Wagen handeln, der mich beinahe über den Haufen gefahren hatte.
»Und was haben Sie sonst noch über ihn
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