Engelsrache: Thriller
ein Vernehmungszimmer bringen. Sarah trat mit hängenden Schultern und ausdruckslosen Augen in den Raum. Für einen anständigen Fick sah sie allerdings immer noch gut genug aus. Ach, das wäre doch zu schön gewesen, es ausgerechnet Dillards Schwester mal so richtig zu besorgen.
Sarah saß wie versteinert vor Landers und würdigte ihn keines Blickes. Zunächst wollte er einfach warten, bis sie anfing zu sprechen, doch nach einigen Minuten war klar, dass sie ihm diesen Gefallen nicht tun würde.
»Sie sind doch Joe Dillards Schwester«, sagte Landers schließlich.
»Ja und?«, erwiderte sie, ohne aufzublicken.
»Ich habe gehört, dass er Sie angezeigt hat.«
Sie gab ihm keine Antwort. Landers beobachtete sie aufmerksam und versuchte zu erkennen, ob sie insgeheim dasselbe dachte wie er selbst.
»Sie haben noch gar nicht gefragt, wer ich bin, Miss Dillard.«
»Interessiert mich nicht, wer Sie sind.«
»Sollte Sie aber interessieren. Ich bin der Mann, der Sie hier rausholen kann.«
Sie sah ihn zum ersten Mal an. »Und wieso sollten Sie das tun?«
»Ich brauche Hilfe. Und Sie brauchen Hilfe. Sie helfen mir, und ich helfe Ihnen. So einfach ist das. Ich kann Ihnen dabei helfen, hier herauszukommen und Ihrem Bruder seine Gemeinheit heimzuzahlen. Soll ich weitersprechen?«
Sie kniff die Augen zusammen. »Anwälten traue ich ohne-hin nicht über den Weg.«
»Ich bin kein Anwalt. Ich bin Polizist und arbeite für das TBI.«
»Bullen traue ich sogar noch weniger als Anwälten.«
»Wie Sie meinen. Ich finde in dem Zellentrakt hier sicher jemanden, der hier unbedingt raus will. Ich hatte nur gedacht, dass es Ihnen vielleicht Spaß machen würde, Ihrem Bruder eine Breitseite zu verpassen.« Landers erhob sich von seinem Stuhl, ging zur Tür und tat so, als ob er auf den Klingelknopf drücken wollte.
»Warten Sie«, sagte sie. »Was wollen Sie von mir?«
»Wie ich schon sagte: Ich brauche ein bisschen Hilfe.«
»Welche Art von Hilfe?«
Landers setzte sich wieder auf den Stuhl. »Informationen. Ich brauche Informationen. Ihr Bruder hat die Verteidigung einer Mörderin namens Angel Christian übernommen. Sie befindet sich hier in diesem Zellentrakt. Haben Sie sie schon kennengelernt?«
»Nein, ich habe hier keinen Umgang mit anderen Leuten.«
»Mein Problem ist: Ich weiß gar nichts über sie. Ich brauche Anhaltspunkte, damit ich gezielte Nachforschungen anstellen kann. Wissen Sie, was ich meine? Zum Beispiel ist Angel Christian nicht ihr richtiger Name. Ich muss wissen, wie sie wirklich heißt. Ich muss wissen, woher sie stammt. Ich muss wissen, wo sie zur Schule gegangen ist, ob sie je einen Führerschein gehabt hat, der auf einen anderen Namen ausgestellt ist, ob sie vorher schon mal Probleme gehabt hat, wer ihre Eltern sind, solche Sachen. Und sollte sie zufällig auf den Mord zu sprechen kommen, wüsste ich das ebenfalls gerne. Meinen Sie, dass Sie mir dabei behilflich sein könnten?«
Manchmal kam es Landers vor, als ob diese Angel Christian gar nicht existierte. Der einzige Mensch, der etwas über sie wusste, war Julie Hayes, und auch die wusste nur zu berichten, dass sie das Mädchen im vergangenen Februar auf dem Greyhound-Busbahnhof in Dallas kennengelernt hatte. Laut Hayes hatte das Mädchen ihren Namen nicht sagen wollen, deshalb hatte sie im Bus einfach beschlossen, sie Angel Christian zu nennen. Angeblich hatte sie den Namen lustig gefunden. Landers musste unbedingt irgendetwas zutage fördern. Verdammt, und wenn diese Angel nun eine Serienmörderin war? Aber das Mädchen wollte nicht mit ihm sprechen und diese Barlowe-Schlampe genauso wenig. Auch die Leute, die er und seine Kollegen in dem Striptease-Club vernommen hatten, waren keine Hilfe gewesen.
»Das heißt, Sie möchten, dass ich jemanden verpfeife?«, sagte Dillards Schwester.
»Nennen Sie es, wie Sie wollen. Aus meiner Sicht unterstützen Sie lediglich einen Polizeiermittler, der in einem Mordfall Nachforschungen anstellt.«
»Und worin besteht die Gegenleistung?«
»Leute, die bei der Aufklärung eines Mordes behilflich sind, erhalten häufig einen Strafnachlass. Zum Beispiel eine Anrechnung der Untersuchungshaft.«
»Wie heißen Sie?«, fragte sie. Ihr Ton und der Ausdruck auf ihrem Gesicht gefielen Landers überhaupt nicht.
»Ich heiße Landers. Special Agent Phillip Landers.«
Sie fing an zu lachen.
»Was ist daran so verdammt witzig?«, fragte Landers.
»Ich habe zufällig gehört, wie mein Bruder mit seiner Frau über Sie
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