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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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eine ziemlich konkrete Vorstellung davon vermittelt zu haben, was sie zu tun hatte, um ihr Problem zu lösen.
    Erst später sollte er erfahren, dass Mrs Barlowe seine Ratschläge fast buchstäblich befolgt hatte. Und so konnte er seinen engsten Freunden im Country Club berichten, dass er stolz darauf war, einer solchen Lösung den Weg gebahnt zu haben.
    9. Juli
    10:50 Uhr
    Vier schlaflose Nächte nach Maynards Flucht nahm ich an der Bestattungsfeier für die Brüder Bowers in Mountain City teil. Ich saß vor der Kirche in meinem neuen Pick-up – einem Gebrauchtwagen, den ich als Ersatz für mein auf dem Grund des Sees liegendes Fahrzeug gekauft hatte –, gurgelte Mundwasser und wartete darauf, dass die übrigen Trauergäste in die Kirche gingen. Als die Trauergemeinde sich vollständig in der Kirche versammelt hatte, suchte ich mir ganz hinten einen Platz. In dem Raum hatten sich mindestens hundert Polizeibeamte versammelt, und ich hatte das Gefühl, dass alle mich anstarrten. Sobald die Feier vorbei war, verdrückte ich mich sofort wieder, ohne auch nur ein Wort mit jemandem zu sprechen.
    Eine Stunde später wurde ich im Hochsicherheitstrakt des Northeast Correctional Center, das ein kleines Stück außerhalb von Mountain City lag, der komplizierten Sicherheitskontrolle unterzogen. Ich wollte dort einen Mandanten besuchen. Die Justizbehörde des Staates Tennessee hatte das Gefängnis vor fünfzehn Jahren in der strukturschwachen Region mitten auf die grüne Wiese gepflanzt. Die Armut des Landstrichs rührte daher, dass die politische Elite von Johnson County es versäumt hatte, für jene Verkehrsanbindung zu sorgen, ohne die eine gedeihliche Wirtschaftsentwicklung nun mal nicht möglich ist. Wer knüpft schließlich schon Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit einer Region an, die nur unter großem Zeitaufwand zu erreichen ist?
    Die Straßen, auf denen Mountain City zu erreichen war, waren ebenso schmal wie kurvenreich. Es war daher äußerst schwierig, überhaupt dorthin zu gelangen. Und weil das so war, fuhr auch niemand dorthin. Das wiederum führte dazu, dass Johnson County nicht genügend Steuern einnahm, um die erforderlichen Polizeikräfte einzustellen oder die Schulen anständig zu unterhalten.
    Im Jahr 1991 hatte der Staat Tennessee jedoch beschlossen, sein Gefängnissystem drastisch auszubauen, und suchte nach geeigneten Standorten. Dabei richteten die politisch Verantwortlichen das Augenmerk vor allem auf strukturschwache Gebiete und stießen dort tatsächlich auf begeisterte Zustimmung. Nachdem die Sache politisch beschlossen war, wurde in Johnson County, einer landschaftlich unglaublich schönen Gegend im Herzen der Appalachen, ein in Beton gegossenes Zweitausend-Betten-Gefängnis hochgezogen. Nach den Vorstellungen der Planer sollten die dort einsitzenden Häftlinge im Rahmen eines öffentlich-privaten Projekts eingesetzt werden. Allerdings beteiligten sich von den insgesamt zweitausend Insassen des Gefängnisses durchschnittlich nur etwa achtzig an dem früher einmal so groß angekündigten Beschäftigungsprogramm.
    Ich betrat die Haftanstalt durch den Haupteingang und wartete, bis ein Aufseher erschien. Der Mann ließ sich meine Papiere zeigen, filzte mich von oben bis unten und machte ein Foto von mir. Dann trug ich mich in das Besucherbuch ein, und er führte mich durch einen mit vier Meter hohem Maschendraht eingezäunten Hof. Der Himmel war strahlend blau, und die Schönheit der umliegenden Berge stand in einem geradezu grotesken Kontrast zu der in Beton gegossenen Gefängnisanlage und dem reichlich verwendeten Stacheldraht ringsum.
    Als ich mich schließlich im Besucherbereich befand, sprach mich ein roboterartiger, schwarz uniformierter Vollzugsbeamter an, der hinter einer schusssicheren Glasscheibe saß, und verlangte nach meinem Ausweis. Ich legte das Papier unten auf den schwenkbaren Metallteller. Dann verschwand es, und der Beamte forderte mich auf weiterzugehen. Ich folgte meinem Begleiter, der jetzt wieder ins Sonnenlicht hinaustrat, dann abermals durch einen eingezäunten Gang marschierte, bis wir schließlich den Hochsicherheitstrakt erreichten. Dort saßen vor allem Gefangene ein, die Aufseher oder Mithäftlinge angegriffen hatten.
    Viele der etwa hundert hier festgehaltenen Männer hatten noch nach ihrer Inhaftierung einen Menschen umgebracht. Deshalb wurden sie wie gefährliche Tiere mit äußerster Vorsicht behandelt. Sie waren vierundzwanzig Stunden am Tag in Einzelzellen

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