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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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hatte. Das war nicht Garreth. Das war ich .
    In dem Moment knuffte mich meine Mutter in die Seite und zeigte auf das Bild. »Guck mal, Teagan, der Engel da sieht genauso aus wie du. Ist das nicht merkwürdig?«
    Da hatte sie recht. Meine Mutter hörte aufmerksam dem Pfarrer zu und senkte dann den Kopf zum Gebet, aber meine Augen blieben dort oben haften. Ich konnte meinen Blick nicht von dem Glasengel abwenden. Der Regen war stärker geworden und verdunkelte das Glas. Ein vorbeifahrendes Auto unterbrach den Fluss meiner Gedanken. Die Rücklichter ließen den Engel rot aufglühen, was außer mir niemand zu bemerken schien. Ich sah mich um. Alle außer mir hatten die Köpfe gesenkt. Ich wandte den Blick zurück zum Fenster und erschauerte, alsich sah, dass der rote Schein auch die Regentropfen aufleuchten ließ, und sie wie blutige Tränen über die Wangen des Engels liefen.

KAPITEL 17

    Der Montagmorgen begann wie alle anderen, der Wecker kreischte in mein Ohr, meine Hand donnerte auf den Schlummerknopf. Wenn Montagmorgen allgemein doch bloß ins Reich der Träume aus der Nacht zuvor verbannt und vergessen werden könnte. Aber nein, nicht doch, nicht Montag. Wenn Montag Schüler an der Carver Highschool wäre, er würde nie fehlen.
    Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen, bloß um mich im nächsten Moment wieder in die Kissen fallen zu lassen, weil mir ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf schoss. Schule. Ich hatte den heute anstehenden Chemietest total vergessen und auch nichts dafür getan, und wir würden heute das Thema für einen Englischaufsatz bekommen.
    Stöhnend schwang ich die Beine aus dem Bett. Warum hatte ich mir nicht so heftig den Kopf gestoßen, dass ich bis zum Abschluss krankgeschrieben wäre? Einzig der Gedanke an Garreth half mir auf die Füße und versetzte mich in die Lage, dem neuen Tag entgegenzutreten.
    Ich duschte, zog mich an und trug mein eigenes, neu erworbenes Make-up auf. Mom hatte einen Freudentanz aufgeführt, als sie mitbekommen hatte, dass mein Experiment keine Eintagsfliege war.
    In meinem Zimmer stand ich vor der Gardine und traute mich nicht, sie wie sonst aufzuziehen. Meinen Ohren nach war die Straße leer, kein weißes Auto wartete auf mich. Am Ende gewann die Macht der Gewohnheit die Oberhand, und ich zog verschämt die Gardine auseinander. Wie erwartet, kein weißes Auto weit und breit.
    »In fünf Minuten gibt’s Frühstück!«, rief meine Mutter von unten aus der Küche.
    In der Zeit, die mir blieb, bevor ich zum Bus musste, sah ich mir die auf meinem Computer gespeicherte Datei noch mal an. Ein glühendes Oktagramm erschien auf dem Bildschirm. Ich saß unbeweglich da und betrachtete die doppelten Quadrate. Laut Garreth war das Hadrians Zeichen, aber ich war sicher, es woanders schon mal gesehen zu haben. Ein heftiges Déjà-vu-Gefühl überkam mich und irritierte mich zutiefst. Hatte ich das in Mathe schon mal zu sehen bekommen? Frustriert machte ich die Datei zu und den Computer aus. Dann warf ich mir den Rucksack über die Schulter.
    Das Jucken in meiner Hand war unerträglich geworden. Ich sah nach.
    Igitt.
    Über die Innenfläche meiner Hand zog sich eine dicke, geschwollene Linie. Mit meinen kurzen Nägeln kratzteich daran herum, passte aber auf, die hässliche Schwellung nicht aufzupulen. Ganz offensichtlich war ich neulich nachts im Wald mit irgendwelchen giftigen Pflanzen in Kontakt gekommen. Was hatten wir in unserem Medikamentenschrank? Da war doch sicher irgendeine Salbe, die diese weitere Erinnerung an die letzte Begegnung mit Claire heilen würde. Auf dem Weg ins Badezimmer blieb ich wie angewurzelt stehen.
    Ein vertrautes Brummen war durch das Fenster zu hören.
    Claire.
    Der Schmerz in meinem Herzen schrie ihren Namen, aber ich schüttelte energisch den Kopf. Da konnte unmöglich ein weißes Auto stehen und auf mich warten. Trotzdem klang das Motorengeräusch bekannt. Ich hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Ich drehte mich um und rannte durch mein Zimmer zum Fenster. Mein Wunschdenken war ja nie sehr hilfreich, ich hatte wildes Herzklopfen, aber ich musste einfach nachgucken. Meine Pupillen weiteten sich in Erwartung der Farbe Weiß. Weiß war mein größter Wunsch. Nicht vorbereitet war ich dagegen darauf, wie hübsch Metallicgrau im Licht der Morgensonne aussehen konnte. Ich rannte aus meinem Zimmer zur Treppe und hatte die Salbe völlig vergessen.
    Auf Zehenspitzen schlich ich dir Treppe runter und stand ungläubig in

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