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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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laut, der Raum bebte. Als ich mich umdrehte, war Claire schon weg.«
    »W o ist sie hingegangen?« Ich hörte das Geschnatter der Schüler hinter mir, die mitkriegen wollten, worüber wir redeten.
    »Sie war über die Hintertreppe aufs Dach geklettert. Ein paar von den anderen sind hinterher, weil sie’s cool fanden – eben weil es verboten ist. Als ich bei ihr ankam, stand sie direkt an der Kante. Direkt an der Kante. Ich bin fast durchgedreht. Ich hab ja schon einiges gesehen, aber Claire, wie sie an der Dachkante eines vierstöckigen Gebäudes steht? Damit hab ich im Leben nicht gerechnet.«
    Ryans Gesicht verdüsterte sich bei der Erinnerung an die Nacht, er starrte ins Leere. Dann sah er mir direkt in die Augen.
    »Ich kann mich an vieles an dem Abend nicht erinnern. Aber ich werde nie vergessen, was ich da gesehen habe. Das kann man nicht vergessen.«
    Einen Moment lang schien er ein anderer als im Wald.
    »W as hast du gesehen, Ryan?«, drängte ich ihn.
    »Claire hat dagestanden, die Arme zur Seite ausgestreckt. Mit dem Rücken zu uns. Ganz still. Ich weiß noch, dass ich einen Schritt auf sie zu gemacht habe. Ich wollte nach ihrem Arm greifen und sie von der Kante wegziehen, aber irgendwer hat mich abgehalten. Und dann war es fast, als würde sie schweben – vor unseren Augen. Als wenn jemand sie hochgehoben hätte und sie uns allen auf dem Präsentierteller zeigen wollte. Es war … als würde sie fliegen. Und dann ist sie über die Kante rüber.«
    Meine Stimme versagte. Schweigend starrte ich Ryan an, seine Worte hallten in meinem Kopf nach, obwohl er nichts mehr sagte. Ich hatte ein Bild vor Augen. Ich konnte Claire sehen, als ob ich dabei gewesen wäre … nein, als ob ich Claire wäre . Die Claire aus meinem Traum.
    Da spürte ich Garreths warme Hand auf meinem Arm.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Ich kam wieder zu mir und spürte sofort die Aggression in der Luft. Die Wirklichkeit zerstörte den Traum, den ich so gerne zum Leben erwecken wollte.
    »He, lass mich in Ruhe!« Ryan knallte plötzlich seine Spindtür zu. In der Eingangshalle wurde es still. »Istdoch auch egal. Wir werden nie rausfinden, warum sie gesprungen ist.«
    Meine Haut wurde eiskalt, die Kälte kroch über den Nacken in die Arme. Ich zuckte zusammen, als Ryan seinen Arm in Garreths Schulter rammte und sich an uns vorbeischob. Ohne ein weiteres Wort verschwand er in einem Klassenzimmer. Meine Füße standen wie angewurzelt vor seinem Schließfach. Ich fühlte mich, als würde ich durch die Bodenfliesen direkt in die verschlungenen Kellergänge der Schule sinken.
    »Teagan?«
    Die Stimme meines Engels brachte mich zur Besinnung. Jemand flüsterte etwas.
    »Komm, ich bring dich nach Hause.«
    Ich spürte, dass ich mich bewegte, ich wurde von einer unsichtbaren Kraft vorwärtsgeführt, ohne etwas tun zu können. Garreth bugsierte mich durch die Eingangshalle, durch die merkwürdige, stille Wolke, die über uns schwebte, an den verwirrten Gesichtern derer vorbei, die den Showdown eben mitbekommen hatten. An allem vorbei. Hätte ich am Hinterkopf Augen, dann hätte ich gesehen, wie Brynn Hanson mir hasserfüllt hinterherstarrte.
    Wir waren gerade vorm Sekretariat, als meine Knie nachgaben und Garreth mich auffangen musste. Er öffnete die Tür, aber ich drückte sie wieder zu, schloss den Geruch von Papier und Tinte aus. Ich wusste, dass er sich Sorgen machte.
    »Garreth, meine Mom hat mit Claires Mutter gesprochen. Claire ist gerutscht und gefallen. Von springen warkeine Rede. Das würde Claire nicht tun.« Meine Stimme klang drängend und ängstlich.
    »Es ist heute nicht gut für dich, hier zu sein. Ich werde fragen, ob sie dich gehen lassen.«
    »Nein. Wenn er hier ist, bin ich auch hier. Ich gehe nirgendwo hin.«
    »W ir müssen hier raus.«
    Er lächelte mir zu, und ich wusste instinktiv, dass er den einen Ort meinte, an dem wir sicher waren. Unseren Ort. Die Kapelle im Wald.
    »Es gibt nur ein Problem, wir stecken hier fest.«
    In dem Moment wurde meine Hand taub. Ein total merkwürdiges Gefühl. Ich sah sie an, um die Giftspuren zu untersuchen, die ich vergessen hatte zu behandeln. Vielleicht sollte ich in der Freistunde zur Krankenschwester gehen.
    Als ob er meine Gedanken lesen würde, nahm Garreth meine Hand und rieb mit dem Daumen über die Innenfläche. »Das muss warten.«
    »W as?«
    »Die Krankenschwester kann da nichts tun.«
    »Du weißt, was mit meiner Hand los ist?«
    Ich drehte die Hand um, innen war sie

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