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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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ich wäre.
    »Alles formt sich, wie es soll.«
    Ich starrte ihn an. »W as?«
    »Als dein Schutzengel habe ich nicht nur die Aufgabe, dich zu beschützen, sondern bin auch dein Zeuge.«
    »Und jetzt mal im Klartext.«
    »Du erreichst jetzt die Phase des Richterspruchs, in der deine Bestimmung enthüllt wird.«
    »Aber – hast du das nicht schon getan? Ich soll doch Hadrian besiegen.«
    Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und wärmte meine Haut mit dem letzten bisschen weißen Licht, das ihm geblieben war. Es schien immer noch in ihm. Ich fühlte es durch seine Adern fließen, gegen meine Haut pulsieren. Er schloss die Augen, und ich merkte, wie er mich beruhigte und meinen Pulsschlag auf seinen abstimmte. Ich spürte den Drang, mich vorzulehnen, meinen Mund auf seinen zu drücken und für immer so zu bleiben. Aber zu viel stand auf dem Spiel. Ich war nicht sicher, wie viel mehr ich noch aushalten konnte. Hadrian … Engel … Warum konnten er und ich nicht einfach weglaufen und zusammen sein?
    Garreth öffnete die Augen und berührte meine Hand mit den Lippen, was wenigstens einen meiner Wünsche erfüllte. Diese Berührung schloss eine innere Verbindung zwischen uns.
    Nicht nur das Lebenslicht oder die emotionale Ruhe verbanden uns, sondern viel mehr. Ich fühlte hundertprozentig, dass er und ich das hier unbeschadet überstehen würden.
    Wir rückten ein wenig auseinander, dann drückte er plötzlich ohne jede Erklärung seine Handfläche gegen meine. Die Hitze des Oktagramms brannte sich in meine Hand ein, erstaunt dachte ich, ob er so die Vergiftung heilen wollte.
    Die Hitze ließ nach, und als ich meine Hand wiederbekam, starrte ich fassungslos darauf und schnappte nach Luft.
    »Meine Hand. Da ist …«
    »Das nennt sich Kreis der Einheit . Er steht für den immerwährenden Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt.«
    Ich hielt mir die Hand dicht vor die Augen, um das Zeichen genau untersuchen zu können. Es war wunderschön und gehörte mir. Ich war versucht, die Linie mit dem Finger nachzuziehen, traute mich aber nicht. Ob das wehtun würde? Ob das Zeichen verschwinden würde? Eine zarte Kurve zog sich über meine Handfläche wie ein verlängertes S und wiederholte sich dahinter noch einmal. Ein sehr feminines Symbol, das gut zu mir passte. Es gab mir Macht und kribbelte auf meiner Haut, als ob es vor magischer Kraft vibrieren würde.
    Jetzt war ich also keine hilflose Jungfer mehr, sondern Garreth und Hadrian ebenbürtig. Ich gehörte dazu, war in eine göttliche Gemeinschaft aufgenommen … daswar zu viel des Guten. Ich war völlig überwältigt, als ob ich ein viel zu teures Geschenk bekommen hätte. Gebe ich es zurück und sage, ich kann es nicht annehmen? Was, wenn ich den Erwartungen an mich nicht gerecht werde? Aber dadurch wurde die Aufgabe, die vor mir lag, nur noch bedeutender. Ich musste die Kraft finden und daran glauben, dass ich es schaffen konnte.
    Ich begann zu zittern, meine innere Kraft schwand, zurück blieb die schüchterne siebzehnjährige Teagan, die mir so vertraut war.

KAPITEL 20

    »Teagan«, flüsterte er, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen.
    Seit gefühlten zehn Minuten starrte ich unverwandt auf das wunderschöne Zeichen in meiner Hand. Ein merkwürdiges Gefühl überkam mich, nicht bloß wegen der Hand, wegen allem, wegen meines ganzen Körpers, meines Inneren.
    »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Ich …«
    »Du hast Angst.«
    Ich nickte. Seine sanften Worte ließen die Schmerzen auf meiner Hand abklingen und vertrieben das Zittern aus meinem Körper. Ein Blick in seine klaren Augen gab mir das Vertrauen, dass ich ihm ins Ungewisse folgen konnte. Er führte mich. Beschützte mich.
    Uns blieben drei Tage. Drei Tagen zusammen und um Hadrian zu besiegen.
    Unmöglich. Oder nicht?
    Im Stillen akzeptierte ich meine Gabe.
    Der Himmel hatte sich zugezogen, dicke, dunkle Wolken hingen über den Bäumen. Ein Schauer lief mirüber den Rücken. Es war mehr als bloß der Wetterumschwung, der mir die Haare zu Berge stehen ließ – aber was, wusste ich nicht. Ich sah Garreth an, der aufgestanden war und sich an den verkrümmten Stamm eines alten Baumes lehnte.
    »Komm, gehen wir«, sagte er als Reaktion auf mein Unbehagen und mit einem Blick nach oben. »Ich vermute, die Schule ruft bald an, um zu hören, wie es dir geht.«
    Ich verdrehte die Augen. Die Schule war im Moment wirklich meine geringste Sorge.
    Als wir beim Jeep ankamen, fielen die ersten schweren Tropfen.

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