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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Erlendur. »Ich habe ihn nicht in Schwierigkeiten gebracht. Aber er ist in Schwierigkeiten und kommt dann manchmal zu seiner Schwester, wenn er sie braucht.«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Ich werde es dir sagen. Er ist zweimal im Knast gewesen, nicht lange, immer wegen Einbruch und Diebstahl. Hin und wieder ist er dabei erwischt worden, ein anderes Mal wiederum nicht, das Übliche halt. Typische Bereicherungsdelikte eines Kleinkriminellen. Typisch für Drogenkriminalität. Er ist bei den teuersten Drogen angelangt und hat nie genug Geld. Aber die Dealer kennen kein Pardon. Sie haben ihn öfter als einmal zu fassen gekriegt und ihn zusammengeschlagen. Einmal haben sie gedroht, ihm mit einem Vorschlaghammer das Knie zu zertrümmern. Außer Stehlen muss er noch diverse andere Dinge machen. Um die Schulden bezahlen zu können.«
    Ösp legte die Bettwäsche ab.
    »Er hat da verschiedene Mittel und Wege gefunden, um seinen Konsum zu finanzieren«, sagte Erlendur. »Das weißt du wahrscheinlich. Das ist so üblich bei diesen Kindern. Kindern, die haschen, kiffen, fixen.«
    Ösp antwortete ihm nicht.
    »Verstehst du, was ich sage?«
    »Hast du das von Stína?«, fragte Ösp. »Ich habe sie gestern hier im Hotel gesehen. Ich habe sie oft hier gesehen, und wenn irgendjemand eine Nutte ist, dann sie.«
    »Sie hat mir nichts von alldem gesagt«, erwiderte Erlendur und gestattete Ösp nicht, das Thema zu wechseln. »Es ist nicht lange her, seitdem dein Bruder unten in dem Flur war, wo Guðlaugur wohnte. Es kann sogar gut sein, dass er nach dem Mord gekommen ist. Am hintersten Ende des Gangs ist es stockfinster, dort kommt nie jemand hin. Es kann sein, dass er erst vor kurzem noch einmal dort gewesen ist, zumindest riecht es dort noch danach. Man kann den Geruch immer noch wahrnehmen. Jemand, der sich mit Hasch oder Speed und Heroin auskennt, riecht das sofort.«
    Ösp starrte ihn an. Erlendur hatte nicht viel in der Hand, als er sie aufsuchte. Nur, dass diese dunkle Nische gründlich geputzt worden war, aber er sah an ihrer Reaktion, dass das, was er sagte, der Wahrheit ziemlich nahe kam. Er überlegte, ob er sich noch weiter aus dem Fenster hängen sollte, war eine Weile unschlüssig, entschied sich aber dann, es darauf ankommen zu lassen.
    »Wir haben auch Kautabak von ihm gefunden«, sagte Erlendur. »Nimmt er das Zeug schon lange?«
    Ösp starrte ihn an, ohne ein Wort zu sagen. Dann senkte sie die Augen, schaute auf das Bett und auf das Laken, das sie wieder in die Hand genommen hatte; sie schaute sehr lange auf das Laken, und dann schien sie zu kapitulieren und warf es auf das Bett.
    »Seit er fünfzehn ist«, sagte sie so leise, dass Erlendur sie kaum verstehen konnte.
    Er wartete darauf, dass sie fortfuhr, aber sie sagte nichts mehr, und die beiden standen einander wortlos im Hotelzimmer gegenüber. Erlendur ließ das Schweigen eine Weile andauern. Schließlich seufzte Ösp tief auf und setzte sich auf das Bett.
    »Er hat nie Geld«, sagte sie leise. »Hat überall Schulden. Immer. Und die drohen ihm und schlagen ihn zusammen. Trotzdem geht es immer so weiter, und er macht noch mehr Schulden. Manchmal hat er Geld und kann dann etwas abbezahlen. Mama und Papa haben es schon längst aufgegeben mit ihm. Sie haben ihn aus dem Haus geworfen, als er siebzehn war. Sie haben ihn auch zu irgendwelchen Therapien geschleppt, aber er ist immer wieder abgehauen. Er kam oft nicht nach Hause, war manchmal eine ganze Woche weg, und einmal haben sie eine Suchmeldung in der Zeitung aufgegeben, aber das war ihm alles scheißegal. Seitdem hat er keine feste Bleibe. Ich bin die Einzige in der Familie, die Verbindung zu ihm hat. Im Winter lasse ich ihn manchmal in den Keller. Er hat da unten am Ende des Flurs geschlafen, wenn er sich verstecken musste. Ich habe ihm verboten, da unten mit Dope rumzumachen. Aber er lässt sich auch von mir nichts sagen. Er lässt sich von niemandem was sagen.«
    »Hast du ihm Geld gegeben? Um diesen Typen ihr Geld zu zahlen?«
    »Manchmal, aber reichen tut es nie. Sie sind sogar zu Mama und Papa nach Hause gekommen und haben ihnen alles Mögliche angedroht. Papas Auto haben sie demoliert. Meine Eltern versuchen zu bezahlen, um sie loszuwerden, aber es ist einfach zu viel. Die Schulden müssen mit Zinsen zurückbezahlt werden, die einfach galaktisch sind. Wenn Papa und Mama mit der Polizei sprechen, mit solchen Typen wie dir, dann kriegen sie nur zu hören, dass man nichts machen kann, weil das

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