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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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kleine Füße. Deswegen gingen sie davon aus, der Kleine habe die Flasche zerbrochen, woraufhin der Vater die Beherrschung verloren hatte und über ihn hergefallen war. Und es endete damit, dass der Kleine ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
    Elínborg bestellte den Vater zur Vernehmung ins Polizeidezernat an der Hverfisgata, wo sie ihm die Resultate der Spurensicherung darlegte, ebenso die Reaktion des Jungen, als er gefragt wurde, ob es sein Vater gewesen war, der ihn so schlimm zugerichtet hatte. Sie erklärte ihm rundheraus, sie sei sich völlig sicher, dass er der Täter sei. Erlendur war bei der Vernehmung anwesend. Sie legte dem Vater seine Rechtslage dar, dass er unter Verdacht stand und dass er seinen Rechtsanwalt hinzuziehen dürfe. Dass er ihn hinzuziehen sollte. Der Vater erklärte, im Augenblick keines Beistands durch einen Rechtsanwalt zu bedürfen. Er sei unschuldig, und er betonte immer wieder, nicht begreifen zu können, weswegen er verdächtigt wurde, bloß weil eine Likörflasche zu Boden gegangen war.
    Erlendur schaltete das Aufnahmegerät im Vernehmungszimmer ein.
    »Wir sind der Meinung, dass es sich folgendermaßen zugetragen hat«, begann Elínborg und tat, als würde sie aus einem Bericht vorlesen. Sie versuchte, keine Gefühle einfließen zu lassen. »Der Junge ist aus der Schule nach Hause gekommen, es war schon fast vier. Kurze Zeit später kamst du. Soweit wir wissen, hast du an diesem Tag früh deinen Arbeitsplatz verlassen. Aus irgendwelchen Gründen fiel dem Jungen eine große Flasche Drambuie aus der Hand. Er bekam Angst und rannte auf sein Zimmer. Du hast einen Wutanfall bekommen, und mehr als das. Du hast völlig die Beherrschung verloren und bist zu dem Jungen hinauf, um ihn zu züchtigen. Das Ganze geriet völlig außer Kontrolle, und du hast ihn so furchtbar zugerichtet, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.«
    Der Vater schaute Elínborg an, ohne ein Wort zu sagen.
    »Wir wissen noch nicht, mit was du auf ihn eingeschlagen hast, es war ein Gegenstand, den wir noch nicht gefunden haben, wahrscheinlich länglich, oder zumindest ohne scharfe Kanten; es kann aber auch sein, dass du ihn gegen die Bettkante geschlagen hast. Du hast immer wieder auf ihn eingetreten. Bevor du den Krankenwagen gerufen hast, hast du im Wohnzimmer aufgeräumt. Du hast den Likör mit drei Handtüchern aufgetrocknet, die du in die Mülltonne hinter dem Haus geworfen hast. Den Marmorboden hast du gefegt und geschrubbt, und die kleinsten Glassplitter mit dem Staubsauger aufgesaugt. Du hast den Schrank sorgfältig gesäubert und dem Jungen die Socken ausgezogen, die ebenfalls in die Mülltone wanderten. Bei der Treppe hast du ein Reinigungsmittel verwendet, aber es ist dir nicht gelungen, die Spuren voll und ganz zu beseitigen.«
    »Nichts davon kannst du beweisen«, sagte der Vater, »denn das Ganze ist an den Haaren herbeigezogen. Der Junge hat nichts gesagt. Er hat keinen Ton über diejenigen gesagt, die ihn attackiert haben. Weswegen kümmerst du dich nicht darum, seine Schulkameraden ausfindig zu machen?«
    »Warum hast du uns nichts von dem Likör erzählt?«
    »Das hat überhaupt nichts mit der Sache zu tun.«
    »Und die Socken in der Mülltonne? Die kleinen Fußspuren auf der Treppe?«
    »Die Likörflasche ist zerbrochen, aber das geht auf mein Konto und geschah zwei Tage bevor mein Sohn überfallen worden ist. Ich wollte mir ein Glas einschenken, aber die Flasche fiel mir aus der Hand und ist in tausend Stücke zersprungen. Der Kleine sah das, und er hat sich sehr erschrocken. Ich habe ihm gesagt, er solle aufpassen, wo er hinträte, aber da war er schon in den Likör getreten und lief die Treppe hinauf und in sein Zimmer. Das hat überhaupt nichts mit diesem Überfall auf ihn zu tun, und ich muss schon sagen, ich bin mehr als erstaunt über diese Anschuldigungen und Tatsachenverdrehungen. Ihr habt überhaupt nichts in der Hand! Hat er gesagt, dass ich über ihn hergefallen bin? Das bezweifle ich sehr. Und das kann er auch nie sagen, denn ich war es nicht. Ich könnte ihm niemals so etwas antun. Niemals.«
    »Warum hast du uns das nicht gleich gesagt?«
    »Gleich?«
    »Als wir die Flecken gefunden haben. Du hast nichts gesagt.«
    »Weil ich befürchtete, dass genau das passieren würde. Dass ihr dieses Missgeschick mit dem Überfall auf den Jungen in Verbindung bringen würdet. Ich wollte die Sache nicht noch komplizierter machen. Es waren die Jungs in der Schule, die das getan

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