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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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versäumt hatte, diesen Sachverhalt zu erwähnen. Vielmehr hatte er es so darzustellen versucht, als ob Ronyon nur mit Zeichensprache zu kommunizieren vermochte.
    Für eine Weile stand sie in der Türöffnung und starrte auf Ronyons breiten Rücken, während der arbeitete – die alten Reflexe setzten wieder ein, und sie fragte sich, wie sie sich am besten »anpirschen« sollte. Es wäre am einfachsten gewesen, ihm in die Tasche zu greifen, wenn sie gewusst hätte, in welcher Tasche er den Engel stecken hatte. Aber sie wusste es eben nicht; und hier draußen inmitten von Nirgendwo hätte sie auch nicht die Möglichkeit des Zuschlagens und Verschwindens gehabt, wenn er den Verlust bemerkte. Es wäre am besten, wenn er ihr den Engel gab – nur dass sie sich dafür noch einen guten Grund einfallen lassen musste. Aber ein Mann mit seinen offensichtlichen Beschränkungen müsste doch leicht zu übertölpeln sein.
    Ronyon hatte die Koje nun bezogen und drehte sich um. Er schien sich darüber zu wundern, dass sie noch immer hier war. Doch er lächelte wieder und nahm die zweite Garnitur Bettzeug. Sie erwiderte das Lächeln und trat zur Seite, damit er zur Tür hinaus gehen konnte. Das Lächeln gefror, als er den Gang überquerte und in Hanans Raum ging. Eine leichte Beute – bis auf ein kleines Detail.
    Die Zielperson war in diesem Fall taub.
    Chandris biss sich auf die Lippe, und ein Anflug von Unsicherheit, wie sie ihn seit Jahren nicht mehr verspürt hatte, wirbelte ihren Magen auf. Sie hatte noch nie zuvor eine taube Person abgezogen; und bisher hatte sie auch nie das sprachmelodische Talent zu schätzen gewusst, das sie besaß. Tonfall, Vokabular, Satzbau – im Zusammenspiel dieser Faktoren vermochte sie der Zielperson ein Phantom vorzugaukeln. Mehr noch als die bloße Verkleidung und Körpersprache war es dieses Talent gewesen, mit dem sie sich im Lauf der Jahre so gut behauptet hatte.
    Nur, dass sie mit diesem Talent hier ins Leere lief.
    Die Sprechanlage auf der anderen Seite des Raums piepte. »Chandris?«, ertönte Orninas Stimme. »Wo steckst du denn?«
    Sie ging zum Schreibtisch und betätigte den Schalter. »Ich bin in deiner Kabine«, sagte sie. »Ich helfe Ronyon dabei, das Bett zu beziehen.«
    »Ron…? Ach so – der Adjutant des Hohen Senators«, sagte Ornina. »Ich hatte seinen Namen nicht mitbekommen. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass wir den Startstreifen fast erreicht haben.«
    Chandris verzog das Gesicht. »Ich komme sofort hoch.«
    Die Sprechanlage schaltete sich mit einem Klicken ab. Für einen Moment stand Chandris einfach nur da, starrte wieder auf Ronyons Rücken und suchte krampfhaft nach einem Plan, den sie innerhalb der nächsten sechzig Sekunden zu realisieren vermochte. Wenn sie sich diese Chance entgehen ließ …
    Sie holte tief Luft. Entspann dich, sagte sie sich nachdrücklich. Überstürze es nicht.
    Sie berührte Ronyon an der Schulter. »Ich muss in die Steuerkabine gehen«, sagte sie beim Umdrehen und achtete darauf, die Worte deutlich zu artikulieren. »Möchtest du mit mir gehen, damit du den Weg beim nächsten Mal kennst?«
    Er sah auf das halb fertige Bett, runzelte nachdenklich die Stirn und schüttelte den Kopf. Mit den Händen zeichnete er vor sich ein Muster in die Luft …
    »Ich verstehe diese Sprache nicht«, sagte Chandris und stoppte sachte seine Handbewegung. »Vielleicht kannst du sie mir später beibringen. Willst du hierbleiben?«
    Er nickte. »In Ordnung«, sagte Chandris. »Dann bis später.«
    Das Brüllen des Antriebs der Gazelle schwächte sich zu einem dumpfen Grollen ab, und gleichzeitig verschwand auch das Gewicht. Kosta biss die Zähne zusammen, fixierte Hanans Hinterkopf in direkter Sichtlinie von seinem Klappsitz und kämpfte mit aller Macht gegen die Übelkeit an.
    »Wir haben einen Kurs zum Seraph-Katapult eingeschlagen, Hoher Senator«, sagte Hanan und drehte sich halb zu ihm um. »Es wird etwa eine Stunde dauern, bis wir dort ankommen. Ich habe die Gazelle in Rotation versetzt – wir müssten in ein paar Minuten zumindest eine geringe Schwerkraft erzeugt haben.«
    »Vielen Dank«, sagte Forsythe. Kosta riskierte einen Blick in seine Richtung, sah aber keinerlei Anzeichen von Beschwerden wegen der Schwerelosigkeit im Gesicht des Hohen Senators. Wie gewöhnlich schien Kosta der Einzige zu sein, der Probleme hatte. »Wie lange wird die Wartezeit am Katapult sein?«
    »Im Idealfall wird es überhaupt keine Wartezeit geben«, sagte Hanan. »Wir

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