Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
den Schocker Hanan übergeben hatte.
»Hallo, Mr. Kosta«, sagte Direktorin Podolak und kam zur Tür herein. »Wie ich sehe, sind Sie gerade beschäftigt.«
»Direktorin Podolak«, sagte Kosta, wobei ihm die Worte als halber Seufzer aus dem Mund kamen. Das war schlimmer als die Polizei. Sogar noch schlimmer als der empyreale Geheimdienst. Gegen die hätte er sich nämlich zur Wehr setzen können, vielleicht sogar erfolgreich.
Aber nicht gegen Podolak. Nicht gegen die Frau, die ihm in den letzten Monaten so sehr geholfen hatte. Nicht gegen die Frau, die seine Arbeit in jeder nur erdenklichen Hinsicht unterstützt hatte.
Nicht gegen die Frau, die ihm vertraut hatte.
»Ich wusste gar nicht, dass wir ein Institut im Institut haben«, bemerkte Podolak verschmitzt, als sie den Raum betrat und den Blick über die Boxenstapel schweifen ließ. Zweifellos führte sie eine stille Inventur durch; sie wusste wahrscheinlich genau, über wie viele Reagenzgläser und Textmarker jedes Labor verfügte. »Es kommt mir so vor, als ob das halbe Inventar sich hier befindet.«
»Ich brauche das, um ein Experiment durchzuführen«, sagte Kosta. Zu seinem gelinden Erstaunen war seine Stimme klar, und er verhaspelte sich auch nicht. Kein Vergleich mit dem nervösen und überängstlichen Amateurspion, als der er im Empyreanum eingetroffen war. »Meine Kreditlinie ist noch immer eingefroren. Ich sagte mir, dass wir keine Zeit damit verschwenden sollten, alle bürokratischen Hürden zu nehmen.«
»Verstehe.« Podolak richtete den Blick auf Gyasi. »Mr. Gyasi, würden sie uns für einen Moment entschuldigen?«
Gyasi stand wortlos auf und warf noch einen kurzen Blick auf Kosta, als er zur Tür hinausging und sie hinter sich schloss.
»Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen, Mr. Kosta«, sagte Podolak und setzte sich auf den Stuhl, den Gyasi gerade geräumt hatte. »Ich hätte gedacht, Sie wüssten mittlerweile, dass Sie mit solchen Problemen auch zu mir kommen können.«
»Das weiß ich«, räumte Kosta ein und verspürte einen Anflug von Scham. Er vermochte keine Spur von Zorn in ihrer Stimme und ihrem Gesicht zu entdecken, aber er hörte eine unterschwellige Verletzung aus ihrer leisen Stimme heraus. »Ich wollte Sie da nicht mit hineinziehen. Das war meine Idee, und ich habe es auf eigene Gefahr getan. Ich wollte niemanden sonst in Schwierigkeiten bringen, falls es nicht geklappt hätte.«
»Was ist mit Mr. Gyasi?«
Kosta hob die Hände. »Ihn wollte ich auch nicht dabeihaben, aber er hat darauf bestanden. Zumal er sowieso schon in die Sache involviert war.«
»Mit Blick auf Ihre Theorie, dass Angelmass zu einem Hort des Bösen geworden sei?«
Kosta verzog das Gesicht. Gyasi dürfte ihr natürlich alles erzählt haben. »Ich weiß, es klingt verrückt«, gestand er. »Aber ich habe schon Anzeichen dafür gefunden, dass irgendetwas in oder in der Nähe von Angelmass eine zerstörerische Wirkung auf Engel ausübt.«
»Aber keine schlüssigen Beweise?«
Kosta dachte an den Engel der Daviees’ und sein Versprechen, seine Existenz geheim zu halten. »Nein, keine stichhaltigen«, sagte er ihr. »Deshalb brauche ich auch diese Ausrüstung. Ich will versuchen, einen Anti-Engel zu finden und zu identifizieren – das Äquivalent der Quanten des Bösen.«
Podolak schüttelte den Kopf. »Es gibt kein Quant des Bösen«, sagte sie leise. »Genauso wenig, wie die Engel Quanten des Guten sind.«
Kosta runzelte die Stirn. »Ich dachte, die Acchaa -Theorie sei hier als herrschende Lehrmeinung akzeptiert.«
»Akzeptanz ist nicht gleich Wahrheit«, stellte Podolak klar. »Ich weiß nicht, was die Engel sind, oder wie genau sie die Leute beeinflussen, mit denen sie in Kontakt kommen. Aber die Vorstellung, dass sie kleine Einheiten von etwas so Vagem und Undefinierbarem seien wie dem ›Guten‹, ist einfach absurd.«
»Wieso?«
»Weil sie die Leute eben nicht dazu zwingen, immer das Richtige zu tun«, sagte Podolak. »Jedenfalls nicht immer.«
Kosta musterte sie. Podolaks Blick ruhte noch immer unverwandt auf ihm, und sie hatte irgendwie einen angespannten Zug um den Mund. »Was genau wissen Sie?«, fragte er vorsichtig, »was der Rest von uns nicht weiß?«
Sie presste die Lippen zusammen. »Dass in den vergangenen zehn Jahren, seit das Engel-Programm umgesetzt wurde, nicht weniger als sieben Hohe Senatoren der Veruntreuung, des Betrugs und der Einflussnahme überführt wurden.«
Kosta klappte förmlich die Kinnlade herunter. Er hatte
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