Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
Fernbedienungs-Stick, und die Tür glitt hinter ihr zu. »Ich freue mich, dass Sie das zu schätzen wissen«, sagte sie und ging zu ihm. Ein kleiner Kasten im Stil einer Kommode stand an einer Ecke des Schreibtischs; sie tat aber so, als ob sie ihn nicht bemerkt hätte. »Und Sie sind gut vorbereitet, wie ich sehe.«
»Das bin ich«, sagte er. »Aber Sie nicht. Da steht ein Kasten auf dem Schreibtisch. Öffnen Sie ihn.«
Sie änderte die Richtung und ging zum Schreibtisch. Wie sie nun erkannte, war der Kasten kleiner, als er von der Tür aus erschienen war. Falls er eine Robe wie die von Toomes enthielt, dann wäre es ein ziemlich luftiges Kleidungsstück.
Sie öffnete den Kasten. Er enthielt zwar keine Robe, aber trotzdem ein komplettes Outfit: Büstenhalter, Höschen, Strumpfhose und ein Bolerojäckchen mit hellroten Verschlussbändern. Grundsätzlich hatte sie mit der Vermutung aber Recht gehabt, dass man bei dieser Bekleidung am Material gespart hatte.
»Sie möchten wohl, dass ich das anziehe«, sagte sie und überflog den hauchdünnen Fummel.
»Wenn Sie so freundlich wären«, sagte Toomes. Als ob sie wirklich eine Wahl gehabt hätte.
»Was ist mit dem Geld?«, fragte sie.
Toomes deutete auf den Kasten. »Nehmen Sie die Kleidungsstücke heraus.«
Chandris tat wie geheißen. Der zugesagte Kreditbrief lag auf dem Boden des Kastens. 180000 Ruya, genau wie vereinbart.
»Lassen Sie ihn aber noch da liegen«, befahl Toomes, streckte sich lasziv und legte den Fernbedienungs-Stick neben der Couch auf den Boden. Bei dieser Bewegung klaffte die Robe etwas auseinander; nun, oberhalb der Taille trug er jedenfalls nichts. »Sie können ihn mitnehmen, wenn Sie wieder gehen.«
Chandris spielte kurz mit dem Gedanken, sich den Scheck einfach zu schnappen und damit zu verschwinden. Das Geld war da, und wenn sie es einmal hatte, wäre Toomes nicht mehr in der Lage, die Transaktionen zu stoppen oder rückgängig zu machen.
Aber so blöd war Toomes sicher nicht. Die Tür war verschlossen, und der Ferbedienungs-Stick war die einzige Möglichkeit, sie zu öffnen. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
Oder zumindest für den Anfang. »In Ordnung«, sagte sie.
»Sie können sich im Badezimmer umziehen«, fuhr Toomes fort und deutete auf eine Tür auf der entgegengesetzten Seite des Büros. »Aber lassen Sie sich nicht zu viel Zeit.«
Ein Badezimmer auf der anderen Seite des Büros – die Hälfte des Raumdurchmessers vom Kreditbrief entfernt und einen vollen Raumdurchmesser vom Fernbedienungs-Stick. »Das ist wirklich nett«, sagte sie und ließ das hauchdünne Jäckchen beiläufig neben dem Kasten auf den Schreibtisch fallen. »Aber das ist doch nicht nötig.«
»Wieso denn nicht?«, fragte Toomes. »Ich dachte, Sie wollten nett zu mir sein.«
Das Wort klang eigenartig in Chandris’ Ohr. Nett. Nett.
Nein. Was Toomes wollte, entsprach nicht der Definition von »nett«. Nett war es gewesen, wie Hanan und Ornina sich ihr gegenüber verhalten hatten, als sie durchgefroren, hungrig und obdachlos zu ihnen gekommen war. Nett war es gewesen, wie sie sich gegenüber Jereko Kosta verhalten hatten. Nett war es auch, wie Forsythe sich gegenüber seinem immer fröhlichen, behinderten Assistenten Ronyon verhielt.
Und es war sogar nett gewesen, wie Trilling damals sich ihr gegenüber verhalten hatte.
Ob Trilling von ihr verlangt hätte, so etwas zu tun? Natürlich nicht. Er hatte ihr zwar beigebracht, Gesicht und Körper einzusetzen, um Leute abzulenken, sie zu animieren oder ihnen Informationen zu entlocken. Aber er hätte niemals von ihr verlangt, mit jemandem ins Bett zu steigen. Nur mit ihm hatte sie jemals diese ganz besondere Nähe erlebt.
Und nachdem sie nun schon seit Monaten mit den Daviees und ihrem Engel zusammengelebt hatte, war sie noch weniger daran interessiert, sich von Toomes flachlegen zu lassen. Es war falsch von ihm, das zu verlangen – schlicht und einfach falsch. Er bekam doch schon etwas für sein Geld; Kostas Informationen über Angelmass wären doch viel mehr wert als diese 180000 Ruya. Toomes war nur rachsüchtig, kindisch oder auf eine Trophäe aus.
Und genau aus diesem Grund war Chandris nicht bereit, ihm zu Willen zu sein.
»Natürlich will ich nett zu Ihnen sein«, sagte sie und lächelte verführerisch. »Aber das kann ich noch viel besser als mit diesem … Kram.«
Sie ging langsam und mit einem übertriebenen Hüftschwung durch das Büro auf ihn
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