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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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und die anderen Passagiere durchquerten. Auf Lorelei hatten sie es als Zoll bezeichnet; andernorts wurde dieser Vorgang als Einreiseformalitäten tituliert. Kostas Reisedokumente waren natürlich gefälscht, und seit dem Beginn der Mission hatte er sich ein wenig vor diesem Moment gefürchtet. Doch wo sein ganzer Adrenalinvorrat nun aufgebraucht war, schritt er fast nonchalant auf die Tische zu. Selbst Furcht war anscheinend relativ. Er griff in die Innentasche des Mantels und zog die Papiere heraus …
    Und ließ sie beinahe fallen, als hinter ihm ein lauter Schmerzensschrei ertönte.
    Er wirbelte herum, und ein neuer Adrenalinschwall brachte den Kreislauf auf Touren. Er hatte die Papiere und die Reisetasche noch in den plötzlich steifen Fingern und kramte hektisch nach dem Schocker. Der weibliche blinde Passagier rannte direkt auf ihn zu und schlug in der Menge der verblüfften Passagiere Haken wie ein flinker Hase. Hinter ihr, wobei ihm die Sicht zum Teil durch den Aufruhr in ihrem Gefolge versperrt wurde, erhaschte er einen Blick auf die zwei Polizeibeamten, die sich offensichtlich schmerzerfüllt krümmten, und er sah die beiden anderen Männer, die sie in einem recht großen Abstand verfolgten.
    Soll ich sie stoppen? Doch während die instinktive Frage sich noch in seinem Bewusstsein manifestierte, wurde sie auch schon wieder von der Realität überholt. Ein blau-silberner Schemen, eine parfümierte Brise, und sie war verschwunden – hatte ihn im Lauf nur am Arm gestreift, so dass ihm die Papiere aus der Hand fielen.
    »He!«, entfuhr es ihm, und er versuchte die Papiere mit einem Hechtsprung zu retten, bevor all diese Füße über sie hinwegtrampelten und sie verloren gingen. Er schnappte sich ein Blatt und griff nach einem zweiten …
    Der schwere Körper prallte zwar nicht frontal mit ihm zusammen, aber er rammte ihn trotzdem. »Aus dem Weg!«, ertönte eine knurrende Stimme in Kostas Ohr. Zwei Hände packten ihn an den Schultern und schoben ihn vorwärts, so dass er nun vollends das Gleichgewicht verlor. Er ließ gerade noch rechtzeitig die Reisetasche fallen, um den Fall zu dämpfen, und dann waren die wirbelnden uniformierten Hosenbeine auch schon wieder verschwunden.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte eine andere Stimme, und eine Hand fasste ihn am Arm und half ihm wieder auf die Beine.
    »Ja«, sagte Kosta und sah den Mann an. Es war einer der Passagiere der Xirrus – er erinnerte sich vage an das Gesicht. »Danke.«
    »Keine Ursache. Was haben Sie denn alles fallen lassen?«
    »Ich glaube, das ist alles«, schaltete ein weiterer Mann sich in die Unterhaltung ein, bevor Kosta noch zu antworten vermochte. Er hielt ihm eine Handvoll Papiere hin.
    »Danke.« Kosta nahm die Papiere und blätterte sie schnell durch. »Ja, sie sind vollzählig.«
    »So etwas Verrücktes habe ich noch nie gesehen«, bemerkte der erste Mann und legte den Kopf in den Nacken, um die Menge zu überblicken. »Was hatte das Ganze überhaupt zu bedeuten?«
    »Ich hörte jemanden sagen, dass sie ein blinder Passagier sei«, sagte Kosta, brachte die Papiere wieder annähernd in die ursprüngliche Reihenfolge und hob die Reisetasche auf. Das linke Handgelenk, mit dem er sich beim Aufprall abgestützt hatte, schmerzte, aber es schien zumindest nicht gebrochen. »Wohin ist sie eigentlich verschwunden?«, fragte er und versuchte sich inmitten der aufgewühlten Menge zu orientieren.
    »Sie ist über einen Tisch der Zollabfertigung gesprungen«, sagte der zweite Mann ihm. »Das heißt, sie hat förmlich einen Salto darüber gemacht. Wie eine geübte Turnerin.«
    »Ein paar Mitarbeiter des Schiffs-Sicherheitsdiensts haben die Verfolgung aufgenommen, aber sie werden sie nicht erwischen«, sagte der erste Mann. »Nicht in diesem ganzen Getümmel da draußen.«
    »Und schon gar nicht bei dem Tempo, das sie vorgelegt hat«, fügte der zweite trocken hinzu.
    »Auf jeden Fall vielen Dank«, sagte Kosta und entfernte sich einen Schritt. »Ihnen beiden.«
    »Keine Ursache«, sagte der eine zum wiederholten Mal und winkte ihm zu, während beide ihre eigenen Sachen wieder vom Boden aufhoben.
    Kosta fädelte sich wieder in den Strom der Passagiere zum Zoll ein und verspürte erneut eine – allerdings etwas gebremste – Erleichterung. Also zog nun ein flüchtiger blinder Passagier im Terminal die Aufmerksamkeit des größten Teils der Polizei- und Sicherheitskräfte auf sich. Ihm selbst hätte kein besseres Ablenkungsmanöver einfallen

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