Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
einem schelmischen Lächeln. »Verzeihung, wenn ich etwas abgehoben geklungen habe; aber wenn man ungefähr zweimal die Woche der gleichen Litanei lauscht, klingt sie bald wie ein x-beliebiger Vortrag. Um noch einmal auf den finanziellen Aspekt zurückzukommen …« Sie sah auf das Display auf dem Schreibtisch. »Ihre letzte Nachricht besagte, Sie würden insgesamt 20000 Ruya mitbringen und sich hier eine Kreditlinie einrichten lassen. Trifft das noch immer zu?«
»Ja«, sagte Kosta langsam. »Ist das etwa inakzeptabel?«
»Oh, das ist durchaus akzeptabel«, erwiderte Podolak, griff in eine Schublade und holte ein flaches Päckchen heraus. »Sie werden nur nicht sehr weit damit kommen. Also nehmen Sie das hier.« Sie reichte ihm das Päckchen über den Schreibtisch.
Stirnrunzelnd nahm Kosta es an sich. Antrag auf finanzielle Förderung durch die Empyreale Regierung, stand auf der Umverpackung. »Finanzielle Förderung?«, fragte er verständnislos.
»Natürlich«, sagte Podolak. »Ich muss Ihnen doch wohl nicht sagen, wie teuer diese Forschungen sein können. Wenn Clarkston es sich nicht leisten kann, Ihnen mehr als 20000 zu geben, müssen Sie irgendwo mehr Geld auftreiben. Lassen Sie es mich wissen, falls Sie Probleme mit den Formularen oder der Bewilligungsstelle des Hohen Senats in Magasca haben.«
»Ja. Vielen Dank.« Kosta steckte das Antragsformular in die Manteltasche, und ein leichter Schleier der Unwirklichkeit senkte sich vor sein Blickfeld. Sie hießen nicht nur einen Spion der Pax mit offenen Armen in ihrer Mitte willkommen, sondern sie boten ihm obendrein auch noch staatliche Unterstützung für seine Mission an. Telthorst und die anderen Adjutoren würden schier aus dem Häuschen geraten.
»Deshalb bin ich hier.« Podolak warf einen Blick auf die Uhr und stand auf. »Ich wollte gerade zum Trakt der Gastwissenschaftler. Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen auch gleich Ihr neues Büro zeigen.«
Kosta hatte sechs Jahre an drei verschiedenen Universitäten zubringen müssen, um seinen Tridoktorat-Abschluss zu erlangen. Sechs Jahre, in denen er vielen Fachbereichsleitern, Administratoren und sonstigen akademischen Bürokraten begegnet war und mit ihnen zu tun gehabt hatte. Wobei die meisten – seiner zugegebenermaßen voreingenommenen Sichtweise nach – den kurzsichtigen Spagat zwischen totaler Ignoranz studentischer Arbeit und einer oberflächlichen Kenntnisnahme derselben praktiziert hatten. Nur ein paar – wirklich nur ein paar – hatten sich halbwegs dafür interessiert.
Von Doktor Laurn Podolak hätte jeder einzelne von ihnen sich eine Scheibe abschneiden können.
Er hätte eigentlich erwartet, dass sie ihn nur durch den Gang zu seinem Büro führte und den Leuten, denen sie zufällig begegneten, zunickte oder allenfalls einen kurzen Plausch hielt. Stattdessen unternahm sie mit ihm eine vollständige und methodische Besichtigung jedes einzelnen Büros und Labors auf seiner Etage.
Sie kannte jeden beim Namen. Sie wusste genug über die Projekte und Studien aller Beteiligten, um Kommentare abzugeben, Vorschläge zu machen, weiterführende Fragen zu stellen und sie anzuspornen. Während sie Kosta allen vorstellte, ratterte sie Heimatstädte und familiäre Einzelheiten herunter, als ob es sich bei diesen Leuten um gute Freunde und nicht etwa um akademische Besucher auf Zeit handelte, die sie eigentlich waren.
Im Hinterkopf hatte Kosta sich gefragt, wie ihre Untergebenen Podolak gegenüber einen respektvollen Ton und Disziplin wahrten, ohne dass sie die Autoritätsperson herauskehren musste. Als sie das Ende des Gangs erreichten, hatte er dann festgestellt, dass sie einen viel wirksameren Motivator als bloßen Respekt gefunden hatte.
»So, das war es auch schon.« Podolak blieb neben der letzten Tür stehen – die im Gegensatz zu den anderen eine massiv wirkende Schiebetür war. »Was meinen Sie?«
»Ich bin beeindruckt«, antwortete Kosta und meinte es auch so. »Und nicht nur von der Einrichtung.« Er sah mit einem Kopfnicken den Gang entlang. »Dafür, dass es sich bei diesen Leuten um Gastwissenschaftler handelt, wirken sie außerordentlich engagiert und motiviert.«
»Es herrscht hier auch eine sehr kameradschaftliche Atmosphäre«, pflichtete Podolak ihm bei. »Zum Teil liegt das natürlich an den Leuten selbst. Die Engel-Studien sprechen prinzipiell sehr idealistische Menschen an, was auch nicht verwunderlich ist. Und dann ist da natürlich noch der Engel-Effekt
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