Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
Leiterin ein aufwendiger gestaltetes und repräsentativeres Türschild zugestanden hätte. Doch mindestens ein Hologramm; eher noch eine Projektion oder Aureole oder sonst etwas, das es nicht einmal bei den Pax gab. Stattdessen erblickte er nur ein schlichtes Namensschild aus Messing, in das die Worte Direktorin Doktor Laurn Podolak eingraviert waren.
Die Tür selbst war auch nicht besser: Sie bestand aus einfachem Holz mit einem Türknauf und Türangeln anstatt eines Schiebemechanismus. Er fragte sich unbehaglich, ob das eine Art Scherz war, die sie sich mit Neuankömmlingen erlaubten, und klopfte zögerlich an die Tür.
»Herein«, sagte eine Stimme fast in sein Ohr. Wenigstens hatten sie ein externes Lautsprechersystem. Er drehte den Türknauf und drückte die Tür auf.
Aus der Schlichtheit der Tür hätte er auch auf die Frau schließen müssen, die ihn hinter dem großen Schreibtisch aus Holz anlächelte. Hatte er aber nicht. Sie war vielleicht Anfang vierzig und mit einem schönen, aber schlichten Kleid bekleidet. Die Kurzhaarfrisur kam ohne die Clips und das Haar-Frostspray aus, mit dem praktisch alle Oberklasse-Frauen auf der Xirrus sich verschönert hatten. Sogar ihre Halskette – das einzig sichtbare Zugeständnis, das sie an gehobenen Stil machte – hätte neben den Exponaten, die er an Bord des Schiffs gesehen hatte, geradezu schäbig gewirkt.
Plötzlich wurde er sich bewusst, dass er sie anstarrte … Und dass sie ihn dabei mit einem leicht belustigten Ausdruck im Gesicht beobachtete. »Mein Name ist Jereko Kosta«, stieß er hervor.
»Ja, Rose hat Sie bereits avisiert«, sagte die Frau, erhob sich und reichte ihm – mit nach oben gedrehtem Handteller – die Hand. »Ich bin Laurn Podolak.«
»Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Kosta, trat vor und berührte ihre Handfläche leicht mit den zusammengeführten Fingerspitzen. Die Einübung dieser besonderen Ehrenbezeugung hatte ihm förmlich Alpträume beschert; er hatte immer befürchtet, er würde sich vergessen und sich stattdessen auf ein normales Händeschütteln im Stil der Pax verlegen. Doch zu seiner großen Erleichterung hatte er dann festgestellt, dass die Körperhaltung des Gegenübers einen solchen Fauxpas beinahe unmöglich machte.
»Es ist ein Privileg, Sie bei uns zu haben«, sagte Podolak, nahm die Hand herunter und bedeutete ihm, auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. »Ihre Referenzen waren höchst beeindruckend«, fügte sie hinzu, als beide sich hinsetzten.
»Vielen Dank«, sagte Kosta und fragte sich mit einem Anflug von Unbehagen, wie brillant genau sein Pax-Hintergrund wohl gewesen war. »Es ist ein Privileg, die Erlaubnis zu bekommen, hier zu studieren.«
Sie hob eine Augenbraue, und dieser amüsierte Gesichtsausdruck kehrte zurück. »Selbst wenn die Direktorin nicht genau dem entspricht, was Sie erwartet hatten?«
Sein erster Impuls war, es zu bestreiten. Aber da lag definitiv ein wissender Ausdruck in ihren Augen. »Ich bitte um Verzeihung, Doktor. Ich wollte nicht respektlos erscheinen. Ich dachte nur – ich meine, es ist nur so, dass Sie nicht …« Er wedelte hilflos mit der Hand.
»Diesen Oberklasse-Touch haben, den jemand in meiner Position eigentlich haben sollte?«, half sie ihm aus.
Er zuckte zusammen. »Ja, so etwas in der Art«, gestand er.
Der amüsierte Ausdruck verschwand. »Es gibt so vieles, was wir noch nicht über die Engel wissen, Mr. Kosta«, sagte sie. Ihr Ton war plötzlich sehr ernst. »So vieles, was wir wissen müssen , wenn wir sie sinnvoll benutzen wollen.« Sie beugte sich nach vorn und deutete nach links auf eine Statusanzeige, die die ganze Wand einnahm und die Kosta noch gar nicht bemerkt hatte. » Dorthin geht unser ganzes Geld. Für Forschungen und Studien und Analysen. An Leute wie Sie, die die eigentliche Arbeit leisten. Nicht an Leute wie mich, die sie nur organisieren.«
Kosta sah sie an, und es lief ihm kalt den Rücken hinunter. Es war der gleiche überaus engagierte, geradezu verbissene Gesichtsausdruck, den er so oft bei den Männern gesehen hatte, die ihn für seine Mission ausgebildet hatten. Männer, die immer wieder die Notwendigkeit betont hatten, das Volk des Empyreanums von ihrer Fremdherrschaft zu befreien.
Die Herrschaft ebendieser Engel, mit denen Direktorin Podolak das Empyreanum überfluten wollte. »Ich verstehe«, hörte er sich sagen.
»Gut.« Podolak straffte sich wieder, und diese beinahe religiöse Intensität wich
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