Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
Überblick zu verschaffen.«
»Hat schon eins der anderen Forschungsteams versucht, Sie zu vereinnahmen?«
»Äh …« Kosta warf einen Blick auf Gyasi, doch der konnte ihm auch nicht weiterhelfen. »Nein. Hätten sie es denn versuchen sollen?«
Sie hob eine Augenbraue. »Wenn das repräsentativ für Ihre Fähigkeiten ist, dann werden sie es bestimmt versuchen. Es besteht nämlich eine große Nachfrage nach guten Diagnostikern.«
Kosta schickte wieder einen Blick zu Gyasi. Versuchte Qhahenlo etwa, ihn zu rekrutieren? Und wenn ja, hatte er in dieser Angelegenheit auch ein Wort mitzureden? »Ich habe ein paar eigene Projekte, an denen ich arbeite«, sagte er bedächtig.
Sie lächelte. »Keine Sorge – ich spreche nicht davon, Sie von Ihrer eigentlichen Arbeit abzuhalten«, versicherte sie ihm. »Aber ich möchte, dass Sie in meinem Team mitarbeiten. Auch wenn es nur auf beratender Basis wäre, wenn das alles ist, was Ihre Zeit zulässt.«
»Obwohl Sie«, meldete Gyasi sich zu Wort, »früher oder später wahrscheinlich sowieso mit Dr. Qhahenlo zusammenarbeiten werden. Dieses Ionenhüllen-Projekt, an dem Sie arbeiten, könnte nämlich aktuell werden, wenn das V/E-Experiment beendet ist.«
»Was ist das denn für ein Ionenhüllen-Projekt?«, fragte Qhahenlo mit interessiertem Gesichtsausdruck.
»Ich will herausfinden, ob es möglich ist, einen Engel seiner Ionenhülle zu entkleiden«, erklärte Kosta peinlich berührt. Er fühlte sich etwas unwohl dabei, dass jemand mit Qhahenlos hohem Status und Erfahrung so aufmerksam zuhörte, was er zu sagen hatte. »Ursprünglich hatte ich herausfinden wollen, ob die Hülle irgendetwas mit dem Engel-Effekt zu tun hat, aber Yaezon hat mir dann gesagt, dass dieser Ansatz wahrscheinlich in eine Sackgasse führen würde.«
»Solche Ansätze können dennoch ihr Gutes haben«, sagte Qhahenlo. »Im schlimmsten Fall resultieren daraus oftmals hilfreiche Denkanstöße, und im besten Fall führen sie doch nicht in die allgemein angenommene Sackgasse.«
»Ich werde es mir merken.« Kosta räusperte sich. »Dürfte ich fragen, worum es sich bei diesem V/E-Experiment handelt?«
»Sicher – es ist schließlich kein Geheimnis«, sagte Qhahenlo. »Beim Variablen Expositions-Experiment handelt es sich um einen Langzeittest der Engel-Stabilität.«
»Es ist allerdings etwas anderes als Dr. Ciardis Experiment«, meldete Gyasi sich zu Wort. »Es basiert auf einer Variante der Acchaa -Theorie, die Dr. Qhahenlo entwickelt hat. Anstatt davon auszugehen, dass es sich beim Engel nur um ein einziges Quant des Guten handelt, nimmt man hier an, dass es sich um ein Bündel aus vielen Quanten handelt – wobei das Engel-Partikel eher eine Art Schöpfungsschwelle ist als die absolute Mindestgröße, die ein Quant bei einer rein mechanistischen Betrachtung aufweisen müsste. Im Rahmen der erstgenannten Betrachtung kann der Engel-Effekt als ein langsamer Zerfall dieser konstituierenden Quanten in Felder des Guten erklärt werden, die einen direkten Einfluss auf die Personen in seiner Umgebung ausüben. Das erspart einem auch die vielen Kopfschmerzattacken, von denen die Theoretiker beim Versuch befallen werden, einen plausiblen Mechanismus für die Engel-/Persönlichkeits-Interaktion zu konstruieren …«
Er brach plötzlich ab und sah Qhahenlo mit einem etwas betretenen Gesichtsausdruck an. »Verzeihung, Dr. Qhahenlo. Ich wollte Sie nicht unterbrechen.«
»Das macht nichts«, sagte Qhahenlo ihm mit einem belustigten Lächeln. »Laut einer Faustregel wiegt großer Enthusiasmus bei einer Person zwei bis drei zusätzliche Laborkräfte auf. Das ist also unsere Ausgangsposition, Mr. Kosta. Weil alle Engel-Theorien sowohl positive als auch negative Lösungen zulassen, erscheint die Annahme durchaus plausibel, dass es auch Felder des Bösen – oder das Anti-Gute, wenn Sie so wollen – gibt, die möglicherweise in der Lage sind, die Zerfallsgeschwindigkeit der Quanten-Bündel in einem gegebenen Engel zu beeinflussen.«
»Worauf das Variable Expositions-Experiment aufbaut«, fügte Gyasi hinzu.
»Richtig.« Qhahenlo nickte. »Was wir getan haben, ist, vier gerade erst gefangene Engel zu nehmen und sie völlig unterschiedlichen Umgebungen auszusetzen. Der erste ist in einer tiefen unterirdischen Gruft versiegelt, etwa fünfzig Meter von jedem menschlichen Wesen entfernt – das ist unser Kontroll-Engel. Der zweite ist zusammen mit einem rechtskräftig verurteilten Massenmörder in einem
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