Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
Netz und das Katapult müssen ständig betriebsbereit sein.«
»Ist sie bemannt?«
»Normalerweise ja, obwohl die Leute dort hauptsächlich die Aufgabe haben, Jägerschiffen bei einem Notfall zu helfen. Die Station an sich hat einen so hohen Automatisierungsgrad, dass man sie notfalls auch auf Automatik-Betrieb programmieren könnte. Außerdem kann man die wichtigsten Systeme auch von Seraph aus ein- und ausschalten.«
Kosta nickte und führte sich vor Augen, dass Menschen für Wochen oder gar für Monate ununterbrochen im äußeren Strahlungsgürtel eines lodernden Schwarzen Quantenlochs saßen. Allein die Abschirmungstechnik, die hier zum Tragen kam, war unglaublich. Kein Wunder, dass die Laser und Plasmastrahlen der Komitadji diese Defensivschiffe vor Lorelei nicht einmal angekratzt hatten. »Dieses Röntgenstrahlen-Klicken muss sie doch in den Wahnsinn treiben«, murmelte er.
Gyasi grinste. »Man gewöhnt sich daran. Genauso wie an die Bewegung in der Schwerelosigkeit. Sie sehen mittlerweile tatsächlich so aus, als ob es Ihnen wieder besser ginge.«
»Das stimmt«, bestätigte Kosta und nickte. Diesmal erweckte sein Kopf nicht einmal den Anschein, abfallen zu wollen. »Dieses Zeug wirkt schnell – wenn die Wirkung erst einmal eingesetzt hat.«
»Für uns am Institut nur das Beste«, sagte Gyasi. »Fühlen Sie sich wieder in der Lage, nach vorn zu gehen und die Ausrüstung zu überprüfen?«
»Sicher.« Vorsichtig befreite Kosta sich aus den Sicherheitsgurten und trieb durch den Raum. Gyasi packte ihn am Arm, als Kosta auf ihn zu flog und bugsierte ihn geschickt durch die Tür. »Ich bin bisher noch gar nicht dazu gekommen, Sie zu fragen, ob Sie auch Experimente an Bord durchführen«, fragte er, während sie sich durch den Korridor bewegten.
Gyasi schüttelte den Kopf. »Ich persönlich nicht, aber mein Teamleiter führt durchaus Experimente durch. Die meisten meiner Arbeiten lassen sich im Labor leichter erledigen.« Er grinste, und sein Gesicht nahm einen leicht verträumten Ausdruck an. »Ich komme nur gerne hier heraus und werfe einen Blick auf Angelmass.«
»Quasi«, murmelte Kosta.
»Natürlich keinen direkten Blick«, sagte Gyasi. »Aber selbst durch fünfzehn Filter ist es immer noch ein eindrucksvoller Anblick. Da wären wir.«
Sie waren vor einer Tür angelangt, die die Aufschrift STEUERBORD-ANALYSERAUM trug. Sie öffnete sich bei einer Berührung der Sensorplatte, und Gyasi trat vor Kosta ein.
Dieser Anblick war ebenfalls beeindruckend. Der Raum war lang und relativ schmal, und er wurde auf ganzer Länge auf beiden Seiten von Displays und den unterschiedlichsten Ausrüstungsgegenständen gesäumt. Vielleicht dreißig Leute trieben – sich, im wahrsten Sinn des Wortes – hier herum, nahmen Einstellungen vor, machten Notizen oder stellten einfach nur Beobachtungen an. Leise, gemurmelte Gespräche wetteiferten mit dem Summen von Kühllüftern und Kältemittelpumpen – und diese Geräuschkulisse wurde alle paar Sekunden von einem Gammastrahlen-Klick durchsetzt. »Haben sie ihre Labors etwa ausgeräumt und die Geräte hierhergebracht?«, fragte er.
Gyasi neben ihm lachte glucksend. »Das ist doch noch gar nichts. Bei manchen Flügen wird es hier richtig eng.«
»Echt?«, sagte Kosta trocken. Ein monströser Apparat am anderen Ende des Raums fiel ihm ins Auge: ein riesiger kugelförmiger Tank, der von Kabeln und Wicklungen aus Metall umschlungen wurde. »Was ist das denn für ein Ding?«, fragte er und deutete darauf.
»Ach, das «, sagte Gyasi. »Dr. Ciardis Engelszerfalls-Detektor. Eines von drei ständigen Experimenten an Bord; und der Himmel allein weiß, wie sie es wieder vom Schiff herunterbringen wollen, falls und wenn sie jemals damit fertig werden …«
»Einen Moment«, unterbrach Kosta ihn. » Zerfalls -Detektor?«
»Richtig«, sagte Gyasi und nickte. »Dr. Ciardi ist nämlich einer von denen, die nicht an die Acchaa -Theorie glauben wollen – wenn es nach ihm ginge, wären Engel nichts anderes als hoch metastabile subatomare Partikel. Falls seine Theorie stimmt, müsste ein Engel spontan in eine bestimmte Gruppe anderer subatomarer Partikel zerfallen. Und dieses Ding da hält fleißig Ausschau nach dieser spezifischen Teilchenspur-Signatur.«
»Wäre es da nicht einfacher, einen Engel mit in sein Labor zu nehmen und darauf zu warten, dass er zerfällt?«
»Ja, das tut er auch«, sagte Gyasi. »Aber das könnte eine Weile dauern – aus seiner Theorie ergibt sich nämlich
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