Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
eine Halbwertszeit im Bereich von 50000 Jahren. Dem Vernehmen nach hatte er sich einen Haufen Engel beschaffen wollen, um die Dinge etwas voranzutreiben, aber Direktorin Podolak hat das abgelehnt.«
»Akademische Zensur?«
»Simple Arithmetik. Der Hohe Senat und die meisten Führungskräfte von EmDef haben bereits Engel, ebenso alle Planeten-Gouverneure und Senatoren sowie eine Vielzahl von Richtern. Aber da wären immer noch Politiker aus der zweiten Reihe und die Wirtschaftsführer – Sie kennen die Liste. Vielleicht wird Direktorin Podolak in zehn Jahren oder so imstande sein, fünfzig oder hundert Engel für solche Studien aus dem Pool zu entnehmen. Aber nicht jetzt.«
Kosta nickte und verspürte zum ersten Mal seit vielen Tagen wieder Optimismus. Falls es noch einmal zehn Jahre dauern würde, um den Plan umzusetzen, bliebe vielleicht doch noch Zeit, um dieses Volk zu retten.
Vorausgesetzt, er – Kosta – machte seine Arbeit.
Und mehr über diese Ciardi-Theorie herauszufinden, das wäre doch schon einmal ein guter Anfang. Wenn es ihm gelang, Zweifel an der wahren Identität der Engel zu streuen …
»Mr. Gyasi?«, ertönte eine Frauenstimme von der anderen Seite des Raums. »Würden Sie mir bitte einmal zur Hand gehen?«
»Sicher«, rief Gyasi zurück. Er stieß sich mit den Füßen von der Wand ab und manövrierte sich dann – indem er sich mit den Händen geschickt von den Wänden und der Decke abstieß – durch das Gewusel der anderen Anwesenden. Kosta folgte ihm langsamer und fragte sich dabei, wie oft Gyasi dieses Manöver wohl schon durchgeführt hatte.
Als er das entgegengesetzte Ende des Raums erreichte, stieß er auf Gyasi und eine Frau mittleren Alters, die über einem Gewirr aus Leiterkabeln brüteten. »Ach – Jereko«, sagte Gyasi und sah auf. »Dr. Qhahenlo, das ist mein neuer Bürokollege Jereko Kosta. Dies ist Doktor Rae Yanda Qhahenlo, meine Supervisorin.«
»Ist mir eine Ehre, Mr. Kosta«, sagte Qhahenlo kurz und ersparte sich die üblichen Begrüßungsfloskeln. »Kennen Sie sich mit Mittelbereichs-Probensammlern aus?«
»Ein wenig«, sagte Kosta bedächtig und verharrte über ihren Schultern schwebend. Er wusste sogar eine ganze Menge über Mittelbereichs-Probensammler. Allerdings über Pax-Probensammler und nicht ihre empyrealen Gegenstücke. Auch wenn er Parallelen bei der Konstruktion feststellen sollte, müsste er wegen der unterschiedlichen Terminologie aufpassen. »Wo liegt denn das Problem?«
»Das Rauschen des Output-Signals ist etwas zu stark«, sagte Qhahenlo mit einem Grunzen. »Ich glaubte erst, es sei der Transponder, aber ein entsprechender Austausch hat nichts bewirkt.«
»Hm.« Kosta ließ den Blick über den Apparat schweifen. »Was befindet sich denn in den Rohrleitungen?«
»Siitalon«, sagte Qhahenlo. »Eine kryogene Wärmepumpen-Flüssigkeit – sie kühlt die Detektoren.«
»Auf Fluorin-Basis?«
Qhahenlo sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Ich glaube schon. Wieso?«
»Nun, es sieht nämlich so aus, als ob Sie einen der Leitungsanschlüsse direkt über die Füße des Responders gelegt hätten«, sagte er. »Wenn Sie dort ein kleines Leck haben, tritt an der Leitung vielleicht eine leichte Fluorin-Absorption auf. Sie ist möglicherweise groß genug, um dieses Rauschen zu verursachen.«
Gyasi blinzelte. »Sie machen wohl Witze. Von so etwas habe ich noch nie gehört.«
»Ich aber schon«, sagte Qhahenlo, die bereits ihren Werkzeugsatz durchsuchte. »Ich hatte es allerdings ganz vergessen. Schau’n wir mal …«
Für eine Weile arbeitete sie schweigend, zog die fragliche Verbindung mit einem Null- g -Schraubenschlüssel fest und behandelte die Stelle noch zusätzlich mit einem Dichtungsmittel. »In Ordnung, versuchen wir es.«
Gyasi beschäftigte sich mit der Steuerkonsole. »Na gut, es sieht schon etwas besser aus«, sagte er skeptisch und betrachtete das Display. »Einen Moment – alles klar.« Er sah auf. »Gut gemacht, Jereko.«
»Danke«, sagte Kosta und stieß die Luft aus, von der er gar nicht gemerkt hatte, dass er sie angehalten hatte. Irgendwie war es von größter Bedeutung gewesen, dass er in diesem Punkt Recht hatte. »Richtig geraten.«
»Das ist auch eins meiner liebsten wissenschaftlichen Werkzeuge«, sagte Qhahenlo trocken.
»Vielen Dank, Mr. Kosta.« Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Sie müssen neu sein im Institut.«
Kosta nickte. »Ich bin erst seit ein paar Tagen hier. Bin noch immer damit beschäftigt, mir einen
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