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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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vertrauten Geräusche der ruhenden Gazelle durchsetzten. Aber nur die leiseren Geräusche: Triebwerke und Pumpen, Generatoren und Lüfter. Es war nichts von der Musik zu hören, die Ornina immer spielte, wenn sie bei der Arbeit war; nichts von Hanans sogenanntem Gesang und seinen unverkennbaren, leicht schleppenden Schritten.
    Sie war allein. In der Stille.
    Mit dem Engel.
    Im Samowar in der Küche zog eine Teemischung aus Orninas umfangreichem Bestand an Teesorten. Diesmal Pfefferminz, ein Getränk, für das Chandris in den letzten vier Wochen eine besondere Vorliebe entwickelt hatte. Sie nahm sich eine Tasse, warf einen zusätzlichen Pfefferminz-Stick hinein und ging damit vorsichtig zur Steuerkabine. Dort, inmitten der lautlos glühenden Displays und flackernden Statusanzeigen, zog sie die Sicherheitsgurte von ihrem Stuhl weg und setzte sich.
    Sie hatte ihnen nichts versprochen. Hatte ihnen kein einziges lausiges Versprechen gemacht. Zumal sie ihr auch nichts versprochen hatten. Nicht einmal die Übernahme in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis. Nach allem, was sie wusste, war sie nur auf Zeit hier.
    Nicht, dass sie den Job wirklich gewollt hätte. Das war nicht ihr Lebensstil. Zu langweilig, zu spießig.
    Zu dauerhaft.
    Vier Wochen. Sie war nun schon seit vier Wochen in der Gazelle . Wahrscheinlich der längste Aufenthalt an einem Ort seit Jahren. Auf jeden Fall länger, als sie und Trilling sich irgendwo gemeinsam aufgehalten hatten, als sie noch zusammen waren.
    Trilling.
    Sie nippte am Tee, empfand aber den Pfefferminzgeschmack auf einmal als schal. Nein, sie konnte nicht hierbleiben – nicht einmal dann, wenn sie es gewollt hätte. In diesem Moment war Trilling irgendwo da draußen und suchte nach ihr. Je länger sie an einem Ort blieb, desto eher würde er sie finden.
    Sie schuldete den Daviees nichts. Verdammt nochmal überhaupt nichts. Die vier Wochen Kost und Logis hatte sie mit der ganzen Arbeit, die sie an Bord des Schiffs verrichtet hatte, mehr als abbezahlt. Und sie würde ihnen damit sogar noch einen Gefallen tun: eine schmerzliche, aber nachhaltige Lektion, wie es im richtigen Leben zuging.
    Vielleicht für jeden schmerzlich. Aber so war eben das Leben, richtig?
    Sie wusste, dass es nur ein paar Orte gab, an denen der Engel versteckt sein konnte – vorausgesetzt, die Daviees hatten es so eingerichtet, dass sie sich während dieses ersten Flugs nach Angelmass möglichst lange in seiner Nähe befunden hatte. Es lag auf der Hand, in der Kabine mit der Suche zu beginnen; und sie brauchte kaum zwei Minuten, um festzustellen, dass die Daviees auch in dieser Hinsicht so unsubtil waren wie in allen anderen Belangen. Die flache Engel-Aufbewahrungsbox befand sich unter dem Kopfende ihres Betts und war mit einer Halterung aus Drahtgeflecht direkt unter der Matratze befestigt.
    Es dauerte nochmals eine Minute, um das Drahtgeflecht zu entfernen – und drei weitere, um eine neutrale Einkaufstasche in der Küche zu finden, in der sie die Box transportieren konnte. Dann zog sie wieder das weiße, selbst genähte Kleid an, das sie bei der Ankunft auf Seraph getragen hatte, und verließ das Schiff.
    Zum letzten Mal.
    Es waren nicht viele Fußgänger unterwegs, als sie über die Betriebshöfe und an den Reihen staubiger Schiffer hinter ihren Drahtzäunen vorbeiging. Sie wusste, dass das normal war. Die Jägerschiffs-Besatzungen – sofern sie die Höfe überhaupt verließen – hatten es normalerweise viel zu eilig, um zu Fuß irgendwohin zu gehen, wohin sie auch ein Taxi oder ein TransTruck bringen konnte. Das weckte bei Chandris mehr als nur einen leichten Argwohn, aber ändern konnte sie es auch nicht. Die Erinnerungen von Zeugen waren unzuverlässig, die Beförderungsstatistiken von Taxis nicht.
    Trotzdem stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie endlich die Peripherie der Höfe erreichte und Shikari City selbst betrat. Es waren noch immer gut zwei Kilometer bis zur Annahmestelle von Gabriel, aber sie war jung und gesund, und die körperliche Betätigung würde ihr guttun.
    Zumal sie sich noch immer darüber klar werden musste, was zum Teufel sie überhaupt tun sollte, sobald sie dort ankam.
    Das war kein geringes Problem. Sie hatte Hanan bei der Ablieferung des letzten Engels begleitet und kannte die übliche Routine. Nur dass sie mit der üblichen Routine nicht weiter kommen würde. Angenommen, die Daviees hatten nicht gelogen, als sie sagten, die Engel könnten nicht gegen Bargeld

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