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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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auch nur mit Akademikern zu tun gehabt, dass er gar nicht mehr wusste, wie er mit Menschen umgehen sollte, die durch dieses überschaubare Raster fielen.
    Sofern er das überhaupt jemals gewusst hatte.
    Er sah, wie das Mädchen die Hauptzufahrtsstraße überquerte, und er wurde von einer Welle der Übelkeit erfasst, denn er war sich plötzlich selbst zuwider. Ja, er konnte sich in die eigene Tasche lügen, bis alle Nähte platzten, aber damit würde er auch keinen Blumentopf gewinnen. Die ebenso schlichte wie banale und brutale Wahrheit lautete nämlich, dass er ein sozial inkompetentes Kind gewesen war, ein sozial inkompetenter Heranwachsender und dass er nun auf dem besten Weg war, ein sozial inkompetenter Erwachsener zu werden, wie er im Buche stand.
    Kosta vermochte sich nicht einmal in seinem ureigenen akademischen Umfeld zu bewegen, ohne von Sozialphobien befallen zu werden oder wahlweise wie ein Idiot zu sabbeln. Und genau deshalb hatte man ihn natürlich für eine Undercover-Mission in einer völlig fremden Kultur ausgewählt.
    Wieso?
    Er hatte seinen Ausbildern diese Frage in den langen Wochen seiner Spionageausbildung gestellt. Hatte sie ein Dutzend Mal in ein Dutzend verschiedenen Formulierungen gestellt. Aber er hatte nie eine plausible Antwort darauf bekommen. Zumal er damals auch zu beschäftigt gewesen war, um sich Gedanken wegen dieser Ausflüchte zu machen; und im Rückblick wurde er sich der unausgegorenen Antworten und geschickten Themenwechsel nun klarer bewusst, mit denen man ihn damals immer abgespeist hatte.
    Sie hatten ihn manipuliert. Wie dieses Mädchen Chandris da draußen, so hatten auch sie ihn manipuliert. Und sie waren damit genauso erfolgreich gewesen wie sie.
    Aber du kommst doch auch mit Akademikern wie Gyasi und Qhahenlo zurecht, wisperte es in seinem Hinterkopf.
    In gewisser Weise stimmte das wohl. Wahrscheinlich war das auch die Begründung gewesen, mit der sie ihn zu dieser Mission überredet hatten, obwohl er sich nicht mehr genau an diese Unterredung erinnerte. Er erinnerte sich aber noch sehr gut daran, dass sie viel Aufhebens um seinen Tridoktorat-Abschluss in Neurophysiologie, Astrophysik und Engineering gemacht hatten; und es schien auch ziemlich viele neurale Daten in den Dateien des Instituts zu geben.
    Aber es gab sicherlich noch andere Leute bei den Pax, die über die gleiche Expertise und eine bessere soziale Kompetenz verfügten. Falls Chandris auch nur halbwegs repräsentativ war für den durchschnittlichen Empyreaner, durfte er sich wahrscheinlich verdammt glücklich schätzen, dass er es auch nur bis nach Seraph geschafft hatte, ohne aufzufliegen.
    Es sei denn, dass sie es genau darauf angelegt hatten.
    Für eine Weile starrte er aus dem Fenster, ohne irgendetwas zu sehen. Ob es in Wirklichkeit darum ging? Dass er überhaupt keinen Forschungsauftrag ausführen, sondern als eine Art Lockvogel zum Abschuss freigegeben werden sollte, um die eigentlichen Operationsziele der Komitadji zu verschleiern?
    Falls das wirklich so war, dann wäre sein Leben nicht einmal mehr den Kunststoff wert, auf den seine falsche Ausweisnummer aufgedruckt war. Man würde ihn erwischen – man würde ihn auf jeden Fall erwischen. Dafür hatten sie schon gesorgt.
    Hinter ihm öffnete sich die Tür.
    Er machte einen Luftsprung, drehte eine verunglückte Pirouette und kramte vergeblich nach dem Schocker, der ganz unten in der Tasche vergraben war. Als er wieder auf dem Boden aufkam und versuchte, die Kampfstellung einzunehmen, die man ihm beigebracht hatte …
    »Hallo, Jereko«, sagte Gyasi abwesend. Er sah kaum vom Ausdruck auf, den er auf dem linken Unterarm balancierte, während er den Raum betrat und gemächlich zu seinem Schreibtischstuhl hinüberging. »Was gibt’s Neues?«
    Kosta schluckte schwer, und die Knie zitterten vor Erleichterung und wegen der nachwirkenden Stresssituation. »Nicht viel«, sagte er in einem bemüht beiläufigen Ton.
    Offensichtlich war die Bemühung aber vergebens. Gyasi hielt mitten im Umblättern einer Seite inne und sah mit gerunzelter Stirn auf. »Alles klar bei Ihnen?«
    »Sicher«, sagte Kosta. »Alles klar.«
    »Ä- hem .« Gyasi sah ihn prüfend an. »Kommen Sie schon – was stimmt denn nicht?«
    »Es ist etwas Persönliches.« Kosta fiel die Schärfe in seiner Stimme auf. »Ich brauche nur etwas Zeit zum Nachdenken.«
    Gyasis Stirnrunzeln vertiefte sich, und dann zuckte er die Achseln. »Ja, sicher. Wenn Sie jemanden zum Reden brauchen, ich bin

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