Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
ihrem schlichten Gewand nicht bedeckt wurden, und ging in die winzige Küchenecke, wo sie einen Schrank nach dem anderen öffnete. Ob Galen nun selbst kochte oder nicht, einer der Engel, der für die Versorgung der Kriegerquartiere zuständig war, musste sich um eine Grundausstattung gekümmert haben. Sie fand Mehl, Honig und Butter in einem Kühlgefäß. Nach einigem weiteren Suchen fand sie Trockenobst und Eier. »Hast du Holz für den Ofen?«
    Statt einer Antwort stand Galen auf und ging zur gegenüberliegenden Ecke des Quartiers. Dort nahm er zwei kleine Holzscheite aus einem Korb und legte sie in den Ofen. Ein wenig Zunder, und das Feuer brannte. Er schloss die Tür. Der Ofen war speziell auf diese luftigen Quartiere ausgelegt und so konstruiert, dass der Qualm in die Schlucht abzog, die Wärme jedoch im Zimmer blieb. Engel spürten die Kälte nicht wie Sterbliche, aber hier in den Bergen war Wärme stets willkommen.
    Galen kehrte zu seinem Schwert zurück und fuhr fort, die ohnehin schon makellose Klinge zu polieren, dabei beobachtete er sie – das spürte sie beinahe so deutlich wie eine körperliche Berührung. »Was kochst du?« Der leise Hauch einer sanfteren Emotion.
    Sehnsucht?
    Sie wollte den Gedanken von sich weisen, doch dann zögerte sie. Er war an einem Hof von Kriegern aufgewachsen – war er jemals verwöhnt worden? Oder hatte man ihn von der Wiege auf als einen Krieger im Training behandelt, der nichts als Disziplin und Kriegskunst zu beherrschen hatte? »Einen Kuchen mit Trockenfrüchten«, antwortete sie und schüttelte diesen Gedanken ab. Sicher hatte ihn seine Mutter mit Zuneigung verwöhnt, denn wenn Jessamy eines wusste, dann war es, dass Engel ihre Kinder wirklich liebten. Auch wenn Jessamy mit Rhoswens Schuldgefühlen nicht hatte leben können, an der Liebe ihrer Mutter hatte sie nie gezweifelt.
    »Er wäre besser, wenn die Früchte über Nacht einweichen könnten«, fuhr sie fort, während ihr Herzklopfen etwas nachließ. »Aber ich möchte nicht warten.« Sie nahm den Kessel vom Herd und goss etwas von dem inzwischen heißen Wasser über die getrockneten Aprikosen, Beeren und Orangenspalten. »Ich weiß ziemlich viel, Galen.« Sie zwang sich, dem Albtraum ins Gesicht zu sehen, weil er nicht einfach verschwinden würde. »Ich bin die Hüterin unserer Geschichte.« In ihrem Kopf befanden sich eine Million Zeitfragmente und noch mehr.
    Nachdem er aufgestanden war und sein Schwert an eine Wandhalterung gehängt hatte, begann Galen damit, sich in der Mitte des Zimmers langsam zu strecken, während sie weiterredeten. Offenbar hatte sie ihn vorhin unterbrochen, und darüber war sie froh, denn so konnte sie ihm nun bei den Übungen zusehen. Trotz all ihrer Argumente für die sichere Seite war sie doch eine Frau und sehnte sich nach etwas, an dem sie vielleicht für immer zerbrechen würde … und er war ein schöner Mann.
    »Aber«, sagte er, während er sich in einer Übung drehte, bei der sich sein Bauch fest zusammenzog und die weißgoldenen Fasern seiner Flügel im Licht der Lampen glitzerten, »wir brauchen unsere Aufmerksamkeit nur auf die Dinge zu richten, die im Augenblick etwas Wichtiges beeinflussen könnten.«
    Konzentrier dich, Jessamy. »Unter den Mächtigen spielen sich zu jeder Zeit Tausende kleiner politischer Aktivitäten ab.« Nur wer sich in diese Welt vertiefte, konnte die labyrinthischen Tiefen der Vorgänge dort nachvollziehen. Was sie auf einen Gedanken brachte … »Wenn du Raphaels Waffenmeister werden sollst, musst du alles darüber wissen.« Der Erfolg würde ihn ihr wegnehmen, ihn aus der Zufluchtsstätte führen, aber sie würde sich diesem wundervollen Geschöpf niemals in den Weg stellen.
    »Dmitri hat mir auch geraten, mich an dich zu wenden.«
    »Damit hatte er recht«, meinte sie, während sie sich fragte, ob Galen das, was sie zu berichten hatte, auch würde verstehen können. Sie beging nicht den Fehler, ihn für dumm zu halten, oh nein. Gleich nachdem sie zum ersten Mal die Wirkung dieser Augen gespürt hatte, die sie an einen ungewöhnlichen grünen Edelstein namens Heliodor erinnerten, hatte sie, von Neugier getrieben, mit einigen Leuten aus Titus’ Herrschaftsgebiet gesprochen.
    Mit ein wenig geschickter Gesprächsführung hatte sie in Erfahrung gebracht, dass Galen nicht nur als meisterlicher Taktiker galt, sondern zudem ein Mann war, der Loyalität schaffen und Armeen in Feindesgebiet führen konnte – und als Sieger zurückkehrte. Titus war außer

Weitere Kostenlose Bücher