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Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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könnte?«
    Schweigend sah sie zu, wie er zu den Kissen im Wohnbereich hinüberging, sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Boden ausstreckte und den Blick an die Decke richtete, an der die im Stein eingeschlossenen Minerale glitzerten. Einfach so, dachte sie. Wut brodelte in ihren Adern. Einfach so war er über diesen Kuss hinweggegangen, der in ihr ein ungeheures Verlangen und Begehren geweckt hatte. Noch eine weitere Berührung seiner Zunge, und sie hätte ihm gestattet, sie bis auf die Haut auszuziehen, sie mit seinen großen Händen überall zu streicheln, wo es ihm gefiel, und sie nach Belieben gegen die Steinwand zu drängen … Aber offenbar hatte dieser Kuss nur eine von ihnen so tief berührt.
    Sie wollte ihn schütteln und gleichzeitig seine breite, muskulöse Brust mit Küssen bedecken; ihre Gefühle sprangen von einem Extrem zum anderen. Als sie sich gerade auf einen Hocker setzen wollte, sagte er mit einem tiefen Schnurren: »Hier ist es gemütlicher.«
    Kein Zweifel, das war eine Herausforderung.
    Mit gestrafften Schultern und leicht zusammengekniffenen Augen ging sie zu ihm hinüber und setzte sich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden. So saß sie zwar in einer Ecke, hatte aber dennoch mehr als genug Platz, um sich nicht eingeengt zu fühlen. Während der würzig-süße Geruch des Kuchens das Quartier erfüllte, hielt sie den Blick starr geradeaus gerichtet, anstatt den Mann neben sich anzusehen.
    »Da wäre noch Michaela«, nahm sie den Faden wieder auf. Die Schönheit dieser Engelsfrau war so legendär, dass sie andere für Michaelas Launenhaftigkeit und die pure Macht in ihren Gliedern blind machte. »Wenn sie eine verwundbare Stelle hat, wird sie so kurz vor ihrem Eintritt in den Kader nicht wollen, dass sie bekannt wird.« Jessamy fiel nichts ein, was Michaela in dieser Hinsicht Sorgen bereiten könnte, aber sobald der Tag anbrach, würde sie ihre Akten daraufhin durchgehen. »Deine Theorie hat einen Schwachpunkt.«
    Sie nahm eine Bewegung wahr, und der zarte Hauch eines heißen, maskulinen Dufts ließ ihr den Atem stocken.
    »Kein Erzengel«, sagte sie, »und kein mächtiger Unsterblicher hätte einen einzelnen Vampir geschickt, um mich zu töten. Es wäre viel effektiver gewesen, mich von einer Gruppe von Engeln auf dem Nachhauseweg aufgreifen und in die Schlucht werfen zu lassen.«
    Galen verharrte vollkommen regungslos – als hätte sein Atem einfach ausgesetzt. Da erst bemerkte sie, dass sie ihn wieder ansah, ihn bewunderte. Dieser wunderschöne Mann, der sie zur Weißglut brachte, der sie küsste, um es im nächsten Augenblick wieder vergessen zu haben – während auf ihrer Haut noch immer der sinnliche Nachhall seiner Berührung brannte und sein Geschmack – so wild und so männlich – noch an ihren Lippen hing.
    »Jessamy?«
    Ergriffen von seinem ruhigen, intensiven Timbre, fragte sie: »Ja?«
    »Ich sage dir das jetzt, weil du eine faire Chance haben sollst.« Seine Stimme drang in Teile von ihr vor, die zu tief verborgen lagen, als dass er sie hätte erreichen dürfen. »Ich bin ein sehr guter Taktiker. Ich weiß, wann ich mich zurückziehen und meinen Gegner in Sicherheit wiegen muss … und wann ich zum finalen Siegesschlag ausholen muss.«

6
    Zitternd sog sie die Luft ein und erhob sich – unter dem Vorwand, nach dem Kuchen zu sehen. »Ich bin keine Schlacht, die es zu gewinnen gilt, Galen.«
    Einmal abgesehen von ihrem Ärger über ihr eingeschränktes Leben und von ihrer tief gehenden Reaktion auf Galen, war allein schon der Gedanke, sich auf sein Angebot einzulassen, der reine Irrsinn. Denn wenn Galen irgendwann seine Flügel entfaltete und in Raphaels Auftrag für ein Jahrzehnt oder Jahrhundert aus der Zufluchtsstätte flöge, würde es wehtun. Das hatte sie gewusst, als sie aus dem Schlafzimmer gekommen war, und sie war dennoch bereit gewesen, es zu riskieren. Aber sein Kuss … oh, dieser sündige, süchtig machende Kuss hatte ihre Balance empfindlich gestört.
    Wenn sie zuließ, dass sich zwischen ihnen etwas entwickelte, würde sein Abschied ihr nicht nur wehtun; sie würde daran zerbrechen. »Verschwende deine Bemühungen nicht an mich.« Ich werde eine Ewigkeit als das verbringen müssen, was ich bin: ein erdgebundener Engel. Zeige mir nicht ein flüchtiges Bild von etwas, das sein könnte, nur um es mir dann wieder wegzunehmen.
    Galen erwiderte nichts darauf, aber als sie den Kuchen für fertig erklärte, aß er ihn mit unverhohlener Anerkennung.

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