Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
Jessamys Haus und verriegelte die Tür hinter sich.
»Jason, hast du … « Sie sah von der Harfe auf, hinter der sie saß. Ihr dichtes, seidiges Haar fiel ihr fließend über die Schulter, und sie trug jetzt ein graugrünes Gewand, das tiefer ausgeschnitten war als das von vorher. Als sie Galen sah, verblasste ihr einladendes Lächeln und ein zurückhaltender, ernster Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. »Galen.«
Etwas in ihm zog sich zusammen, denn er wusste, dass er der Grund für diesen Gesichtsausdruck war. »Ich bin aufbrausend«, sagte er. »Schrecklich aufbrausend.«
Mit herrlicher Anmut tanzten ihre Finger über die Saiten der Harfe und erfüllten die Luft mit den klaren, süßen Tönen dahinplätschernder Musik. »Ich habe dich bei den Übungskämpfen gesehen – du kämpfst, als hättest du überhaupt keine Gefühle, als hättest du dich vollkommen unter Kontrolle. Ist das der Grund?«
Er blieb stehen und hielt die Hände hinter dem Rücken zusammen, weil ihn der Drang überwältigen wollte, sie in ihren Haaren zu vergraben. Er wollte ihren Kopf zur Seite beugen, um ihren Mund auf primitivste Art in Besitz zu nehmen, wollte die zierlichen Hügel erobern, die sich unter ihrer Kleidung andeuteten. »Als ich jung war, sagte mir mein Vater, dass es mich verschlingen würde, wenn ich nicht lerne, damit umzugehen.«
»Dein Vater war ein weiser Mann.« Eine weitere melodische Tonfolge. »Setz dich. Oder willst du dich über mir auftürmen, bis ich mich ergebe?«
Niemand, der seinen Zorn kannte, hatte es bisher gewagt, ihn aufzuziehen. Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, aber da sie ihn nun in ihrer Nähe akzeptiert hatte, erlaubte er sich, seinen Schutzwall herunterzulassen. Nachdem er sein Schwert und den Gurt abgelegt hatte, setzte er sich in den großen Sessel links vor ihr. »Die Tiefe meiner Selbstbeherrschung ist legendär. Seit über einem Jahrhundert hat mich niemand mehr zornig gesehen.«
Die Musik geriet durcheinander und verstummte.
»Du sagst solche Dinge, Galen … und ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll.« Schmerzliche Verwundbarkeit schlang sich um Jessamys Herz. Dieser Mann würde Spuren bei ihr hinterlassen. So tiefe und wahrhaftige Spuren, dass Narben daraus entstehen würden. Aber sie hatte ihre Entscheidung getroffen, und keine Angst dieser Welt würde sie davon abbringen. »Es ist Zeit für die nächste Lektion über den Kader.« Während sie weiterspielte und die gefühlvollen Klänge durch die Luft zogen, merkte sie, wie sich seine Schultern entspannten.
Er nickte, während er geistesabwesend seinen Schwertgurt überprüfte. »Mir wird allmählich klar, wie viel ich noch zu lernen habe.«
Er war ein interessierter Schüler mit einem schnellen, flexiblen Verstand. In ihrem Gespräch stellte sich heraus, dass er nicht nur Griechisch und Französisch so fließend wie seine Muttersprache beherrschte, sondern auch die unzähligen Sprachen Persiens und Afrikas. Er faszinierte sie. Um ihre Unterhaltung nicht weiter zu stören, hörte sie auf zu spielen und setzte sich auf einen Stuhl am Esstisch. Sofort setzte er sich neben sie und stellte eine scharfsinnige Frage nach der anderen. Die meisten unterschätzten seine Intelligenz wahrscheinlich gewaltig, zum einen, weil er so selbstverständlich mit Waffen und dem Krieg umging, und zum anderen wegen seiner Art, sich auszudrücken und zu kleiden – oder nicht zu kleiden.
Wenn er so nahe bei ihr saß, dass sein Flügel über ihre Stuhllehne ragte und seine schwere Wärme sich wie eine lautlose Berührung anfühlte, war es ihr schlicht unmöglich, die Erhebungen und Vertiefungen seines Oberkörpers nicht mit ihren Blicken zu liebkosen. Die besitzergreifende Note seiner Haltung entging ihr nicht, aber sie entfaltete ihren eigenen Flügel ebenfalls ein kleines Stück, bis er seinen ganz zart streifte.
»Ich bin auch nur ein Mann.« Ein brummendes Raunen, sein Blick hing an ihren Lippen. »Wenn du weiter so mit mir spielst, vergesse ich noch, dass ich hergekommen bin, um mich für mein Verhalten zu entschuldigen. Und dann werde ich sicher etwas tun, was dich wieder wütend auf mich macht.«
Ihre Lippen fühlten sich geschwollen an, und ihr wurde eng um die Brust, doch sie fand den Esprit, zu sagen: »Und wann werde ich diese Entschuldigung zu hören bekommen?«
Er hob den Blick und sah sie an. Selbst wenn sie zehntausend Jahre alt werden würde, seine Augen würde sie nie mehr vergessen. »Es tut mir leid, dass
Weitere Kostenlose Bücher