Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
Es war einfach da, ein ruhiges, tiefes Wissen, dass sich gerade alles absolut und vollkommen richtig anfühlte.
Viel später setzte er auf einem Vorgebirge zur Landung an, von dem aus man die Zufluchtsstätte überblicken konnte. Die Lichter in den Häusern sahen im Dunkeln wie tausend Glühwürmchen aus, die meisten Einwohner waren noch wach. »Dies ist mein Lieblingsaussichtspunkt«, sagte er, als er sich hinter sie stellte und die Arme um ihre Schultern legte. Ihre Flügel lagen weich und warm zwischen ihren Körpern, seidig strichen die Federn über seine Haut.
Mit einem Arm hielt er sie weiterhin fest, während er mit der anderen Hand begann, die verdrehte Kontur des Flügels nachzufahren, der sich nie richtig ausgebildet hatte. Er spürte, wie sie sich versteifte. »Ich habe mal ein Bein verloren«, erzählte er ihr, ohne die Berührung zu unterbrechen. »Ich war noch jung – es dauerte Jahre, bis es nachgewachsen war. Dasselbe könnte mir in einer Schlacht wieder passieren. Würdest du mich dann zurückweisen?«
Ihre Steifheit löste sich nicht. »Das ist nicht dasselbe, Galen.« Roher Schmerz lag in ihren Worten. »Die Ewigkeit ist eine lange Zeit, wenn man gebrochen und missgestaltet ist.«
Er wusste, dass es eine Beleidigung gewesen wäre, das Leiden, das sie geprägt hatte, nicht anzuerkennen. »Viele hätten sich für den Schlaf entschieden.« Jahrzehnte, Jahrhunderte, sogar Jahrtausende konnten vergehen, während ein Engel sich in einem solchen Schlaf befand. »Aber du hast dich entschieden, z u leben.«
»Ich bin nicht tapfer«, flüsterte sie. »Ich wollte nur denen, die mich bemitleidet haben, nicht die Befriedigung gönnen, mich am Leben verzweifeln zu sehen.« Sie drehte sich in seiner Umarmung um, schlang die Arme um seine Taille und drückte ihre Wange an seine Brust. »Ich wollte nicht schwach wirken.«
Eine Hand unter dem warm herabfallenden Haar in ihrem Nacken, die andere in ihrem Kreuz, beugte er sich so weit vor, bis seine Lippen beim Sprechen ihr Ohr streiften. »Mit genau derselben Motivation sind schon viele junge Krieger in den Kampf gezogen. Angst, die einen antreibt, ist nichts, dessen man sich schämen muss.« Vielleicht hatte sie ihm gerade einen geheimen Teil von sich offenbart, dachte er, als er die Beine etwas weiter öffnete, um Jessamy noch näher an sich ziehen zu können. Und dann offenbarte er ihr ebenfalls ein Geheimnis: »Ich war ein solcher jungen Krieger.«
Tanae war stets so unerschrocken und mutig gewesen, und Galen hatte sie nicht beschämen wollen. »Als ich über das viele Blut und das Grauen meiner ersten Schlacht meinen Mageninhalt von mir geben musste, hat meine Mutter mich angewidert angesehen. Ich wusste nicht, wie ich ihr erklären sollte, dass ich bis zu diesem Moment nicht gewusst hatte, was echte Angst ist. Stattdessen lernte ich, härter, besser und stärker zu werden.«
»Deine Mutter … scheint ein harter Lehrmeister gewesen zu sein.« Eine zögerliche Stellungnahme.
»Sie ist eine Kriegerin.« Galen brauchte keine weiteren Worte, denn was er gesagt hatte, beschrieb Tanaes Seele genau.
Nun strich Jessamys Hand zärtlich und vorsichtig über seinen Flügel, und überrascht stellte er fest, dass sie ihn trösten wollte. Es war ein fremdartiges Gefühl. Seit er in dem festen Entschluss, härter zu werden, die Flatterbienchen angefaucht hatte, war er von niemandem mehr in den Arm genommen worden.
Jessamy würde sein Fauchen wahrscheinlich nicht gut aufnehmen, also musste er das sanfte Streicheln ertragen. »Jessamy?«
»Hmm?«
Er griff in ihr Haar und zog ihren Kopf nach hinten. »Ich werde dich jetzt küssen.«
Während über ihnen das kalte Feuer der Sterne wie eisige Diamanten funkelte, küsste er sie, wie er es von Anfang an gewollt hatte. Er begehrte Einlass, und sie öffnete sich ihm, überließ ihre Zartheit seiner Eroberung. Sie schmeckte nach Geheimnissen, seine Jessamy. Süß und dunkel und voller Tiefen, die zu erkunden ein Mann ein ganzes, unsterbliches Leben aufwenden könnte. Mit seiner freien Hand umfasste er ihr Kinn und brachte sie in genau den richtigen Winkel, um sie zu verschlingen.
Ein winziges Drängen, eine leise Berührung mit den Zähnen.
Er horchte auf und ließ ihr einen winzigen Augenblick zum Atmen, bevor er sich wieder über ihren Mund hermachte. Angetrieben von einer köstlichen Sinnlichkeit wie langsam schwelende Kohle, grub sie die Fingernägel in seinen Nacken und ließ ihre Zunge in sinnlicher Neugier über
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