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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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rauhe Stimme, eine scheppernde Sprache.
    » Gefahr! Gefahr! « Zwölf spürte feindliche Hände an seinem Körper und schlug um sich, während er seine Warnungen herausbrüllte. Seine Hiebe wurden von einem weichen Knäuel feindlicher Fesseln absorbiert.
    »He! Hör auf damit! Wir sind Freunde, verdammt!«
    Das Sehvermögen kehrte zurück. Zwölf sah Metallwände, Stühle, Lichter, die ihn wie feindselige Augen anfunkelten. Er merkte, daß er in einer Art Netz gefangen war. Er hörte auf, um sich zu schlagen, und versuchte sich zu konzentrieren.
    »Hilfe«, sagte er. »Gefahr für die Geliebte.«
    »Sieh dir meine Holos an, Zwölf. Lies die Übersetzung von dem, was ich sage. Maria, wo, zum Teufel, ist seine Tastatur?«
    Zwölf kam allmählich zu sich. Ubu schwebte über ihm, außer Reichweite von Zwölfs wild um sich schlagenden Pfoten. Maria schoß mit seiner Tastatur und dem Sender in den Händen durch den Raum.
    Eine Aufwallung von Erinnerungen machte Zwölf hilflos. »Entsetzlich«, sagte er. Ihm fiel ein, daß er die Sprache der Menschen sprechen mußte. »Gefahr für die Geliebte.«
    »Gefahr? Wo?«
    Zwölf verstand die Worte, bevor er die goldenen Schriftzeichen las, die über Ubus Kopf rollten. Er zeigte mit einer kraftlosen Hand auf die Kommunikationstafel.
    »Vergiftung. Böse Gedanken. Illustreifen.« Ubu und die schöne Maria starrten ihn an. Zwölf merkte, daß er schon wieder seine eigene Sprache sprach. In heller Aufregung langte er durch das Gurtnetz und riß Maria die Tastatur aus den Händen. Seine Innenfinger tippten wie wild.
    »Muß beschützen. Die Grabesspenderinnen ist böse. Der Illustreifen ist Gedankenvergiftung der schlimmsten Sorte.«
    Der Akt, seine Gedanken in die Beschränkungen einer fremden Sprache zu zwingen, machte ihn ruhiger. Sätze ergossen sich wie Sturzbäche aus seinen Fingern. »Wahnsinnige Diener verschwören sich, um ihre Mutter zu töten. Keiner hält sie auf. Ein böser Plan.« Zwölf merkte, wie er allein schon beim Gedanken daran wieder in Katatonie verfiel. Mit einer Willensanstrengung riß er sich aus der Bewußtlosigkeit.
    »Das war bloß ein Illustreifen!« Ubus Stimme war laut. »Es ist nicht wirklich passiert!«
    Zwölf hieb in wütender Ablehnung auf die Tastatur auf seinen Knien ein. »Das ist egal! Manche Gedanken sind nicht erlaubt!!!!!!!« Er hielt die Taste mit dem Ausrufezeichen lange gedrückt, um seiner Meinung aufs schärfste Nachdruck zu verleihen.
    Ubu und die schöne Maria sahen sich an. »Einer von uns sollte sich den Text wohl doch mal reinziehen«, sagte Ubu.
    »Du bist derjenige, der ihn nicht mehr vergessen wird.«
    Ubus Mund zuckte. »Und wenn ich nicht will?«
    »Du hast den Illustreifen gesehen. Ich nicht.«
    Ubu seufzte und wandte sich an Zwölf. »Ich werde jetzt etwas über das Stück in Erfahrung bringen«, erklärte er. »Danach müßte ich die meisten deiner Fragen beantworten können.«
    Zorn und Furcht loderten in Zwölfs Innerem. Seine Innenfinger hämmerten auf die Tasten. »Ich habe keine Fragen gestellt, hochwürdiger Schiffsführer.«
    Ubu ließ sich das einen Moment lang durch den Kopf gehen. »Vielleicht kann ich dann meine Fragen beantworten.« Ubu schnallte sich auf dem Sessel nebenan fest, setzte eine Kopfgarnitur auf, tippte etwas ein und lehnte sich zurück.
    Zwölf merkte, wie seine Wut unter dem Einfluß der ruhigen, nachdenklichen Trommelschläge der Geliebten ein wenig nachließ, dann fiel ihm mit der jähen Plötzlichkeit eines Peitschenhiebs ein, daß die Geliebte weit weg war. Er ließ den Blick alarmiert durch den Raum schweifen, bis er an den Lautsprechern hängenblieb.
    »Was ist das für ein Geräusch?« wollte er wissen.
    Marias Stimme war beruhigend. »Ubu hat eine KI so programmiert, daß sie wie die Geliebte klingt. Er hoffte, es würde dazu beitragen, daß du dich erholst.«
    Nach einer ersten Aufwallung von Entrüstung – eine künstliche Geliebte! – dachte Zwölf über diese Bemerkung nach. Wenn man es sich genauer überlegte, klang das recht attraktiv. »Wäre es möglich, daß ich lerne, wie man dieses Gerät benutzt?« fragte er. »Natürlich.«
    Bei dem Gedanken, sich in diesem gräßlichen Raum mit den Metallwänden von heimeligen Trommeln der Geliebten trösten zu lassen, wurde es Zwölf warm ums Herz. »Ich ersuche demütig um entsprechende Unterweisung«, sagte er.
    »Benutz es, soviel du willst.«
    »Danke, schöne Maria.«
    »Null Problemo.« Sie ließ ein abruptes Lachen hören. »Wo hast

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