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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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du diesen Ausdruck eigentlich gelernt? Ich hab ihn seit Jahren nicht mehr gehört.«
    »Das Wort kam im ersten Illustreifen vor. War die Aussprache nicht korrekt?«
    »Doch, doch. Es ist bloß ein bißchen altmodisch.« Ubu setzte sich auf seiner Liege auf und nahm die Kopfgarnitur ab. »Okay«, sagte er. »Jetzt weiß ich, wer die Griechen waren.« Er rieb sich die Stirn. »Weißt du, daß das Wort Cybernetik aus der alten Sprache der Griechen kommt? Es meint jemanden, der ein Boot steuert.«
    Maria sah ihn an. »Was haben Boote mit KIs zu tun?« »Keine Ahnung. Darüber war nichts in der Datenbasis.«
    »Da sieht man mal, daß die Griechen keine Ahnung hatten.«
    Ubu sah Zwölf an. »Das Stück, das du gesehen hast, nennt man eine Tragödie. Das ist ein Schauspiel, in dem schreckliche Dinge geschehen.«
    Zwölfs Entrüstung flammte von neuem auf. Innenfinger klapperten auf seiner Tastatur. »Schreckliche und verbotene Dinge, hochwürdiger Schiffsführer.«
    »Das Stück war der mittlere Teil einer Trilogie, Zwölf. Du hast den ersten Teil nicht gesehen. Bitte versteh das, Zwölf, es war schrecklich, daß diese Kinder ihre Mutter getötet haben. Aber sie hatte vorher etwas Furchtbares getan, in dem Stück davor, weil sie nämlich ihren Mann umgebracht hat.«
    Zwölf überlegte einen Augenblick. »Was war daran furchtbar?« fragte er.
    Ubu und Maria wechselten einen Blick. »Man soll seine Verwandten nicht umbringen«, sagte Ubu.
    »Sie war die Erzeugerin, oder nicht? Also war es ihr Recht, jeden beliebigen Diener zu töten.«
    »Ihr Mann war ebenso ein Erzeuger wie sie.« Ubu wandte sich an Maria. »Haben wir das nicht klargemacht?«
    Ärger loderte in Zwölf auf. Seine Innenfinger konnten mit dem Ansturm seiner leidenschaftlichen Gedanken kaum mithalten. »Der Mann mag der Hüter eines bestimmten begehrenswerten Genmaterials sein, hochwürdiger Schiffsführer, aber das schmälert nicht den heiligen Charakter der Mutterschaft. Ebensowenig wie das Recht der Mutter, sich ihre Diener nach ihren jeweils geeigneten charakteristischen Merkmalen auszuwählen oder sich anderer zu entledigen, die nicht mehr von Nutzen sind.«
    Marias Gelächter hallte in dem Raum wider. »Da hast du’s, Ubu«, sagte sie. Verstimmt von ihrer Respektlosigkeit, folgte ihr Zwölf mit einem Augenpaar.
    »Den heiligen Charakter der Mutterschaft«, wiederholte Ubu. »Na schön.« Er dachte einen Augenblick nach. »Die Handlungen der Kinder wurden von einem Gott veranlaßt. Von Apollo. Er gab seinen Befehlen einen heiligen Charakter, wie du es nennst.«
    Zwölf dachte eine Weile über den Begriff des Göttlichen nach. Sein Vokabular sagte ihm, daß ein Gott ein Überwesen war, besonders eins, das als die Verkörperung eines Attributs der Wirklichkeit aufgefaßt wurde … Es gab auch noch andere Definitionen für das Wort, die teilweise widersprüchlich waren.
    »Seid ihr schon einmal einem Gott begegnet?« fragte er.
    Beide lachten. Zwölf schaute in wachsender Empörung von einem zum anderen. »Keiner von uns ist einem Gott begegnet«, sagte Ubu. »Ich glaube nicht, daß es welche gibt, obwohl es viele Leute tun. Aber der Verfasser des Stücks glaubte, daß Apollo existierte.«
    Zwölfs Erregung nahm wieder zu. »Entweder es gibt Götter oder nicht.«
    »Es gibt sie nicht«, unterbrach Maria, »jedenfalls nicht in der Welt unserer Erfahrung. «
    »Aber wenn Götter Dienern befehlen, ihre Geliebte zu töten«, beharrte Zwölf, »dann sind es böse Götter, die vernichtet werden sollten.«
    Ubu gab ein langes, zischendes ›Ahhh‹ von sich, das sich sein Computer zu übersetzen weigerte. »Ihre Geliebte zu töten. Ich verstehe, worauf du hinauswillst.« Er sah Maria an. »Er macht sich Sorgen, daß seine Geliebte in Gefahr sein könnte.«
    Maria nickte und wandte sich dann an Zwölf. »Kein Gott wird die Geliebte je in Gefahr bringen. Das kann ich dir hoch und heilig versichern.«
    Zwölf überlegte. »Dann bin ich beruhigt, schöne Maria«, schrieb er. »Aber kann man Apollo nicht zur Strecke bringen und vernichten?«
    »Apollo ist seit Tausenden von Jahren nicht mehr gesehen worden«, erwiderte Ubu. »Ich glaube nicht, daß er für irgendwen eine Gefahr darstellt.«
    »Seine vergiftenden Gedanken sind noch da, hochwürdiger Schiffsführer Ubu Roy.«
    Ubu sah Maria an und richtete seinen Blick dann wieder auf Zwölf. »Soll ich den Illustreifen löschen,
    Zwölf?«
    Zwölfs Herzen frohlockten. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Weg mit dem

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