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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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vor sich.
    Ubu rollte mit seinem Sessel zur Kommunikationstafel hinüber und gab die Kennummer der Runaway und seine Botschaften durch.
    Winzige Energieteilchen tanzten in seinem Körper, während er auf die Antwort wartete.

    Das juristische Menuett begann im selben Augenblick, als Bezels Rezeptoren den vom Eintritt des Schiffes ausgelösten Strahlungsausbruch aufnahmen, gefolgt von Ubus Funkbotschaften. Die OttoBanque reichte einen Antrag auf Konfiszierung des Schiffes und seiner Singularität ein, aber noch bevor die Dokumente der Bank bei Gericht vorgelegt wurden, war der neue Anwalt der Runaway , C.C. Mahadaji, in den Büros der Bank und bot eine Regelung an: Rückzahlung des Kredits, den doppelten Kostenbetrag, Zinsen und Bußgelder. Mahadaji war einer der prominentesten Anwälte auf der Bezel-Station, und die OttoBanque war geneigt, ihm Gehör zu schenken. Einer von Mahadajis Mitarbeitern war inzwischen zum Marinegericht gegangen und verhandelte mit dem stellvertretenden Marinegerichtsrat über die Strafen für die Runaway wegen Betrugs, Flucht von der Station, Auslösung einer Verfolgungsaktion durch die Marine und unerlaubten Verlassens des Angelica-Systems. Ein weiterer Mitarbeiter von Mahadaji begann Nachforschungen nach eventuellen Käufern für große Mengen pharmazeutischer Präparate allerbester Qualität anzustellen. Die Runaway suchte um einen Platz in der Entladeschlange der Bezel-Station nach.
    Innerhalb von ein paar Tagen waren die rechtlichen Dinge geklärt. Die OttoBanque stimmte der Regelung zu, vorausgesetzt, es ließ sich wirklich beweisen, daß sich die pharmazeutischen Präparate im Laderaum der Runaway befanden. Angesichts der Tatsache, daß Schiffsführer Ubu Roy noch nicht vorbestraft war, erklärte sich der stellvertretende Marinegerichtsrat bereit, eine harte Geldstrafe zu beantragen, statt auf eine Gefängnisstrafe zu plädieren.
    Der Verkauf der Präparate dauerte etwas länger. Schließlich wurde die gesamte Fracht von Portfire Associated Groups aufgekauft, dem wichtigsten pharmazeutischen Großhändler der Region – sie wollten ihre Vorrangstellung sichern, jede Konkurrenz unterdrücken, ihre Preise hoch und ihr Verteilungssystem intakt erhalten, ohne sich mit Abtrünnigen herumärgern zu müssen, die bereit waren, an den Rändern für Discountpreise zu arbeiten. Die Runaway plazierte Kaufoptionen für hochentwickelte Navigations-KIs.
    Ubu sah zu, wie sich auf seinem hypothetischen Konto die Nullen summierten. Er bekam einen Schnellkurs darüber, wie die Dinge wirklich liefen.
    Die Ruhelosigkeit nagte immer noch an ihm. Er hatte mehr erwartet: Auseinandersetzungen, dramatische Ereignisse, einen Marinekutter, der mit heulenden Alarmsirenen auf die Runaway herabstieß, während gut gerüstete Enterer in den Luftschleusen warteten und Zielcomputer die Raketen mit Daten fütterten … Statt dessen gab es nur immer höhere Summen, die auf seinem bisher noch nicht eingerichteten Portefeuille aufliefen, und eine Liste von Anklagepunkten, die abgewiesen werden würden, sobald er auf Bezel zu erscheinen und seinen Daumenabdruck unter die entsprechenden Dokumente zu setzen geruhte.
    Ubu ging in sein Zimmer und setzte sich für eine Stunde unter die Alpha-Elektroden, aber vor seinem geistigen Auge tauchten nur Bilder von Maria, Pasco und Marco de Suarez auf, alle in einer undurchsichtigen, komplexen, widerwärtigen Beziehung miteinander verflochten und in grellen Farben gemalt, wie sie zu den Trommelrhythmen der Geliebten tanzten. Er nahm die schaumgepolsterten Elektroden von seinem Kopf ab, zog den Stecker aus der Wand und setzte sich auf. Noch immer zirkulierten Energieströme in seinem Körper.
    Er war zu einem Kampf bereit, und alle hatten kapituliert.

    Die Belastungen des Bremsmanövers zerrten an Zwölfs Gelenken. Die trockene Luft brannte ihm im Hals, während sich sein Zwerchfell hob und senkte. Der Synthesizer gab den beruhigendsten Rhythmus der Geliebten von sich. Zwölf hatte seine Augen eingezogen, spähte nur durch Schlitze hinaus und konzentrierte sich völlig darauf, seine schreckliche Angst zu bezwingen.
    Auf einmal war jemand anders da; er erschien von einem Augenblick zum ändern. Ein fremder Mensch, der über ihm schwebte. Zwölfs Angst brach sich Bahn. Er zerrte am Netz.
    »Verdammt, verdammt.« Eine merkwürdige Stimme, gleichzeitig weich und kratzend. Der Eindringling war ein rundlicher Mann mit grauschwarzen Haaren, die ihm lose um den Kopf hingen und sich auf seiner

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