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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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langsam in eine neue Perspektive, als Ubu die Runaway zu dem Ladedock steuerte, das man ihr zugewiesen hatte.
    Früher, als Bezel an der Grenze der menschlichen Expansion gelegen hatte, war die Hauptstation ein Torus gewesen, ganz ähnlich wie die Angelica-Station; aber unter den Einwirkungen des Handelsverkehrs am Rand war der Torus dicker geworden, in die Länge gewachsen und erst ein größeres Rad, dann zuletzt eine in sich selbst zurückführende Röhre geworden. Die Konsolidierung hatte die Wachstumsgeschwindigkeit verringert, aber zu diesem Zeitpunkt war das Bezel-System bereits weitgehend autark, und die Bezel-Station war zu einer wichtigen Transitstelle für die Profite und die Geschäfte der Hiliner geworden.
    Hier herrschte so reges Leben und Treiben, daß es auf der Station selbst nicht genug Dockraum gab; Dockmodule schwebten in ihrer Umgebung, koppelten sich an Schiffe, entluden sie und transferierten die Fracht zur Station. Wenn nötig, konnte das gesamte riesige Modul behutsam an die Station andocken und die Fracht en gros ins Innere befördern.
    Anzeigen flimmerten vor den Augen der schönen Maria. Das modulare Dock kam näher. Am Rand ihres Sichtfelds konnte sie Ubus vier Hände sehen, die flink auf Kontrollen drückten, Stabilisierungsdüsen auslösten und eine wichtige Anzeige nach der anderen aufriefen. Die Runaway war so voll beladen, daß ihre große Massenträgheit sogar für Bezel selbst eine erhebliche Gefahr darstellen konnte, geschweige denn für das Dockmodul C, das sie erwartete. Ein Augenblick der Unaufmerksamkeit konnte zur Katastrophe führen. Maria hatte bei dem Prozeß nicht viel anderes zu tun, als die Anzeigen zu überwachen und sicherzustellen, daß Ubu nicht aus Achtlosigkeit einen Fehler machte.
    Alles ging glatt. Die Masse der voll beladenen Runaway kam in Reichweite der Magnetgreifer der Ladebucht sanft zum Halten. Die Greifer schössen hervor und trafen ihr Ziel; die langen, dicken Kabel wurden von kreischenden Motoren auf ihre Spulen aufgerollt, und der Laderaum C der Runaway wurde zu seinem unausweichlichen Rendezvous mit der Ladebucht 17A gezerrt. Das Geräusch bei der Berührung mit dem Modul hallte wie ein leiser Glockenton durch das Schiff. Maria ließ sich in ihren Sessel zurücksinken.
    »Bezel Control«, sagte Ubu. »Die Runaway bedankt sich.« Seine Hände vollführten einen flinken Tanz durch die Abschaltungs-Checkliste. »Die Runaway bittet außerdem baldmöglichst um einen Personenschlauch.« Die Zentrifuge setzte sich mit einem plötzlichen Schlingern in Bewegung. Eine Vibration ging durch Marias Knochen. Die Schwerkraft griff sanft nach ihrem Ohr und ihrem Bauch.
    Die Abschaltung ging weiter. Maria schnallte sich los, setzte sich auf und drehte sich zu Ubu um.
    Seine Hände folgten immer noch der Checkliste. Sein Blick war aufmerksam und konzentriert. Ein Kiefermuskel zuckte.
    Er hatte sich von ihr entfernt, dachte sie. Sie konnte jetzt nicht an ihn herankommen.
    Die Checkliste war abgehakt. Anzeigen erloschen. In der Zentrifuge nahm die Schwerkraft zu.
    Ubus Blick war immer noch nach vorn gerichtet, als ob er damit rechnete, daß die Anzeigen wieder aufleuchten würden. Seine Hände hingen über den Tastaturen.
    »Was nun?« fragte Maria.
    »Unsere Verabredung mit Mahadaji und den Anwälten der OttoBanque. Und dann die Leute von Portfire.« Seine Lippen zogen sich von seinen Zähnen zurück. »Und der stellvertretende Marinegerichtsrat. Ich finde, wir sollten in Shooter-Klamotten hingehen, okay? Wir sind Shooter; also sollten wir uns auch so anziehen.«
    »Und dann?«
    Er sah sie an. Seine Anspannung schien um seine Schultern herum wie statische Elektrizität zu knistern. »Wir kämpfen darum, daß wir alles behalten können, würde ich sagen.«
    »Ich hab gemeint …« Sie senkte den Blick auf ihre Füße und drückte lange Zehen in den glattgeschabten, rutschfesten Bodenbelag. »Was passiert mit uns beiden?«
    Seine Augen waren aus Stein. »Was eben passiert. Die Dinge ändern sich, stimmt’s? Das hast du gesagt. Ich glaub’s auch.«
    »Das muß nicht unbedingt heißen …« Sie versuchte es, aber es gelang ihr nicht, es in Worte zu fassen: Daß sie nicht wollte, daß sie litten, keiner von ihnen; daß sie hoffte, was auch immer geschehen mochte, würde in gutem Einvernehmen geschehen.
    Er schnallte sich los und stand auf. »Bevor du die Navigationstafel abschaltest«, sagte er, »möchte ich, daß du das Logbuch lädst und alles löschst, was auch nur

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