Engelstation
Singularitäten und die dazugehörigen Schiffe zu kaufen, selbst wenn wir die KIs bezahlt haben. Schiffe von der Größe der Runaway .«
Er grinste. »Ja. Wir können ‘ne Transportlinie aufmachen. Runaway & Geliebte Transport GmbH.«
»Vergiß die Konsolidierung nicht. Kann sein, daß noch alles in die Binsen geht.«
Er sah sie an. In seinen Augen spiegelten sich die roten Lichter der Steuertafel, wo Warnlämpchen anzeigten, daß die Tore der Ladebucht offen und Autolader in Betrieb waren. »In die Binsen? Quatsch«, sagte Ubu. »Jetzt rollt der Rubel, und sonst nichts. Vielleicht sogar ohne Ende.«
»Früher oder später kriegen sie’s raus. Die Ermittler von der Marine haben schon angerufen und wollten mir Fragen stellen.«
»Was hast du ihnen erzählt?«
»Daß sie unseren Anwalt anrufen sollen.«
Ubu lächelte und wandte sich wieder der Liste auf dem Bildschirm zu. Er suchte sich einen weiteren Illustreifen aus.
»Sie werden dahinterkommen«, sagte Maria. »Dann sind wir unser Monopol los. Was glaubst du, wie unsere Aktien stehen, wenn sich die Multi-Pollies und die Hiliner einklinken? Wir werden bloß eine von vielen Shooter-Linien sein, die im richtigen Geschäft kein Bein auf den Boden kriegen.«
Ubu drehte sich mit wütendem Gesicht zu ihr um. »Wir könnten eine Hiliner-Firma sein! Hast du daran schon mal gedacht?«
»Vielleicht.«
»Mit dem Schießen kennen wir uns aus. Schließlich sind wir Shooter! Kennst du was Besseres als das Jetzt?«
»Ich hab nachgedacht. Wir könnten ein Ausflugsschiff bauen.«
»Ein was?«
»Ein Ausflugsschiff. Reiche Leute zu den Außerirdischen schippern. Sollen sie doch versuchen, mit der Geliebten ins Geschäft zu kommen.«
»Ich glaube, ich höre nicht recht.«
Ein wilder, brennender Zorn knisterte in Marias Herz. Sie setzte sich auf. »Was spricht dagegen?«
Ubu gestikulierte mit drei Armen. »Du und ich, Maria? Wir sollen eine Horde von Mudville-Bewohnern, reichen Bauern, Hiline- und Multi-Polly-Managern samt ihren ganzen dämlichen Gören in eine Welt bringen, die sie nicht begreifen können, ihnen den Dreck von den Füßen wischen und die Läuse vom Leib klauben, ihnen beibringen, wie man in Raumanzüge steigt, und sie im freien Fall betüteln, damit sie sich die kostbaren Köpfe nicht anschlagen und das bißchen Hirn zermatschen, das sie haben? Wir sollen ihnen einen nach Nichts schmeckenden Fraß servieren und …«
»Wir müssen’s ja nicht selber machen, Ubu. Wir sind reich. Wir bauen nur das Schiff, dann gehört’s uns, und wir streichen den Profit ein, okay?«
»Du liebes bißchen.«
Wut krallte sich in Marias Kehle. Ihre Worte kamen krächzend heraus, als ob ihr Atem durch ein Gitter aus Blankstahl gepreßt würde. »Wir sind reich, Ubu! Wenn wir reich bleiben wollen, müssen wir lernen, wie man das anstellt. Du willst eine Hiline-Firma aufbauen? Dann finde lieber erst mal raus, wie Hiliner arbeiten. Wäre kein schlechter Anfang, wenn wir unsere Zeit mit anderen reichen Leuten verbringen würden.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir sind im Transportgeschäft. Da kennen wir uns aus.«
»Dann sollten wir besser was anderes lernen. Wir sind nämlich schon jahrelang im Transportgeschäft, und wir haben immer nur verloren.«
»Jetzt gewinnen wir.«
Sie stand auf, ging zur Leiter und begann hinaufzusteigen. Zornige Energie tanzte in ihrem Körper, ließ die farblosen Härchen an ihren Armen kribbeln. Sie hielt auf der Leiter inne und schaute zu ihm herab. »Die Dinge ändern sich«, sagte sie. »Deine Worte – so hast du mich zitiert.«
Sie suchte sich aus dem Branchenverzeichnis der Station ein Bekleidungsgeschäft heraus, flog vom Dockmodul C zur Station und bummelte durch die lärmige Hafenstadt. An einem Tempaschaumstand kaufte sie mit Ingwer gewürztes Fleisch und aß es im Gauss-Shuttle, das in den inneren Teil der Station fuhr.
Der Laden hieß Hong’s und lag drei Geschosse über der Shuttle-Haltestelle, ein hell erleuchteter, schaumgepolsterter Raum hinter schwarzen Graphitwänden. Aufgedonnerte Leute gingen vorbei, schienen sie jedoch nicht so begaffenswert zu finden wie die Leute im Klub. Maria nahm an, daß sie auf dieser Ebene mehr an Shooter gewöhnt waren. Sie betrat das Geschäft und sah den weißhaarigen Asiaten an, der auf sie zukam. Sie konnte sich in seinen traurigen schwarzen Augen sehen, eine hochgewachsene, blasse Exotin in einem trägerfreien Oberteil und Shorts mit nackten, schmutzigen Füßen. Sie hielt ihren
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