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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Worte bewegten ihn irgendwie. Trotzdem ergab der Text nicht viel Sinn, wenn man ihn wörtlich nahm, und außerdem enthielt er problematische Begriffe.
    Traum? dachte er. Seele?
    Seine Definitionen waren unzulänglich.
    Nach solchen Dingen mußte er sich bei einem Menschen erkundigen; aber er hatte Ubu und Maria schon öfter Fragen zu Texten gestellt, und die Antworten waren nicht sehr hilfreich gewesen.
    Er schwebte in dem leeren Raum.
    Ja, dachte er. Nein.
    Er wurde in die menschliche Denkweise hineingezogen, vom kalten, trostlosen Hauch des menschlichen Traums berührt, und ihre Götter erschienen ihm und verlangten etwas von ihm.
    Sein Geist war vergiftet worden.
    Nach seiner Rückkehr zur Geliebten sollte er sich als lebensuntauglich melden.
    Er wünschte, er könnte den Synthesizer spielen, die tröstlichen Trommelschläge der Geliebten hören. Aber die schöne Maria hatte ihn davon unterrichtet, daß ein Besucher an Bord der Runaway war, der nichts von Zwölfs Anwesenheit wissen durfte, und ihn gebeten, sich im Hilfskontrollraum einzuschließen und nichts zu tun, was die Aufmerksamkeit auf ihn lenkte.
    Und plötzlich zog jemand an der Schirmtür, die zum Rumpfkorridor draußen führte. Alarmschläge dröhnten in Zwölfs Innerem.
    Wieder ein Rütteln an der Tür. »Hallo?« Eine fremde menschliche Stimme.
    Erschreckende Gedanken rasten durch Zwölfs Hirn. Vielleicht würde er wegen seiner Genstruktur weggeschleppt werden, wie Kirstie in dem Illustreifen.
    »Ist da jemand?«
    Zwölf sah, wie sich das schwache Türschloß auf und ab bewegte, als der Mensch draußen an der Tür rüttelte. Wenn er in der Schwerelosigkeit eine Hebelwirkung ausüben konnte, würde er die Tür mit Leichtigkeit aufbekommen, das war Zwölf klar.
    Er mußte schnell etwas tun. Menschliche Worte wirbelten ihm durch den Kopf.
    »Wer ist da?« Er sprach laut, mit Ubus Stimme.
    »Oh.« Zwölf hatte das Gefühl, daß der andere überrascht war. »Verzeihung, Schiffsführer. Hier ist Kit de Suarez. Ich wußte nicht, daß jemand hier ist.«
    »Ich bin beschäftigt. Ich kann jetzt nicht reden. Bitte geh weg.«
    »Ja. Tut mir leid, Schiffsführer. Ich wollte mich bloß mal umsehen.«
    » Adieu! « Zwölf brachte das Geräusch mit solcher Lautstärke hervor, daß sein Voder unter der Anstrengung heftig summte. Seine Herzen rasten, als er in die Stille horchte und hoffte, daß er sich nicht durch seine Unbeherrschtheit verraten hatte.
    Im Korridor war nichts mehr zu hören. Das Schloß wurde keiner weiteren Belastungsprobe ausgesetzt.
    Erst als er sich wieder beruhigt hatte, erinnerte er sich an den Namen des Eindringlings. De Suarez.
    Der menschliche Gott hatte ihn vor diesem Namen gewarnt.
    Erneut gingen in seinem Geist die Alarmtrommeln los. Er würde Ubu und Maria von der Sache erzählen müssen, sobald die Eindringlinge das Schiff verlassen hatten.
    Aber der menschliche Gott hatte ihm befohlen, die Information für sich zu behalten. Zwölf dachte lange darüber nach.
    Er beschloß, zunächst mehr herauszufinden, ehe er eine Entscheidung traf.

    Ein Tsunami der Angst durchflutete Kit de Suarez, als er die Leiter heruntersprang. Er hatte sich verraten.
    Trotzdem, er wußte jetzt, daß im Hilfskontrollraum etwas vorging. Ubu war hinter der geschlossenen Schirmtür mit irgend etwas beschäftigt. Vielleicht setzte er einen Kurs über die Grenze hinaus ab, um zu der vergessenen menschlichen Siedlung zurückzukehren und neue Fracht aufzunehmen. Es konnte auch sein, daß er dort ein Artefakt versteckt hatte – ein recht merkwürdig riechendes Artefakt obendrein –, das einen Hinweis darauf geben würde, wo die Runaway gewesen war.
    Vielleicht spielte Ubu auch nur mit seinem neuen Papagei.
    Schwerkraft sang in Kits Innenohr. Er stieg von der Leiter auf die gepolsterte Stelle am Boden und ging dann gegen die Drehrichtung zum Salon auf der zweiten Ebene.
    Marias Stimme erklang immer noch abwechselnd mit Stimmen von der Kommunikationstafel. Kit konnte nicht verstehen, was sie sagten. Er wartete draußen vor der Tür und versuchte sich eine plausible Geschichte auszudenken, wie es kam, daß er bei dem Versuch ertappt worden war, in den Hilfskontrollraum hineinzugelangen. Ihm fiel nichts ein.
    Die Unterhaltung drinnen endete. Die schöne Maria schob die Schirmtür auf und lächelte Kit entschuldigend an. »Du hättest dein Bier mitnehmen sollen«, sagte sie.
    Er lächelte gezwungen. »Dann trink ich halt jetzt welches.«
    »Tut mir leid. Ubu und ich kommen

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